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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Der XI. Delegierten- und der Kunstgewerbetag zu München vom 29. Juni bis 3. Juli, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0352

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Der XI. Delegierten- und der Runstgewerbetag zu München.

(Der XI. (Delegierten- und der
Aunstgeiverßetag ^u (München^
vom 29. (suni 6ib 3. Juki.

(Schluß.)

ienstag, den 2. Juli, vormittags
9x/2 Uhr, Fortsetzung der Verhand-
lungen Vortrag von Prof. Vr. Gg.
v. Mayr-München über Kunstge-
werbe und Zollpolitik. Redner
spielt in seiner Einleitung aus die erbitterten Zoll-
kämpfe unserer Tage an und stellt es als ein
Glück hin, daß die Erörterung von „Kunstgewerbe
und Zollpolitik" uns nicht auf die Wahlstatt des
wirtschaftlichen Bürgerkrieges hinleitet. Die Elite
der künstlerisch schaffenden Gewerbetreibenden, die
nicht durch die Masse, sondern durch die Schönheit
ihrer Arbeit sich von der breiten Menge der natio-
nalen Güter-Erzeugenden unterscheidet, muß und
darf in der Zollpolitik eine gesonderte Stellung ein-
nehmen. Denn die Erzeugnisse der Kunstgewerbe-
treibenden steigern die Ethik und die Kultur der
Massen, und deshalb muß dem Aunstgewerbe eine
besonders günstige wirtschaftliche Basis geschaffen
werden. Der Elite der Gewerbetreibenden, den
Aunstgewerbetreibenden, steht die Elite der Konsu-
menten gegenüber; sie gehören in diesen: Fall durch-
wegs den reichen Klaffen an. Zhnen braucht der
Bezug von Kunstgegenständen vom Ausland her
nicht besonders verbilligt zu werden. Wir haben
also hier in der Zollpolitik freies Feld und brauchen

9 Im ersten Teil unseres Berichtes über den Muiift-
gewerbetag hat bei der Debatte über die Pflege des Dilettantis-
mus eine Namensverwechselung stattgefunden, indem (S. 302,
letzte Zeile) Direktor Wallheincke-Leipzig an Stelle von Professor
Walde- Leipzig als Redner verzeichnet wurde.

Die Schriftleitung.


549. Zinnvasen nach Entwürfen von Jgn. Taschner, aus-
geführt von Steinicken & Lohr.

550. Glas-Bude.

; kaum das „garstig zollpolitische Lied" zu fürchten.
„Ferdinand v. Miller hat vor 25 Jahren sich be-
nrüht, dem deutschen Kunstgewerbe einen Platz an
I der Sonne zu schaffen. Damals mußte ich in meiner
Stellung als Reichskommiffarius mit v. Miller ge-
zwungen in Gegensatz treten, peute bin ich frei.
Da drängt sich mir bei den zollpolitischen Erwä-
gungen vor allem die Frage auf: Verträgt das
Kunstgewerbe überhaupt einen Schutzzoll?" jeden-
falls soll der heimischen Produktion durch die Schutz-
politik das Recht der Erstgeburt gewahrt werden. Bei
Nahrungsmitteln kann man über den Schutzzoll streiten,
aber in den Kunstgewerbe muß der heimischen Produk-
tion jedenfalls eine bevorzugte Stellung gewahrt werden.
Deutschlands Kunstgewerbe kann auch den Bedarf
völlig decken. Nur muß auch der Konsument noch
freier erzogen, insbesondere zum Nationalstolz er-
zogen werden, damit er nicht das Ausland und dessen
Erzeugnisse unter allen Umständen vorziehe. Auch
der Staat sah dies von jeher ein, und deshalb schloß
er zwar das ausländische Kunstgewerbe nicht aus,
er beschränkte aber mit den ihm zustehenden Mitteln
der Zollpolitik die allzugroße Zufuhr. Seit 25 jahren
ist das Bedürfnis des Schutzes der heimischen Kunst-

Kunst und Handwerk. 5P Iahrg. Heft JJ.

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