Die Jubiläumsfeier des Bayerischen Uunstgewerbevereins
Wenn, leider des
wesentlichen Schmuckes
„der Farbe" entkleidet,
von den Puppen die
Zeitschrift für Kunst und
Handwerk eine ganze
Serie bringt, ist das
schier notwendig, um zu
zeigen, wie vielgestaltig
und wie mit feinem
künstlerischen Sinn hier
Frauensinn, fernab von
kunstgewerblich geschul-
ter Art, iu häuslicher
Landarbeit ein und
dieselbe Aufgabe ver-
schieden und doch immer
gut, mitunter höchst ori-
ginell gelöst. — Ls ist
aber auch ein erfreu-
liches Zeugnis, wie
Kunstverständnis und
Geschmack ein Gemein-
gut so Vieler geworden
ist in Familie und
paus.
Spic
Nichts ist so leicht und doch so schwer, als für
Ainder-5inn und Rinder-Art das Richtige zu treffen.
Das kommt daher, weil wir die Rinder unterschätzen
und mit allem praktischen Verstand im aufreibenden
Kampf unserer Tage nur schwer uns zurückzuver-
setzen vermögen in die
eigene sorglose Rinderzeit.
Im positiven Wissen,
mit dem logischen Ur-
teilen und Denken geht
leider nur zu oft die
Phantasie verloren —
die Phantasie, die so reich
in Kopf und perzen des
Rindes wohnt. Wie selbst-
verständlich verkehren vor
dem geistigen Rindesauge
die Zwerge in gold-
und edelsteingeschmückten
Schlössern, wie natürlich
verwandeln sich in Kronen
tragende Prinzen die
Frösche und Bären. Wie
sind Wasser, Erde und
pimmel belebt mit Wesen,
für die unser Auge blind
geworden! Was wir
an die Stelle setzen, ist
nüchtern und arm.
Beim Spielzeug ist's
nicht anders. Wer hat
nicht schon gesehen, wie
statt der Puppe oft ein
Scheit polz denselben
Dienst versieht, wie das
Rind seine ganze Zärt-
lichkeit daran verschwen-
det, wie die eingebildete
Puppe in Tücher ge-
wickelt und eingeschläsert
wird oder wie sie mit-
essen darf vom gleichen
Stückchen Brot und aus
der gleichen Schüssel;
oder wie der Zunge als
Wagen eine zerbrochene
Riste zieht und der nächst-
beste Stock als Reitpferd,
mit einem Ernst geritten
wird, als ob es gelte,
das wildeste Tier zu
zähmen!
Ubechanik und kunstvolle Geschicklichkeit ver-
binden sich heute, um die Kinderstube mit Spielzeug
aller Art, mit eleganten Wagen, mit nach neuester
Mode gekleideten und frisierten puppen, mit ge-
schirrten und gezäumten Pferden — mit von den
Alten bewunderten wahren Schaustücken auszustatten.
- Gewerbsame Künstler
haben alles für die Kinder
bis ans Ende ausgedacht.
Der eigenen Phantasie
des Kleinen bleibt nichts
zu thun mehr übrig. —
Wie ungleich mehr ist da
dem Kind gelassen, das
aus alten Fetzen die zer-
brochene polzpuppe selber
kleiden darf, denr Buben,
der sein pferd aufzäumt
mit Bindfadenresten und
Bändern, der aus Spulen
Räder an die vom Vater
erhaschte Tigarrenkiste
macht und mit Stolz
sein eigenes mechanisches
Kunstwerk nun sich fort
— Das
Rinder-
s;8. kfolzwaren von Rud. v. Seitz und dessen Schülern.
bewegen sieht!
einfache, echte
5;g. puppe von Frl. Rathi Dietrich.
Wenn, leider des
wesentlichen Schmuckes
„der Farbe" entkleidet,
von den Puppen die
Zeitschrift für Kunst und
Handwerk eine ganze
Serie bringt, ist das
schier notwendig, um zu
zeigen, wie vielgestaltig
und wie mit feinem
künstlerischen Sinn hier
Frauensinn, fernab von
kunstgewerblich geschul-
ter Art, iu häuslicher
Landarbeit ein und
dieselbe Aufgabe ver-
schieden und doch immer
gut, mitunter höchst ori-
ginell gelöst. — Ls ist
aber auch ein erfreu-
liches Zeugnis, wie
Kunstverständnis und
Geschmack ein Gemein-
gut so Vieler geworden
ist in Familie und
paus.
Spic
Nichts ist so leicht und doch so schwer, als für
Ainder-5inn und Rinder-Art das Richtige zu treffen.
Das kommt daher, weil wir die Rinder unterschätzen
und mit allem praktischen Verstand im aufreibenden
Kampf unserer Tage nur schwer uns zurückzuver-
setzen vermögen in die
eigene sorglose Rinderzeit.
Im positiven Wissen,
mit dem logischen Ur-
teilen und Denken geht
leider nur zu oft die
Phantasie verloren —
die Phantasie, die so reich
in Kopf und perzen des
Rindes wohnt. Wie selbst-
verständlich verkehren vor
dem geistigen Rindesauge
die Zwerge in gold-
und edelsteingeschmückten
Schlössern, wie natürlich
verwandeln sich in Kronen
tragende Prinzen die
Frösche und Bären. Wie
sind Wasser, Erde und
pimmel belebt mit Wesen,
für die unser Auge blind
geworden! Was wir
an die Stelle setzen, ist
nüchtern und arm.
Beim Spielzeug ist's
nicht anders. Wer hat
nicht schon gesehen, wie
statt der Puppe oft ein
Scheit polz denselben
Dienst versieht, wie das
Rind seine ganze Zärt-
lichkeit daran verschwen-
det, wie die eingebildete
Puppe in Tücher ge-
wickelt und eingeschläsert
wird oder wie sie mit-
essen darf vom gleichen
Stückchen Brot und aus
der gleichen Schüssel;
oder wie der Zunge als
Wagen eine zerbrochene
Riste zieht und der nächst-
beste Stock als Reitpferd,
mit einem Ernst geritten
wird, als ob es gelte,
das wildeste Tier zu
zähmen!
Ubechanik und kunstvolle Geschicklichkeit ver-
binden sich heute, um die Kinderstube mit Spielzeug
aller Art, mit eleganten Wagen, mit nach neuester
Mode gekleideten und frisierten puppen, mit ge-
schirrten und gezäumten Pferden — mit von den
Alten bewunderten wahren Schaustücken auszustatten.
- Gewerbsame Künstler
haben alles für die Kinder
bis ans Ende ausgedacht.
Der eigenen Phantasie
des Kleinen bleibt nichts
zu thun mehr übrig. —
Wie ungleich mehr ist da
dem Kind gelassen, das
aus alten Fetzen die zer-
brochene polzpuppe selber
kleiden darf, denr Buben,
der sein pferd aufzäumt
mit Bindfadenresten und
Bändern, der aus Spulen
Räder an die vom Vater
erhaschte Tigarrenkiste
macht und mit Stolz
sein eigenes mechanisches
Kunstwerk nun sich fort
— Das
Rinder-
s;8. kfolzwaren von Rud. v. Seitz und dessen Schülern.
bewegen sieht!
einfache, echte
5;g. puppe von Frl. Rathi Dietrich.