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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Gmelin, Leopold: Die I. internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin 1902 , [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0356

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Die I. internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin ;Zo2.

549. Vasen von Joost, Thooft & Lab 0 uchere, Delft. (Weiß mit grünem Schlickeranftrag und Goldlinien.) Vg d. w. Gr.

zuwendet, muß rühmend betont werden, wie es um-
gekehrt zu bedauern ist, daß das amerikanische Licht-
gerät, das doch ganz besonders eigenartig modern
ist, nur durch eine Firma — Black öd Boy 6: (£0.,
New-Pork, vertreten ist, die noch dazu neben einigen
guten neuen Sachen den Nachguß eines altdeutschen
Messinglüsters gebracht hat. Vermeint das paus,
damit vielleicht etwas „ganz Modernes" zu bringen?

Fast immer behält bei dem Lichtgerät das
Messing, bezw. die Bronze, die unverfälschte Natur-
farbe; Ausnahmen, bei denen eine Patinierung Platz
gegriffen hat, finden sich selten bei größeren Stücken
(wie bei den oben besprochenen Kandelabern von
Spinn), während sie um so häufiger werden bei
kleineren, wie z. B. bei Schreibtischgarnituren u. a.
Aleingerät von K. M. Seifert Sc Co., Dresden,
- 3- Lasser, Ferd. Dunn, SteinickendcLohr,
München, — sowie bei Beschlägen, unter denen
namentlich die künstlerisch sehr hoch stehenden von
Alex. Eharpentier, Paris, — p. D andois,
Brüssel (nach Entwürfen von L. Govaerts) von der
Aktiebolag Förenade Konstgjutererna, Stock-
holm, — endlich die von S. A. Loevy, Berlin,—
sowie von p. Stotz, Stuttgart (5. T. nach Entwürfen
von p. E. v. Berlepsch) besonders hervorragen.
Mit den köstlichen matt patinierten Bronzen von
Eurt Stöving, Berlin (Abb. 566), dem geistvoll
erdachten Bronzegerät von Z. G ursch n er, Men, —
der anmutigen Schreibtischgarnitur von Frau Burger-
partmann, München, — (und anderen, die noch
unter der Firma der Vereinigten Werkstätten
in München ausgestellt haben) streifen wir schon das
Gebiet der freien Plastik, das außerhalb des Rahmens
unserer Besprechung liegt; es sei nur bemerkt, daß die
zahlreichen z. T. sehr guten Plaketten und Medaillen
von 3. Kowarzick, Frankfurt, — Paul Sturm,
Leipzig, — Ad. Schmid, Pforzheim, zum mindesten
den Beweis liefern, daß die Freude an solchem
Aimmerschmuck bei uns in der Zunahme begriffen ist.

Zinn samt seinen Legierungen, fast überhaupt
nur in Deutschland vertreten, kann als eines der
fortschrittlichsten Materialien bezeichnet werden.
E. Kayser, Köln, — M Scherf, Nürnberg, —
Schmeidel und Lichtinger in München ec. wett-
eifern in Neuheiten, ohne in Stilwidrigkeiten zu ver-
fallen, wobei Karl Groß, Dresden, der dem Ge-
brauchszinn neue Wege gewiesen ((897), sich wieder
als Führer bewährt (Abb. 585 u. 586). Allzuweit
geht K. Pentschel, Meißen, der seine Gefäße z. T.
völlig in Menschenleiber übergeführt hat. Das nicht-
deutsche Kontingent an Zinnleuten beschränkt sich
auf den bekannten Pariser 3- Brateau und die
Aktiebolaget Gomla Santessonska Tenn-
gjuterjet; Stockholm, welche ihren Gefäßen, Leuch-
tern ic, auf dem Wege des Ätzens und Oxydierens
einen eigenartigen Reiz verleiht.

Was an Silbergerät zur großen Schau ge-
kommen ist, läßt kaum irgendwo Schlüsse auf den
ganzen Gang des Geschmackes zu; die hierher
gehörigen Sachen Deutschlands, darunter manche Be-
kannte aus Paris 9, denen sich als neu eine 3^rdi-
niere von Th. p ei den, München, das Silbergerät
von Karl Deibele, Pforzheim, — die Bestecke von
Rich. Riemerfchmid und p. Behrens (aus-
geführt von M. 3. Rückert, Mainz) anreihen, zeigen
nur, wie weit wir von dem Ziel eines einheitlichen
Stils unserer Zeit entfernt sind. Etwas bester scheint
(Österreich daran zu sein. Alfred Pollack, Wien,
hat sich schon zu bestimmten Zielen durchgerungen;
und wenn auch die Gleichstrebenden — die Berndorfer
Metallwarenfabrik von Arthur Krupp und 3-
S. Klinkofch, Wien, noch zu zögern scheinen, so
macht sich doch schon eine gewisse Einheitlichkeit der
Stilrichtung bemerkbar.

Eine der allervornehmsten Silberarbeiten der
ganzen Ausstellung ist der Kelch (mit patena), den

9 Von p. Bruckmann und Söhne, !)eilbronn, und
Alex. Schönauer, Hamburg.
 
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