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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 54.1903-1904

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Zimmermann, Ernst: Steinzeugkrüge von Richard Riemerschmid
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https://doi.org/10.11588/diglit.7291#0288

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H7Y. Kopfleiste von ts. Bek-Gran, München.

KLemzeugßrüge von Mcßard
Memerscßmid.

(Von Srnsk ^immermann.

S wird gewiß niemand bestreiten, daß
das vergangene Jahrhundert auf dein
Gebiete der dekorativen Rünste so viel
des Schlechten hervorgebracht hat, daß
man sich schließlich an die Tatsache
so ziemlich gewöhnte und sich über den einzelnen Fall
nicht weiter zu erregen pflegte. Die Gewohnheit
stuinpft ab; auch ließen sich Gründe entdecken, die
diese Zustände wenigstens einigermaßen entschuldigten.
Dennoch aber gab es Gebiete, auf denen der Un-
willen von neuem erwachte, aus denen gleichsam die
Berechtigung, Schlechtes zu schaffen, weniger all-
gemein zugegeben werden konnte. Nicht alle Zweige
des Aunstgewerbes schufen unter denselben Be-
dingungen, nicht alle brauchten daher zu gleichen
Resultaten zu gelangen.

Tin solches Gebiet war auch das Gebiet des
Steinzeugs, wie es namentlich feit alters her bis auf
den heutigen Tag in dem sogenannten „Aannen-
bäckerländchen" Nassau betrieben wurde, in erster
Linie in den Mrten bsöhr und Grenzhausen, Pier
gab es eine Fülle von guten alten Erzeugnissen aus
den verschiedensten Jahrhunderten, deren vorbild-
licher Wert bedeutend war, hier auch zugleich noch
eine ununterbrochene Tradtion aus der Zeit der
guten alten Steinzeugfabrikation, wie sie sich in dieser
Stetigkeit auf anderen Gebieten kaum noch erhalten
hat, hier zugleich noch eine Betriebsart, die jenem
sonst in seinem Besitzstände so geschmälerten kjand-
werk noch nahestand, und schließlich gab das Land,
der Staat seine Mittel dazu, durch eine Fachschule

die einst so volkstümliche künstlerische Bearbeitung
dieses Materials auch weiter zu erhalten und zu
beleben. Man hatte, wenn man diese Faktoren alle
zusammenfaßte, das Gefühl, daß wenn irgendwo
noch wahre dekorative Aunst bei uns entstehen könne,
es gerade hier sein müsse. Und dennoch waren hier
die Resultate nicht günstiger als an anderen Stellen,
ja erschienen noch trostloser, da sie eben als weniger
begründet gelten mußten.

Dies veranlaßte den Schreiber dieser Zeilen vor
einigen Jahren, an dieser Stelle einen Aufsatz zu
veröffentlichen, der diese Zustände einmal wieder an
der (Öffentlichkeit beleuchten sollte, um damit zu jener
Umkehr anzuregen, die ebenso dringend erwünscht
wie wenig schwierig zu sein schien. Dieser Aufsatz
blieb in Nassau nicht unbemerkt. Tine Polemik ent-
spann sich in dortigen Blättern, die, höchst unerfreu-
lich im Ton, dafür das um so erfreulichere Resultat
erbrachte, daß man das Vorhandensein der geschil-
derten Übelstände zugab, indem man über die Ur-
heber derselben stritt. Die Fabrikanten häuften die
Schuld auf die Fachschule, die Fachschule aus die
Fabrikanten. Mehr als eine solche Anerkennung
einer tatsächlichen Schuld konnte zunächst nicht er-
wartet werden. Der Aufsatz hatte seine Wirkung
getan.

Inzwischen sind die praktischen Resultate dieses
Streites nicht ausgeblieben. Zunächst rührte sich die
Fachschule, freilich nicht in ganz glücklicher Weise.
Als Institut, das nicht aus dem Lande selber er-
wachsen, vielmehr von einem höheren Zentrum
eingesetzt worden ist und mit diesem Fühlung be-
hält, scheint sie zu sehr die Anknüpfung an die
internationale Uunstbewegung gesucht zu haben, in-
dem sie auf die Nachbildung der geflossenen japa-
nischen Glasuren ausging. Damit hätte sie die

Aunst und Handwerk. 54- Iahrg. Heft JO.

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