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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Lasser, Moritz Otto von: Joseph Huber-Feldkirch
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0013

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Modellskizze zu einem Rauchmantel; von Jos. Ls n b er-Feldkirch, München.

3«M

HuKerrLekdKirch.

2. Gedächtniskapelle
für den Grafen Mtting anf
Wiefenfelden (Kaper. Wald);
von Jos. ksnber-Feldkirch,

München.

cr Reichturn Münchens an
Künstlern, und zwar sol-
chen non Bedeutung, ist
viel größer, als der Un-
eingeweihte, der sich haupt-
sächlich an die bekann-
testen Namen hält, weiß.
Und nur den, der nicht
selbst im Münchener
Kunstschaffen steht, kann
ein Zweifel darüber be-
schleichen, ob München
noch die führende Rolle in Kunstdingen inne hat.
Mir sind davoil durchdrungen, daß dem so ist, ander-
seits aber weit davon entfernt, damit alles ruhig der
Zukunft zu überlassen. Das wäre unklug und würde
sich heute oder morgen rächen. Eine verderbliche
Lässigkeit.... weil ich gerade bei diesem Worte
bin, sind wir nicht auch gegenwärtig unserer ein-
hei,nischen Kunst gegenüber zu lässig? Ich muß
öie Frage leider mit „Za" beantworten. Und ich
möchte das „Inwiefern" wenigstens andeuten, zu-
nächst: wo ist die Revue, das vornehm geleitete und
illustrierte Vrgan, das ausschließlich Münchener
Aunst bringt? Und zwar Malerei und Plastik, Ar-
chitektur, Kunstgewerbe — alles, alles, was von
Münchener Künstlern erbaut, eingerichtet, gemalt,
radiert, geformt, entworfen, zu harmonischer Ge-
samtleistung abgerundet wurde. Ein solches Vrgan
würde doch von großem Nutzen sein. Die jüngeren
Mäste machte es bekannt, den reifen folgte es
auf ihren wegen, Deutschland und dem Aus-

lande wäre es ein sehr lehrreiches Jahrbuch der
Münchener Kunst. . .

Zehen wir also Münchens Schaffen von der
Presse keineswegs im ganzen Umfange gewürdigt,
so muß anschließend außerdem noch konstatiert werden,
daß der Borwurs der Ignoranz mit Recht auch noch
andere Kreise trifft. Ganz einfach und mit schlichten
Worten . . . zu den wenigen bedeutenden Aufgaben
wurden nicht immer die ersten Kräfte herangezogen,
und jene, die für die Kunst wohl Einiges erübrigen
könnten, gefallen sich in anderen Beschützer-Rollen,
wenn dagegen als abschwächend bemerkt wird,
unsere jährlichen großen Kunstausstellungen zögen
ja genügend kaufkräftiges Ausland heran, so ist
diese Entschuldigung nur zum Teile gültig. Denn
das Münchener Kunstgewen ?, die angewandte Kunst,
dis Innenarchitektur, sie haben kein Heim, in dem
sie sich voll entfalten können — eine große ständige
Ausstellungshalle, ein Gebäude, in dem die Künste
gleich praktisch auf die Lebensbedürfnisse zugeschnitten,
in Erscheinung treten, besitzen wir nicht.

Das ist von großem llr J. Unter anderem auch
für die dekorative Malerei. Denn da heute an-
scheinend nur die Staffeleikunst zur „hohen Kunst",
die dekorative aber (ob mit Recht oder Unrecht bleibe
dahingestellt!) z»m Kunstgewerbe gerechnet wird, so
müßte ein Ausstellungsgebäude, wie das gewünschte,
in pülle und Fülle Illustrationen, plakatentwürfe
und solche für Bemalung von Decken, Innenräumen,
Fassaden, endlich Bildteppiche und allen jenen fläch-
igen Dekor bergen, der nicht von Goldrahmen um-
schlossen, an der wand hängt. Da würden wir erst
sehen, was unsere dekorativen Künstler leisten! wir
wissen ja durch die „Jugend" und den „Simplizissi-
inus", die „Scholle" vor allem, daß große dekorative
Talente innerhalb unserer Mauern tätig sind. In

— \

Kunj} und Handwerk. 55. Zahrg. Heft j.

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