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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Lasser, Moritz Otto von: Neues aus Österreichs Kunst und Kunstgewerbe
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Kleine Nachrichten
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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0227

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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

ür das Raiser Joseph II.-Denkmal in Teplitz-
Schönau wird unter deutschböhmischen Künst-
lern (d. h. in Böhmen geborenen oder daselbst
lebenden) ein Wettbewerb eröffnet. Drei Preise:
(200, 800, 600 Kronen. Die Arbeiten haben
in einer Äbersichtszeichnung der Anlage und in
Alodellskizzen zu bestehen. Die Entwürfe sind
bis zum 30. September dieses Jahres an das
Stadtbauamt in Teplitz-Schönau einzusenden. Die
näheren Bedingungen können kostenlos durch Ar-
chitekt Ködert Stübchen-Kirchner, Fachschuldirektor,
bezogen werden. -X-

ie Auöstellungsbaucen für Nürnberg 1906 sollen
auf dem Wege des Wettbewerbs erlangt werden.
Die Bedingungen und der die allgemeine Grundform
des Gebäudes darstellende tageplan der Ausstellung

können vom Bayerischen Gewerbcmuseum in Nürn-
berg kostenfrei bezogen werden. Für die einzelnen
Gebäude sind (8 Preise von 500—s sOO AI. im Ge-
samtbetrag von \2 500 AI. festgesetzt; Einliefernngs-
termin: (3. Juni sstOch ch

Hm ein Brauerei-Emblem und -Plakat eröffnet
die Brauerei von Joh. Schnitzer, Kempten
(zum „grünen Baum"), einen Wettbewerb unter der
Ägide des Bayerischen Kunstgewerbevereins zu Mün-
chen, an den auch die Entwürfe einzuliefern sind. Das
(farbige) Plakat soll in Breitformat gehalten werden
und eine Größe von 4(5/30 cm erhalten. Drei Preise:
200, (00 und 30 AI.; weitere Entwürfe zum Be-
trag von je 50 AI. zu erwerben, behält sich die aus-
schreibende Firma vor. Programme versendet letztere
auf Verlangen. #

Grumt öcf» VsPriUm AunflgknmökMkins.

Mochenversammkungen.

Achter Abend — den ;g. Jaunar — Vortrag von Haus
Spörl über Photographische Techniken. Der Vortragende
schilderte die neuesten Verfahren der Photographie, die mit
ihren höchsten zeitgenössischen Leistungen berechtigt ist. als eine
Art Kunstübung geachtet zu werden. An Stelle des alten Silber-
verfahrens, dessen etwa zo Jahre alten Erzeugnisse heute zumeist
vergilbt, verblichen, verschossen sind, sind u. a. Goldbäder getreten,
die neben der Mannigfaltigkeit der Färbung — gelb, braun, blau,
blauschwarz — vollkommene Lichtfestigkeit verbürgen. — ebenso
die Platinbehaudlung (Platin mit Eisensalzcn). Besonders be-
deutsam mar der Fortschritt zutn Gummidruck und Pigmentver-
fahren, unter Benutzung von Gummifarben bzw. Leimfarben,
wobei wieder die absolute Lichtbeständigkeit der dabei verwen-
deten Erdfarben eine der Grundlagen des Erfolges bildete.
Der höchheiiner Gummidruck, der alle Abstufungen mit ein-
maligem Druck erreicht, erfordert eine ungemein sorgsame An-
fertigung des Negativs, was mit großen Schwierigkeiten ver.
knüpft ist; man bringt daher zumeist den Kombinationsgummi-
druck (mit 2 — 5 Platten) zur Anwendung, wobei die einzelnen
Platten teilweise gedeckt werden, um bcini Übereinanderdrucken
für jeden einzelnen Bildteil die richtige Farbe und Tiefe zu
erreichen. — Der sehr lehrreiche Vortrag >var von einer Reihe
zum Teil ganz hervorragend schöner photographischer Blätter
begleitet, die die gerechte Bewunderung der Versammlung her-
vorriefen. -— Im Kneipzimmer waren die Wände mit Ent-
würfen und Kartons zu Glasgemäldcn von Alois Balmer
behängen, die wegen ihrer soliden Technik nicht minder Aner-
kennung fanden.

Neunter Abend — den 26. Januar — Vortrag des Schrift-
stellers Jos. Kirchner über die Kirche in ihrem Verhältnis
zur volkstümlichen Kunst. Der Vortragende faßte das
Thema zieinlich weit, indem er unter „volkstümlicher" Kunst nicht
nur die aus dem Volke hervorgegangenen, sondern auch die durch
die Kirche dem Volke zugänglich gemachten Merke der großen

Meister verstanden wissen will. — Das in die religiöse Ideen-
welt der Griechen und Römer eindringende Judcnchristentuin
war der bildlichen Wiedergabe des Gottcsbegriffs abhold; aber
schon der Apostel Paulus hatte erkannt, daß das heil der neuen
Lehre nicht den engherzigen Hebräern überantwortet bleiben
könne. Jedoch als das Ehristentum sich der Kunst hätte bedienen
können, war diese bereits am Beginn ihres Verfalls angelangt;
sie bildete einen starken Gegensatz zu der tiefinncrlichen ethischen
Tendenz der neuen Religion, von der einseitigen Verherr-
lichung menschlicher Schönheit wandte man sich ab und nahm
seine Zuflucht zum symbolischen Zeichen — der Fisch, das
Lamm, die Korngarbe, der Meinstock wurden zum symbolische»
Erkennungszeichen der Christen untereinander. Erst ganz all-
mählich wurde auch die menschliche Gestalt wieder in der kirch-
lichen Kunst zngelassen: der gute Hirte, Moses, Jonas, später
auch die Madonna, die Taufe Christi, die Samariterin am
Brunnen, das erste Menschenpaar, lauter Darstellungen, die
meist direkt aus dem Volke hervorgingen. Eine wesentlich
andere Richtung nahm die kirchliche Kunst erst nach dem Fall
des weströmischen Reiches an, als die Kirche die Macht erlangt
hatte und dieser Macht auch künstlerisch sichtbaren Ausdruck zu
geben sich gedrungen fühlte. Man verpflanzte die heroische
Kunst von Byzanz nach dem Westen; war es auch keine Volks-
kunst, so wurde sie doch volkstüntlich durch die Macht ihrer
imposanten Wirkung, die gerade gegenüber den nordischen
Recken eine Notwendigkeit war. Ähnliche Grundsätze befolgte
der romanische Stil in den Freskobildern, den Glasfenstern,
den Teppichen; eine ehrfurchtgebietende christliche Kunst war
notwendig während der Kampfzeit gegen den Islam im Dsten
und Westen. Die Kirche suchte aber ihre Stütze auch in der
Familie und fing an, die Madonna als Familienmutter darzu-
stellen. — hatte in der romanischen Zeit die Volkskunst ihren
Sitz hauptsächlich in den Klöstern, wo sich die verschiedenartigsten
Elemente zusammenfanden, so wurde in der gotischen Periode
das Bürgertum Träger der volkstümlichen Kunst; der Volks-
witz regte sich nainentlich auf deutschem Boden mächtig und
machte aus seinen satirischen Gedanken auch an kirchlichen
 
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