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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Gmelin, L.: Werkstätten des Kunsthandwerks in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0165

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,£iu' die Kirche zu Marburg bei
Donauwörth ausgeführt von
Steini ckeu >L Lohr,
München.

285. Schmiedeiserne AltarbekrSnung,
Entwurf von
I. Angermair.

-ee l^unstßandwerKb
in München?)

Einleitung.

inflüffe mannigfaltigster Art haben
besonders in: Laufe des ver-
gangenen Jahrhunderts auf eine
Änderung im kunstgewerblichen
Betrieb hingewirkt. Die napoleo-
nischen Ariege mit ihren folgen,
die Aufhebung der Zünfte, die Einführung der
Arbeitsmaschinen in die Kleinbetriebe, die Konkurrenz
des Großbetriebs, die Handels-, Patent-, Musterschutz-
und Sozialgesetze ufw. — alle diese Dinge haben
tiefgehende Spuren auch in der Betriebsweise des
Kunsthandwerks hintcrlaffen; dazu kommt die Ein-
richtung kunstgewerblicher Schulen, Museen, Biblio-
theken sowie die Vermehrung und Verbilligung der
Hilfsmittel für bildliche Reproduktion und folgerichtig !
die erleichterte Verbreitung von Vorbildern aller Art
aus allen Zeiten und Ländern. Angesichts dieser
Verhältnisse wäre es ein Wunder gewesen, wenn sich
da ein für unsere Zeit und unser Volk bezeichnender
Stil hätte abklären können, ■— ein Stil, der wirklich
den vielseitigen Aufgaben der Zeit gerecht geworden
und der zugleich der Erfüllung der wirtschaftlichen
Forderungen nicht im Wege gewesen wäre, denn bei
allem ideellen Streben darf doch nicht aus dem Auge
gelassen werden, daß das Handwerk in erster Linie

i) Die Abbildungen dieses lfeftes stellen mit Ausnahme
der acht letzten nur Arbeiten dar, welche aus den „kunstgewerb-
lichen Werkstätten von Stei,licken & Lohr", München,
hervorgegangen find; dieser Name ist daher nur da beigesetzt,
wo noch andere Künstler an der Arbeit beteiligt waren.

praktischeil Zwecken dienen uitd zugleich eine Erwerbs-
quelle sein will, die nur bei wirtschaftlich rationellem
Betrieb einen den Bestand des Betriebs und den
Lebensunterhalt des Beteiligten sichernden Ertrag
liefern kann.

Mit einem gewissen Recht koitnte man in den
siebziger und achtziger Jahren von einem Münchener
Stil reden, zu der Zeit als München im Kunsthand-
werk — wenigstens innerhalb Deutschlands — fast
allein tonangebend war; heute geht das nicht mehr
an. Nicht als ob alle Unterschiede verwischt wären
— aber sie sind kleiner geworden. Wenn wir es
unternehmen, nach und nach einer Reihe von Werk
stätten des Münchener Aunsthandwerks Besuche ab-
zustatten, so möchten wir das nicht tun, ohne einige
allgemeine Betrachtungen über die auf diese Betriebe
einwirkenden Einflüsse vorauszuschicken, — Betrach-
tungen, die uns zur Gewinnung des richtigen Stand-
punktes gegenüber den aus diesen Werkstätten hervor-
gehenden Arbeiten vonnöten scheinen.

* *

*

Arbeitsteilung ist auf dem Gebiet des ge-
werblichen Schaffens in immer gesteigerterem Maße
die Losung des abgelaufenen Jahrhunderts gewesen.
Ihren Ausgang hatte sie freilich schon damals ge-
noinmen, als man von der Selbstanfertigung des für
den Hausbedarf Unentbehrlichen dazu überging, unter
dem häuslichen Hilfspersonal eine Auslese zu halten
und gemäß den vorliegenden Bedürfnissen einzelne
Verrichtungen immer jenen anzuvertrauen, die sich
dafür am brauchbarsten erwiesen haben. In weiterer
Verzweigung dieses an und für sich natürlichen Vor-
ganges schied sich der Heimarbeiter vom selbständigen
Handwerker, und es sonderten sich die einzelnen pand-

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Kunfl und Handwerk. 54- Iahrg. Heft 6.
 
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