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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Bredt, Ernst Wilhelm: Richard Riemerschmids Schauspielhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0310

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Richard Riemerschmids Schauspielhaus.

465 u. 466. Münchener Schauspielhaus — Richard Riemerschmid. — Untere Garderobe.

ist echt, d. h. im beschleunigten chemischen Prozeß
gewonnen. Der Aünstler will also hier der Natur
des Materials durch alle Mittel die gewünschte künst-
lerische Wirkung er-
zielen lassen. Ur
sprünglich wollte
er auch das kon
struktive Relief der
schweren, wie ge-
wachsenen Beton-
feiler im Vorplatz
noch etwas tönen
— nur um das
konstruktive mehr
zu betonen. Ich
weiß nicht, weshalb
der Aünstler da-
von abgesehen hat.
Jedenfalls wäre es
neu und merkwür-
dig, gerade für einen
Vertreter spontanen
Aunstausdrucks.
Bisher scheute man
sich — selbst die

„Palastkünstler" hüteten sich — den Stein zu färben.
Die Lösung der „Nkaterialfrage" wird also nicht ver-
einfacht. Und mir scheint es ohne weiteres richtig,
- daß aus künstlerischen Rücksichten jedes Material
eine Verbesserung oder äußere Veränderung verträgt.
Nur: (Zuocl liest jovi non licet bovi!

Bezieht sich jene etwa beabsichtigte Färbung des
Steinreliefs auf die künstlerische pebung, so ist
Riemerschmid in der Vorhalle eine äußerst will-
kommene künstlerische Täuschung gelungen. Die
beiden Eingangswege, die durch das Vorderhaus
führen, laufen nicht parallel. Durch die Bildung
einer großen Nische, in der eine ganz behagliche
Bank die Wartenden aufnimmt, wird, die unsymme-
trische Anlage des Vorraumes völlig unbemerkbar.

Doch ist im übrigen die architektonische Anlage
des Theaters das Werk der Architekten Peilmann
und Littmann, denen es alle Ehre macht.

Die breiten Thüren, die in die Garderoben und
zu den Seiteneingängen des Zuschauerraumes führen,
sind konstruktiv abweichend von unseren meist ge-
bräuchlichen Thüren gebildet (Abb. ^60). Statt daß
der palbkreis, den hier die beiden Glasteile der
Flügel bilden, nach oben, also thorartig sich schließt,
ist hier — und auch bei anderen „Modernen" fällt

^67. Münchener Schauspielhaus.
Gitterthürchen, ausgeführt von
Steinl cken & Lohr, München.

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