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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Zwei-Brunnendenkmal-Konkurrenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0167

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256. Platz für das Wittelsbacher Brunnen-Denkmal in Zweibrücken mit dem Schloß im Hintergrund.

Iwei KrunnendenKmakr
Konkurrenzen.r)

m dieselbe Zeit etwa, als von

dem letzten Denkmal der Berliner
Siegesallee die hülle fiel, und

diese merkwürdige Schöpfung eines
ausgeprägt dynastischen Selbst-
gefühls in ihrer endgültigen
Vollendung der Gegenstand einer lebhaften Dis-

kussion war, fand in München eine Ausstellung
von Konkurrenz - Entwürfen für zwei öffentliche
Denkmäler statt, die in den Städten Zweibrücken
und Reichenhall aus Staatsinitteln errichtet werden
sollen, Hast unbemerkt gingen diese beiden, be-
scheiden inscenierten Ausstellungen vorüber, und

selbst dem näher Interessierten war es infolge der
willkürlich auf nur wenige Stunden beschränkten
Dauer nicht möglich, die eingesandten Modelle und
Pläne mit wünschenswerter Muse zu studieren. Und
doch verdienten die eingesandten Arbeiten, deren
Autoren zumeist der jüngeren Bildhauergeneration
angehören und sämtlich in Bayern lebende, nur mit
wenigen Ausnahmen über die Landesgrenze hinaus
bekannte Künstler sind, sicher vom Standpunkte der

i) Die meisten der in dieser Nummer abgebildeten Arbeiten
sind aus Wettbewerben hervorgegangen, die preisgekrönten
Bilder bezw. Modelle sind mit * gekennzeichnet.

Kunstgeschichte aus mindestens dieselbe Beachtung
wie jene berühmte Denkmälerallee in Berlin. Dort
ängstliches Festhalten an dem längst zur Schablone
erstarrten Typus des traditionellen Hürstendenkmals,
hier eine erfindungsreiche Mannigfaltigkeit an Ideen
und Motiven, darunter zwar mancherlei Unaus-
gegorenes, Unfertiges und Eigenwilliges, aber durch-
aus erfreulich durch die bewußte Abkehr von der
akademischen Konvention. Ein gesunder Horror vor
jener dekorativen Zuckerbäckerei in Gips und Marmor,
die in Berlin ihre Triumphe feiert, scheint hier
endlich siegreich durchgebrochen zu sein. Wenn man
dort sich nicht scheut, die barocksten Gipsdekorationen,
die allenfalls in Horm von ephemeren Triumphal-
skulpturen u. dgl. eine Berechtigung haben, skrupellos
in Marnior zu übertragen oder in Bronze abzu-
gießen, so ist hier in diesem jungen Künstlerkreis
das Gefühl für die Bedingungen des Materials
einerseits und der Sinn für die architektonischen
Grundbedingungen aller großer Plastik wieder lebendig
geworden. Man modelt keine Kostümpuppen mehr,
und so äußerlich es scheint, so wichtig ist es in
symptomatischer pinsicht, daß fast durchweg an
die Stelle der noch vor wenigen Jahren auch in
München so beliebten Antragarbeit in siüssigem
Gips, das Schneiden in fester Masse getreten ist, eine
Technik, die man sogar bereits zu einer gewissen Vir-
tuosität ausgebildet hat. Die Festigkeit des Materials
ist nur scheinbar ein Hindernis für das künstlerische

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Kunst und Handwerk 52. Iahrg. Heft 6.

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