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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0194

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Chronik des Bayer. Kunftgewerbevcreins.

205. Silbergürtel aus Bagdad (Brettchenweberei; aus dem Buche von M. Lehmann-Fi lhös, f. 5. ;t^).

Mronik i>es VittZkriWen Runflgkwerßkvkrkins.

cSfPgcmctne (Vereinsnachrichten.

Oie Generalversainnrlnng des Vereins findet an,
;8. März statt.

Verkaurshalle. Am ;. März d. I. begebt Fräul. Anna
Le Fenbnre das Fest ihrer 25jährigen Thätigkeit als Buch-
halterin der verkaufshalle; zu diesen, Tage werden der Jubilarin
von seiten des Vereins besondere Ehrungen zugedacht.

Die vom verein veranstaltete Ausstellung „Die Kunst in,
Leben des Kindes" war von weniger als 2000 zahlenden Per-
sonen besucht, so daß die Ausgaben die Einnahmen um ein
NamHaftes übersteigen.

Mochenversaminkungen.

vierter Abend — den 26. November. — Vortrag von
Dr. E. W. Bredt über den Teufel in der Kunst. Die
künstlerische Phantasie hat von jeher den Tenfel widerlich,
monströs, häßlich dargestellt, so verführerisch er auch in, Leben
austreten mag, wo nicht feiten der Schrecken schrecklichster die
Schönheit ist. Bis heute hat sich der Typns des mittelalter-
lichen Teufels als des höllischen Nachrichters erhalten. Wo
das Böse dein Guten unterliegt, hat dem ersteren stets die Häß-
lichkeit Gestalt gegeben, und so wurde bei den Heiligenbildern
die Anfechtung des Teufels stets eine wirkungsvolle Folie.
Die Fratzen und Drachen in den Miniaturen bildeten den Nieder-
schlag des Entsetzens, den die milde, unkultivierte Mngebung
des Klosters — Wälder und Berge — dem Klosterkünstler ein-
flößten; ans solchen Randzeichnungen, aus ähnlich zu ver-
stehenden plastischen Gebilden wurde die Teuselsgestaltung
bereichert. Als selbständiges Kunstwerk ist der Tenfel nie
gebildet worden. °— Dogmatisch war der Teufel schon in,
5. Jahrhundert charakterisiert. In, Bilde erscheint er zuerst
als kleine eigentümliche Menschengestalt, die dem Besessenen ans
dem Munde fährt, und zur Karolingerzeit schon gelegentlich
furienartig, mit Schlangenhaaren, wie überhaupt die Schlange
immer das Symbol des Bösen war. In der Bibel sind Satan
und Drache identisch; das Bild der Schlange als Bild des Bösen
kommt in der Bibel gar nicht so oft vor. Zu allen Zeiten sah
man in der Schlange eine unheimliche Macht. Mit Recht wurde
von der Kirche die Schlange, die Königin der Kriechtiere, mit
ihrem fasrinierenden Blick für besonders geeignet gehalten, sie
in ein Bild des Teufels nmzugestalten. Wo von neueren Meistern

der Teufel vorwiegend als verführendes Wesen dargestellt wurde,
da nahm er die Gestalt eines sinnlichen Weibes au, das schön,
grausam, unerbittlich sein Dpfer an sich zieht. Felic. Rops,
Max Klinger, Franz Stuck haben für die moderne Auf-
fassung des Teufelsbildes treffliche Beispiele geschaffen. Die
Entwicklnngsgeschichte der Teufelsdarstellnngen führt uns den
lveg vom Schrecklichen durch das Lächerliche zum Schönen,
vom Kunstgewerbe zur Kunst. — Der mit vielem Beifall auf-
genommene Vortrag war begleitet von sehr zahlreichen Ab-
bildungen, unter denen die Blätter der oben genannten modernen
Meister einen hervorragenden Rang einnahmen; um so dank-
barer ist das Entgegenkommen anzuerkennen, das die Kunst-
handlung von Littauer und der Verlag von Franz Hanf-
stängl durch leihweise Überlassung der betreffenden Kunst-
blätter bewiesen haben.

Fünfter Abend — den 2. Dezember. — Bei Beginn der
versannnlung machte H. E. v. Berlepsch eingehende Mit-
teilungen über die an, Z5. Dezeniber zur Eröffnung gelangende,
vom Verein in, alten Rathaussaal einzurichtende Ausstellung:
„Die Kunst im Leben des Kindes" und forderte zu
regem Besuch auf; ferner gab er die in Sachen der Turiner
Ausstellung bisher gethanen Schritte bekannt. — Der Haupt-
gegenstand des Abends war ein Vortrag von Reinh. Bammes
über „Die Technik in der Bnchdruckerknnst" mit Fach-
ausstellung; damit war gewifferniaßen eine Ergänzung zu dem
Vortrag von I. v. Schmaedel geboten. Einleitend erinnerte
der Vortragende daran, wie wenig Beachtung vielfach den
Drucksachen geschenkt wird und wieviel Mühe, Sorgfalt und tech.
nisches Können dazu gehört, Drucksachen tadellos hinauszngeben-
Die Thätigkeit der Buchdruckereien trennt sich in zwei ganz
verschiedene Teile, in Sah und Druck; diese Scheidung ist meist
j so weit durchgeführt, daß die Setzer vom Drucken und die
Drucker von, Setzen wenig oder nichts verstehen. Ghne sich
lange mit der naheliegenden Entstehungsgeschichte der Buch,
druckcrknnst anfzuhalten, schilderte Redner das Letterumaterial
(die „Schriften") und dessen Herstellung aus der Blei-Kupfer-
Antimon-Legierung (durch Stahlstempel, Matrizen, Gieß-
niaschinen); schließlich erfuhr auch die Setzarbeit selbst, sowie
das Ablegen des Satzes eingehende Beleuchtung. Die verschie-
denen Schriftgattungen, von denen eine überaus große Zahl in
prächtigen Abdrucken ans der Schriftgießerei von Gen tz sch in
München vorlag, wurden dabei nach Größe, Charakter, Schönheit
gewürdigt, wobei mancher über die Benennungen und über den
 
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