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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Des Kunsthandwerks junge Mannschaft , [6] : Ernst Riegel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0058

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Des Uunsthandwerks junge Mannschaft.

S7. Deckelpokal, Entwurf von <£. Riegel, München.

herübergenommen, was auch wirklich ausführbar
ist. Darauf beruht ja stets die richtige Stilisierung,
daß Technik und Naturform sich miteinander ver-
tragen. Ze mehr die Naturform der Technik nach-
gibt, um so mehr wird der Gegenstand immer für das
Material charakteristisch erscheinen; je getreuer die
Technik die Naturform nachbildet, unr so mehr wird
der Gegenstand die für seine Zweckbestimmung und
sein Material bezeichnende Erscheinung preisgeben.

Selbstverständlich können gewisse für bestimmte
Zwecke im Laufe der Zeiten sestgelegte Typen nicht
ohne weiteres beseitigt werden; es kann hier nur
versucht werden, innerhalb der durch die sest-
steheuden Forderungen gezogenen Grenzen Neues zu
bieten. Besonders schwierig ist dies beim Airchen-
gerät; der Meßkelch, Abb. 6j, schließt sich ja so-
wohl in seinem Gesamtausbau wie in der Einzel-
behandlung an romanische Formen an — eigenartig
ist aber doch die Profillinie der Auppa und die
Verwendungsweise des Filigrans, der knieenden
Engel, des Rebenfrieses. Noch inehr nähert sich
Riegel alten Arbeiten in dem dreibeinigen Silber-
becher, — zugleich das einzige Stück, von dem man
vermuten könnte, daß es noch vor „Einbruch" der
neuen Ära entstanden ist. Daß Riegel auch bei
spezisisch modernen Ausgaben wie der Petroleum-
lampe nach eigenartigen, charakteristischen Lösungen
sucht, liegt bei ihn: als Metalltechniker besonders
nahe. Von seinen Versuchen in dieser pinsicht
haben wir schon früher (z. B. j899, E. s60) Proben
gebracht. Auch bei der vorliegenden Abb. 69 legte
er mehr Wert auf höchste Standfestigkeit als auf
leichte Beweglichkeit; als Studiertischlampe, die eine
geringe pöhe verlangt, aber durch ihre breite Basis
und ihr behäbiges Gewicht dem Umgestoßenwerden
durch schwere Folianten möglichsten Widerstand
entgegensetzt, kann sie in dieser Gestalt ganz am
Platze sein.

Wie diese Lampe, der zierliche pandleuchter, die
Schnruckkassette, so sind auch Riegels Schmucksachen
völlig im Geiste der Gegenwart gedacht; auch das
gelegentlich des Zubiläumsfestes des Bayer. Aunst-
gewerbevereins entstandene Festabzeichen (Abb. 76)
gehört hierher. Zeigen all diese Dinge, daß der
entwerfende Aünstler sich stets bewußt blieb, was
sich aus seinem Material machen läßt und wie viel
man ihm zumuten darf, so beweisen anderseits die
Entwürfe zu einem Aisten und zu pohlgläsern,
daß er auch andere als die seinem engeren Fach
angehörende Gestaltungsbedingungen versteht und
zu erfüllen weiß. Die Gläser z. B. haben gegen-
über andern „modernen" den ganz entschiedenen
Vorzug, daß man auch aus ihnen trinken und daß

— Htz —-
 
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