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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Gefährdung des Heidelberger Schlosses
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0080

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Gefährdung des Heidelberger Schlosses.

>05. Miethäuser au der Friedrichstraße (gegeuüber deur Garteu des Prinz Leopold-Palais, vgl. S. 73),
von Architekt Martin Dülfer, München (>893/99).

des Schlosses nicht in Betracht komme. Erneuerungen
sollten erst dann vorgenommen werden, wenn das
Bestehende sich nicht mehr ausbessern läßt".

Es ist uns nicht bekannt, ob die badische Re-
gierung diesen Aommissionsbeschluß zu dem ihrigen
gemacht hat; Thatsache ist, daß sie Erneuerungen
hat vornehmen lassen und noch weitere plant, während
vielfach die Überzeugung herrscht, daß jener Fall,
für welchen die Rommission erst Erneuerungen in
Betracht gezogen wissen wollte, nicht eingetreten war.
Die badische Regierung beschloß Ende (89^ die
Restaurierung des die Witte der Nordfront über der
Terrasse bildenden Friedrichsbaues und betraute
bald darauf den damals an die Aarlsruher Hoch-
schule berufenen Gberbaurat Schäfer mit deren Durch-
führung.

Das Ergebnis dieser Restaurationsarbeit hat
einerseits die badische Regierung zu dem plan er-
mutigt, nun auch den Gtto-Peinrichsbau von dem
gleichen Aünstler restaurieren zu lassen, — anderseits
aber verständige und warmherzige freunde der alten
deutschen Aunst nachdenklich gemacht und zu ent-
schiedener Stellungnahme gegen den bereits aus-

gearbeiteten plan zur „Wiederherstellung" des Mtto-
peinrichsbaues veranlaßt.

Was ist denn mit dem Friedrichsbau geschehen,
daß man Ursache zu Besorgnissen wegen weiterer
Restaurationen zu hegen berechtigt ist? Tornelius
Gurlitt i) sprichts unumwunden aus: „Die moderne
Restauration hat sich sicher ganz genau an das Alte
gehalten, als sie sie so sorgsam verjüngte: Es ist ja
wohl gar nicht sehr viel an der Fassade geschehen!
Ein paar Statuen erhielten die ihnen fehlenden Röpfe,
ein paar beschädigte Gesimse wurden ausgebessert,
ein paar Schornsteine aufgebaut: Gewiß alles

durchaus stilgerecht. Dafür bürgt des Restaurators
ausgezeichneter Name. — Aber, was hat der Bau
dabei nicht alles verloren?! Es ist aus dein ehr-
würdigen, Weltgeschichte predigenden Gemäuer ein
spiegelblankes, nettes, glattes Riesending geworden,
von den: man nicht recht einsieht, warum es nicht
neben seinen nicht minder vortrefflichen Nachbildungen
aus der Leipzigerstraße steht, und dem für uns
Woderne das Firmenschild einer Aktienbank geradezu

*) Dresdener Nachrichten vom \7. November.

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