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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Gmelin, L.: Das Franziska-Andrássy-Mausoleum in Kraszna-Horka-Váralja
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0132

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202. Mausoleum Andrässy. Lingangstor. Architekt Rich. Bern dl, München.

(Dae LranzießarAn-rassxrMausokeum in (i<ras^narHorKar(Väraha.

Totenstätten und Gräberfelder
waren von jeher Herde der Kunst-
pflege; nicht selten sind sie oder
bergen sie die einzigen Zeugen
einer längst entschwundenen, auf-
keinrenden oder auch einer zu
voller Blüte entwickelten Kultur.
Von den Etruskern wissen wir
nicht viel mehr, als was uns
ihre Gräber erzählen; von dem
mykenischen Zeitalter haben uns
die ältesten Griechengräber greif-
bare Zeugen vor Augen geführt,
und aus den Kunden im Gräber-
feld von Ankon können wir uns
die völlig ausgelöschte Kultur
Alt-Perus veranschaulichen, von
der man bis vor wenigen Jahr-
zehnten nichts geahnt hatte. Ge-
heiligt war die Ruhestätte der
Toten, und selbst die Habgier
wagte nicht daran zu rühren,
wie lüstern sie auch nach den in die Erde versenkten
Schätzen sein mochte. Es ist kein Zufall, daß die
ältesten, wuchtigsten, monumentalsten Werke der Bau-
kunst, die auf uns gekommen sind, Grabstätten sind;
und wenn auch die Pyramiden Ägyptens an künst-
lerischem Gehalt von späteren, dem Totenkult ge-
weihten Bauwerken übertroffen werden — den ihnen

zugrunde liegenden Gedanken des aus Sternen auf-
geschütteten Grabhügels hat keine Zeit und kein
Volk in so charaktervoller Stilisierung ausgesprochen
wie es diese unvergänglichen Steinzeugen tun. Was
galten den Pharaonen Zeit und Menschenmaterial?
Ungezählte Tausends mußten jahraus, jahrein
Frondienste leisten, der Lebensunterhalt war billig
— und mehr brauchten diese Tausende nicht. Als
sich aber die Lebensverhältnisse veränderten, da fing
man auch an, mit den körperlichen und geistigen
Kräften des Menschen hauszuhalten; Wert und
Bedeutung eines Bauwerks suchte man nicht mehr
in dem Zusammentragen ungeheurer Massen, son-
dern in deren sorgsamer Gliederung, und die da-
durch begünstigte Verfeinerung der ganzen Kunst-
technik spricht auch aus den Grabmälern des
Hadrian, der Täcilia Metella, des Theodorich. Aber
mit der fortschreitenden Verschiebung der wirtschaft-
lichen Verhältnisse nimmt der für Gräber und Grab-
anlagen zur Verwendung gelangende Raum ab; die
Grabmäler ziehen sich im Mittelalter mehr und mehr
an die Znnen- und Außenmauern der Kirchen zu-
rück, schränken sich im Anifang immer mehr ein,
und nur in den noch locker bevölkerten Teilen Nord-
amerikas hat inan in der Nähe der Großstädte noch
dafür Sorge tragen können, daß weites, durch land-
fchaftliche Schönheit ausgezeichnetes Gelände für
die Ruhestätte der Toten erübrigt wurde, wo jeg-
liche Art von Grabstätte sich uneingeschränkt ent-

203. Grabeswächter
nach Skizze von
Rich. Berndl.

— U3 — (6

Aunst und Handwerk.

Zahrg. Heft 5.
 
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