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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Heilmeyer, Alexander: Brunnen und Brunnenkonkurrenzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0109

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;80. von Ulf ert 3 auf feit und Paul Thier ch (vgl. Abb. 205).

Krunnen unb QBnmnen;
Konkurrenzen.

|ie rasch aufeinanderfolgenden Wett-
bewerbe für Brunnen am ^sartor,
Kosttor, für den Thierschplatz und
für einen Monumentalbrunnen für
passan haben gezeigt, daß auf der
einen Leite Sinn und Verständnis
für die in der Zeit liegenden Aufgaben wohl vor-
handen, ebenso auf der andern Leite Talent und
Können genug um derartige Probleme in den man-
nigfaltigsten formen zu lösen. Jedoch die Resultate
sind nicht immer befriedigend. Die Ursachen dieser
Mißstimmung liegen nicht immer beim Künstler. Das
Verfahren bei Wettbewerben gibt auch zu denken.
Richteil wir unsere Aufmerksamkeit gleich aus einige
Punkte, die, meist wenig beachtet, dennoch eine be-
deutende Rolle spielen, die Vorstellung des Künstlers
beeinflussen und ihn nach einer ganz bestimmten
Richtung hin außerordentlich anregen können.

Der Anlaß dazu liegt schon in der Formu-
lierung der Preisausschreiben. Wer je einen Blick
in ein solches getan hat, erstaunt, wenn er liest,
an was der Künstler bei seiner Arbeit alles denken
soll. Da ist z. B. bei einem Brunnen für die oder
jene Ltadt an ihren Ursprung, an ihre Wahrzeichen
und Denkwürdigkeiten, an irgend einen mit ihrer
Geschichte verknüpften peiligen oder patriotischen
Pelden, an einen verdienstvollen Beamten oder
Bürger, an Krieg und Frieden, womöglich noch
an eine Bruderschaft oder an einen Verein, der sich
mit Mitteln an der Errichtung beteiligt, zu denken;
kurz, das Mal soll wie ein ägyptischer Gbelisk mit
Bilderschrift über und über bedeckt werden. Was
hilft es dagegen zu protestieren und immer wieder

zu sagen, daß Denkmäler nicht dazu da sind, Ge-
schichten zu erzählen, und daß man dies alles viel
besser in Büchern finden kann. Es nützt nichts, der
Gelehrte hält den Künstler am Zopf und uingekehrt.
Die Fiktion der parmonie und Ergänzung von
Kunst und Wissenschaft beherrscht immer noch die
meisten Köpfe. „Die Zeit verlangt die Beteiligung
der Kunst an allen ihren Aufgaben, ohne weiter
danach zu fragen, wie die Kunst dabei ihren eigenen
Aufgaben gerecht werden kann; sie nimmt die Un-
fähigkeit in ihren Dienst, die zufrieden ist, wenn sie
um des Inhaltes willen ihren anspruchsvollen Lei-
stungen den Lchein einer Bedeutung geben kann.
Die Kunst, die sich um ihrer selbst willen entwickeln
möchte, sieht sich unwillkürlich von den Lebensgebieten
verdrängt, die sich ihr ungesucht darbieten würden."

Ziehen wir unseren speziellen Fall in Betracht,
so wäre das übermäßige Betonen des gegenständ-
lichen Inhaltes auf einige pinweise zu beschränken,
am besten dein Künstler ganz freie pand in der
Ausgestaltung seines Entwurfes zu lassen.

Denn der Kunstliebhaber denkt immer nur an
den Gegenstand und an das, was er vorstellt. Da-
gegen sollte der Künstler sich immer an die Lache,
an die Situation halten. Die Skizzen, die sich nicht
eingehend mit der Lösung des eigentlichen Problems,
d. h. zuerst mit der räumlichen Gestaltung, beschäf-
tigen, wären von der Preisbewerbung auszuschließen.
Lolche Wettbewerbe tragen dann den Eha-
r a k t e r einer d e e n k 0 n k u r r e n z, worunter aber

nicht das Pervorbringen von gegenständlich fesselnden
und interessanten „Einfällen" zu verstehen ist. Diese
sind sekundäre Erscheinungen und kommen für die
Beurteilung erst in zweiter Linie in Betracht.

Da manchmal der Mrt der Aufstellung von
dem Wohnsitze der am meisten beteiligten Künstler-
weit entfernt ist und nicht jedenr zugemutet werden

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2<unst und Handwerk 5^. )alntz. Heft
 
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