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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 53.1902-1903

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Die Graphik - Bedarfskunst oder Spielerei
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Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7001#0097

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Kleine Nachrichten.

Mängel in der sachlichen Durchbildung der formen
kennzcichnete den Durchschnitt dieser Blätter, die wir
dabei wohl als das Beste ansehen müssen, was die
nioderne französische Graphik zur Zeit aufzuweisen hat.

Der Verein für Original-Radierung hat sich
mit dieser Ausstellung ein großes Verdienst erworben.
Er gab dem deutschen Graphiker Gelegenheit, zu
leriten, wie er nicht arbeiten soll. Er stellte diese
graphischen Spielereien wie warnende Beispiele auf,
welche deutlich zeigten, daß man auch bei der vir-
tuosesten Verwendung inoderuster technischer Finessen
herzlich unmodern sein kann.

Die Bahnen, welche die jüngste graphische
Richtung in Frankreich mit ihren Versuchen in far-
biger Radierung einschlug, wird die deutsche Graphik
nicht wandeln. Dies verbürgt schon unser gesünderer,
kräftigerer Farbensinn, den die metallische pärte und
Aalte der von der Aupferplatte gedruckten Farben
nicht befriedigt. Der deutsche Aünstler liebte von je
in allen Aunstzweigen die Großzügigkeit, den monu-
mentalen Eharakter. Intime Aunstwirkungen liegen
ihn: ferner, und so liegt ihm als Graphiker die Be-
schäftigung mit der Plakatkunst näher, als die per-
stellung von Liebhaberkunstblättern, so erwartet er
sich mehr von einer Ausgestaltung jener Techniken,
die zur konzentrierten Verwendung von Farben und
Formen zwingen (Holzschnitt, Lithographie), als von
der Radiertechnik, an deren Schöpfungen so oft ge-
schickt benutzte Zufälligkeiten mehr zum Gelingen
beitragen, als die bewußte künstlerische Absicht.

Einfache Formen, konzentrierte starke Farben
verlangt die Bedarssgraphik, sei sie nun Illustrations-
oder Reklamekunst. Ihre praktische Verwendbarkeit
verlangt, daß sie nicht auf die spezielle Geschicklich-
keit eines besonders ausgebildeten Aunstdruckers an-
gewiesen sei. Jede Durchschnittsdruckerei muß ihre
Erzeugnisse ohne weiteres vervielfältigen können,
ein Ziel, dem zwar die Praxis unserer heutigen
Drucker noch fern ist, das dieselben aber mit wenig
Mühe und bei nur einigermaßen gutem Millen
bald erreichen können.

Mir wünschen, mit diesen Ausführungen nicht
mißverstanden zu werden. Es fei ausdrücklich be-
tont, daß uns nichts ferner liegt, als eine prinzipielle
Stellungnahme gegen graphische Bethätigung, die
nicht in der Richtung der Bedarfsgraphik liegt, deren
Wesen wir heute veranschaulichten. Dem graphischen
Aunstblatt seine Rechte! Deinen Aunstwert, den
es außer dem Liebhaberwert immer besitzt, sobald
es aus den fänden eines berufenen Meisters her-
vorging, wollten wir nicht schmälern. Nur darf
man nicht den Fehler begehen, im Aunstblatt das
spezifisch zeitgemäße, entwickelungsfähige Moment

der Graphik zu sehen, um es dein notwendigen
graphischen Aunstgewerbe gegenüber ungerecht zu
bevorzugen.

Zur Spielerei aber wird das Aunstblatt not-
wendig dann, wenn es ungraphisch empfunden ist,
d. h. wenn es nicht mehr darstellt, als eine graphisch
reproduzierte Aquarell-, Pastell- oder Olstudie, bezw.
Bleistift- oder Federzeichnung rc., wenn es lediglich
aus dem Ehrgeiz seines Schöpfers entstanden ist,
zur Abwechslung auch einmal mit Radiernadel oder
lithographischer Areide zu hantieren, anstatt mit dem
Pinsel.

Für die Vereinigung graphischer Aünstler:
Normann Eßwein, Ernst Neumann.

lXkeme Nachrichten.

(Vereine, Museen, Schuten, Äussielsungen,
Mettkewerke

ie Lehr- und Versuchsateliers für angewandte
und freie Run st (Bildhauer 6. Obrist und
Maler W. v. Debschitz, pohenzollernstr. 7 a, Rg. 0)
haben nunmehr einen Fachkurs eröffnet für kerainifche
Arbeiten auf der Drehscheibe und Gipsgießen.
Schülerausnahme jederzeit.

ine Ausstellung von Bucheinbänden veranstaltet
das k. k. Osterr. Mufeunt für Aunst und In-
dustrie in Wien. Die Ausstellung soll die Zeit von
ungefähr s830 bis zur Gegenwart umfassen. Even-
tuell können auch künstlerische Bucheinbände aus
älterer Zeit in eigenen Gruppen zur Ausstellung ge-
bracht werden. Dauer der Ausstellung: s. Februar
bis s5. März s903. (Einlieferungstermin: sä. De-
zember bis spätestens s0. Januar.)

'—um Reichskommissar für die Weltausstellung
QJ in ©t. Louis wurde Geh. Oberregierungsrat
Lewald ernannt, welcher bereits am 5. November
dahin abgereist ist; seine Rückkehr ist Ende Dezember
zu erwarten. Zum leitenden Architekten soll Bruno
Möhring in Berlin gewählt worden sein, der sich
weiteren Areisen zuerst durch die von ihm aus-
gestattete deutsche Weinrestauration aus der pariser
Weltausstellung bekannt gemacht hat.

rstc Ausstellung für moderne dekorative Runst
in Turin 1902. Das finanzielle Schlußergebnis
des Unternehmens ist ein für die Beteiligten äußerst
zufriedenstellendes. Das zum Bau des Ausstellungs-

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