Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

DOI Artikel:
Erläuterungen zu Berlepschs Innen-Ausschmückung der Villa Tobler in Zürich
DOI Artikel:
Kleine Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0035

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Uleine Nachrichten.

58. Farbiger Fries zu Uni-Tapete. Ges. gesch.

völlig verfehlten ästhetischen Drills empfänglich zu
machen, sondern vor allem dafür, die Schönheit der
Form und der Farbe am Original, wie die Natur
es geschaffen, erkennen 511 lernen. Haben wir uns
erst einmal fo hoch emporgefchwungen, lassen wir
die Kinder ihre Augen nicht mehr ruinieren durch
nächtliche Arbeit bei der Lampe, dann wird auch die
Frage der Gestaltung unseres Heims eine ganz andere
werden, auch in der Mietskaserne, denn einfache und
hübsche Ausstattung läßt sich überall durchführen,
wenn man nur will. Aber unsere Hausbesitzer wollen
zum guten Teil nichts wissen vom Rate Verständiger,
trotzdem ihnen ja fast durchwegs die' einfachsten
Begriffe von dem, was wohlthuend auf das Auge
wirkt, fehlen. Eines der bösesten Kapitel dabei ist,
wie schon zuvor bemerkt, die Art der Wand-Dekoration.
Warum die Wand nicht schlicht in einem Tone halten,
der nach oben in einen Fries ausspringt, dessen
Hauptfarbe jene der Wand ist? Oder wenn das
nicht möglich ist, warum dann die einfarbig gehaltene
Wand nicht mit einem breiten, farbigen Abschluß
behandeln? Noch ist eine dritte Möglichkeit gegeben,
falls die Wand ein Muster zeigt. Das Muster selbst
gehe oben logisch in einen friesartigen Abschluß
über. Es gibt ja im Grunde genommen nichts
sinnwidrigeres, als ein Wandmuster einfach in be-
stimmter Höhe abzuschneiden, es förmlich zu köpfen
durch eine darüber gelegte horizontale Linie!

Stelle inan sich vor, solch eine Tapete enthalte,
wie dies bei modernen Fabrikaten mehrfach der Fall
ist, Darstellungen von Lebewesen, z. B. von Fla-
mingos, und das Muster sei schräg angeordnet, was
bleibt anderes übrig, als daß da und dort geköpfte
Vögel an der Wand hängen! Das sind Dinge, mit
denen gar nicht radikal und rücksichtslos genug auf-
geräunrt werden kann. Soll die Tapete resp. die

Wand durchaus ein Muster bekommen,
gut, dann werde es in den Tönen
so gehalten, daß dieselben schon aus
kurze Distanz in eins zusammenschwim-
men, die Farbkontraste mithin nicht zu
schreiende sind. Das läßt sich leicht
machen, und es steht nur zu hoffen,
daß hier etwas zur Geltung komme,
was bis jetzt immer mit einer
gewissen Geringschätzung behandelt
wurde: „Die Schablone". Zn der
Hand von Künstlern ist dieses Hilfs-
mittel ein Ding, mit dem sich Vor-
zügliches erreichen läßt und es dürfte
vielleicht einmal die Zeit koininen, wo
man im wegwerfenden Sinne nicht inehr
von: „Schablonenhaften", sondern

vom „Tapeten-artigen" spricht. Darüber specieller
zu sprechen, gibt sich vielleicht einnral Gelegenheit in
einem Aussatz über „die Schablone", deren Wert im
guten, künstlerischen Zinne nur garrz wenige kennen
und darunter am Besten die Japaner.

Steine Nachrichten.

(Vereine, Museen, Schuten, ÄusskeKtungen,
Mett8ewer8e gc.

^>ie kunstgewerbliche Ausstellung für -Bekleb
düng, die Ende September vom „Verband
Modenakademie zu Leipzig" veranstaltet wurde, konnte
nur zum kleinsten Teile künstlerisch befriedigen. Eine
Reihe dilettantischer Leistungen mußte jeden Kunst-
freund verstimmen. Zudem wirkten die wenigen aus
der Dresdener Kunstausstellung ausgestellten Kleider
künstlerischer, weil sie nicht wie hier neben Mode-
journalen und Schuhwaren, Nähseidenaufstapelungen,
Korsetts und noch diskreteren Bedarfsartikeln unserer
Damen zu sehen waren. Weshalb hat man nicht
statt dessen wenigstens eine Reihe künstlerisch ent-
worfener Seidenstoffe ic. ausgestellt? Das tiefe
pseudokünstlerische Niveau des Ganzen konnte durch
die wenigen guten künstlerischen Arbeiten nicht gehoben
werden. So dünkelhaft schon das Wort „Moden-
akademie" klingt, so hohl klang der Ton des Vor-
wortes zum Katalog: »Ars longa vita brevis« würde
selbst für eine wirklich künstlerisch geleitete Kleider-
ausstellung ein unpassendes Motto sein. Aber wohl
nur „akademisch gebildete" Schneider können meinen,
es käme darauf an, „künstlerischen Schwung" in die
Kleidung zu bringen. Oder handelt es sich wirklich
darum, „die neue künstlerische Tracht" zu schaffen?

2-t
 
Annotationen