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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Grautoff, Otto: Franz Ringer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0015

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Lranz Mnger
(Von Ötio Srautoff.

ur einen perrn kennt die Kunst —
das Bedürfnis", dieses goldene
Wort Gottfried Sempers ist das
Leitmotiv, das durch das ganze
Schaffen des Künstlers hindurch-
geht, dem diese Zeilen gewidmet sein
sollen. Für das Bedürfnis arbeitet Franz Ringer
allerdings nicht im nüchternen, kalten Sinne schmuck-
loser Nützlichkeitsformen, sondern das inenschliche Be-
dürfnis nach Freude, nach Traulichkeit und Gemüt-
lichkeit ist der Ausgangspunkt seines Schaffens. Damit
steht er allerdings nicht allein, und doch befindet er
sich ein wenig außerhalb der Münchener Künstler-
kreise, erstens weil er nach vollbrachtenr Tagewerk
am Feierabend den Umgang mit Zunftgenossen
nicht sucht und sein Ehrgeiz andere Ziele hat als
die Befriedigung jener nicht immer günstig wirkenden
Eitelkeit, um jeden Preis unter den Kollegen der
Erste zu fein, dann aber auch, weil er in seinen
Kunstwerken, besonders der letzten Zeit, Stilelemente
aufgreift und verarbeitet, die wir jüngeren größten-
teils schon für ganz ausgebeutet und deren Entwick-
lung wir für abgeschlossen halten. Mit dem Worte
„bseimakkunst", ein Begriff, der in der jüngsten
Litteratur schon zum Schlagwort geworden ist und
dadurch viel von seiner ursprünglichen Frische ver-
loren hat, läßt sich vielleicht am treffendsten Ringers
bisheriges Schaffen charakterisieren.

Süddeutschland zeichnete sich ja stets durch eine
starke und bodenständige kunstgewerbliche Begabung
aus, die sich besonders auch an der alten Bauernkunst
offenbarte. Franz Ringer scheint sich in manchen
seiner Schöpfungen an die alte Bauernkunstfertigkeit
anzuschließen und sie neu zu beleben. Als Kunst-
gewerbler ist er eine Erscheinung, die weder den
älteren Meistern des Kunstgewerbevereins, noch den

jüngeren der Vereinigten Werkstätten direkt an die
Seite zu stellen ist, schon weil er sein Hauptaugen-
merk auf die praktischen und Schönheits-Bedürfnisse
des Mittelstandes richtet und vor allem auch
danach strebt, seine Möbel, seine Leuchter, Uhren
und Glasbilder zu einem ungewöhnlich billigen Preise
herzustellen, so daß sie auch Leuten mit bescheidenen
Mitteln zugänglich sind. Den Grund hierfür mögen
wir zum weitaus größten Teile wohl darin sehen,
daß Ringer selbst aus dem Bürgerstande stammt, für
den er arbeitet.

2. Münchener Kellnerin; Relief von Franz
Ringer, München.

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Aunft und Handwerk. 53. Iahrg. Heft
 
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