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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Bredt, Ernst Wilhelm: Martin Dülfers neuere Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0073

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95. Festdekoratioii im Kaimsaal (für eine „Immergrün"-Redoute) von Architekt Martin Diilfer.

Martin (Vükfevb neuere (Kauten.
(Von Dr. S. TU. Kredt.

zwei Begriffen wird in der gegen-
wärtigen zünftigen und freien
Aunstkriti? ein Unfug getrieben,
der sich nun wohl bald selbst ge-
richtet haben dürfte.

Während der Begriff der künst-
lerischen Persönlichkeit durch allzu häufigen Ge-
brauch leer, in seinein Werte bedenklich herabgesetzt,
durch die Verquickung mit der Vorstellung des sen-
sationellen schief geworden ist, streitet man sich mit
immer größerer Heftigkeit un: den Begriff und Wert
der Wtaterial echtheit wie um des Aaisers Bart.
Ulan hat zu sehr versäumt, aus der Fülle von
Fällen, die Kunstwerke alter und neuester Zeit dazu
liefern, wenigstens einige sich genau daraufhin an-
zusehen. Andernfalls wäre man zu dem Resultat

gekommen, daß der Kernpunkt der Frage anderswo
liegt, daß immer des Künstlers schaffen dahin geht,
dem gegebenen Material einen höheren als den ihm
von Natur innewohnenden Wert zu geben.

Wenn der Kunstfreund den gegenwärtigen Miß-
brauch beider Worte, durch die wir gerade um
manchen lieferen Genuß gekommen sind, beklagt, so
wird er dahinter doch ein Zeichen unserer künstlerischen
Thätigkeit und Ziele erkennen müssen, das ihn
über die Schäden einer nur zu billigen Kritik
reichlich trösten kann. Mag heute von vielen ver-
gessen werden, daß nichts anderes als das zielbewußte
Verfolgen und Ausgestalten eigener Art die Persön-
lichkeit kennzeichnet und niemals das „echte" oder
„unechte" Material den künstlerischen Wert bestimmt
so stellt es doch einen gewaltigen Fortschritt im
Schaffen wie im Beurteilen der Kunstwerke dar,
wenn unser Auge gerade in unserer kosmopolitischen,
nach neuem „Stil" ringenden Zeit so sehr für das
„persönlichere" geschärft worden und anderseits der

Aunst und Handwerk. 52. Hahrg. Heft 5.

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