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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 51.1900-1901

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Groeschel, Julius: Joseph Schmitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.7003#0374

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Joseph Schmitz.

S8I. Kirche in Grünmorsbach; erbaut von Joseph Schmitz, Nürnberg.

dort in Anspruch genommen. So vermag er manch-
mal nur in großen Zügen seine Absichten hinzuwerfen,
während die Durchbildung im einzelnen den Dunst-
Handwerkern unter steter Nachsicht des Architekten
überlassen bleiben muß. Auf diese Weise regt er
aber begabte Weister künstlerisch in hohem Alaße
an und beeinflußt sie, wie den Bildhauer Heinrich
Bchiestl in Würzburg, zu schönen Leistungen, die
durchaus in seinem Geiste gehalten bleiben.

paben wir aus allen diesen Leistungen den
Dünstler von seiner ernsten, epischen Beite kennen
gelernt, so ist es der Vollständigkeit dieser Bkizze
wegen angezeigt, ihn auch iin Gefolge der heiteren
Dunst kurz zu würdigen.

Angemein poetisch und der Natur angepaßt ist
der von Bchmitz für den Bchmiedstein in Reichenberg
in Böhmen entworfene und ausgeführte Aussichts-
turin. Nicht unvermittelt aufgetürmt, wie so viele
solcher Türme, ragt dieses Bauwerk auf der pöhe,
sondern Bchmitz läßt denselben als Rest einer mittel-
alterlichen Burg im Zusammenhang mit einigen
übrig gebliebenen Gebäulichkeiten, umgeben von
Wau er und Graben erscheinen und beweist sich hier
so recht als Romantiker, dessen Poesie jedoch nicht
auf dem pörensagen und unklarer Denntnis der
Vergangenheit fußt, sondern der von gründlicher
Vertrautheit mit dem Alten ausgehend dieses Gedicht

geschaffen hat und sich trotz seiner Poesie über die
baulichen Bedingungen jener Zeit vollkommen klar
geworden ist (Abb. 604; u. 603).

Von noch mehr materieller Beite haben wir
Bchmitz aus der Landesausstellung in Nürnberg j896
kennen gelernt. Aber in welch poetischer Form wußte
er dort der Aufgabe, behagliche Weinstuben zu
schaffen, gerecht zu werden! Tr verlegte sie in eine
alte Burg, die sich in den Ruinen zerfallener Dloster-
gebäude eingenistet hat. Abb. 606 zeigt einen Innen -
raum aus jener reizenden Anlage, die sich ungemein
stimmungsvoll in die Parkanlagen einschmiegte.

Ts ist ein poetischer Winkel Alt-Nürnbergs, jenes
Btückchen Bauhof zur Beite des Westchors von Bt.
Bebald, den ausgewechselte und der Ergänzung be-
dürftige Bauteile der Dirche, Riesen, Bteinfiguren
u. s. f. erfüllen, und an dessen Beite dicht umrankt die
Bauhütte sich befindet. Aus dem Erdgeschoß tönt
der klingende Weißel des Bteinmetz, oben aber waltet
der Dünstler, und manch Wodell und Projekt führt
uns mitten hinein in seine Thätigkeit. Pier schafft
er, nur seinen künstlerischen Aufgaben lebend, mit
rastlosem Fleiß in stiller Zurückgezogenheit. Nur mit
Werken, nicht mit Worten tritt er aus derselben
hervor. Beine Arbeiten zeugen von Draft und Be-
wußtsein, sind aber dabei voll tiefer Poesie, einer
innigen Lebenswärme, und erhalten gerade durch die

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