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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Bredt, Ernst Wilhelm: Dem bayerischen Museumsverein zum Gruße!
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0160

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259- Kamingitter in geschmiedeter Bronze von R. Kirsch, München. (l/l0 der wirkt. Gr.)

(Dem (Kaxerischen Museumeverem
zum (Arusze!

as war eine glückliche Zeit für
Künstler und kunstfertige Hand-
werker, als es noch keine Museen
gab und die Merke der bildenden
Künstler nicht für aufspeichernde
Sammelräume, sondern für die
Stätten des Lebens, für den Gebrauch und Genuß
der Herren und Diener und Freunde der Kirche
und der weltlichen Großen bestellt und geschaffen
wurden.

Diese glückliche Zeit ist vorbei — aber es sind
Anzeichen vorhanden, daß viel Gutes von ihr wieder
auf uns zurückkommt: Bayerns Haupt- und Residenz-
stadt geht voran in der Anbahnung gesünderer
künstlerischer Lebensbedingungen.

Der Neubau so mancher Schule, vieler Privat-
paläste, neuer Kirchen wurde ganz wie ehedem zur
ganz eigentlich geeigneten Stätte neuer Merke der
Maler, der Bildhauer, des künstlerisch schaffenden
Hand Werks.

Das ist ein Zeichen der Gesundung in vielfacher
Hinsicht. Nicht nur finden aus diese Meise die Merke
der Maler, Bildhauer, Gewerbler engeren geistigen
Anschluß an die verschieden gestalteten und ver-
schieden gestimmten Merke der raumschöpferischen
Architekten — es wird auch in den Augen weiterer
Volkskreise die bildende Kunst bald nicht mehr als

55. Iahrg. Heft 6. — ,

eine nur launige Herrin betrachtet und zweifelhaft
bewertet, sondern als eine sehr verständige Gestalterin,
die immer auch dem Leben schönere Form zu geben
weiß, gepriesen werden. So wird im Sinne Lud-
wigs I. von Bayern die Kunst vom Luxus sich eman-
zipieren und lebendig und tätig werden.

Freilich, wenn es nun auch auf diesein schönen
Wege so besser und bestens weitergeht, wenn die
Sunmien, die für Schulbauten und Brücken und
Paläste und Warenhäuser aufgeworfen werden, gleich-
zeitig zum Teil den bildenden Künstlern zugute kom-
men können, so werden doch immer von einer künst-
lerisch gesinnten Volksgemeinschaft große Summen für
Museen, große Summen für die Kunstwerke älterer
Zeit aufgeboten werden müssen.

Empfindliche Lücken unserer Kunstsammlungen
sind aus Gründen der Fremden- und Kunstpolitik
möglichst bald auszusüllen. Das Fehlen bestimmter
Schulen und Meister der antiken und christlichen Aunst
in unseren Kunstsammlungen hält manche Kunst-
freunde Münchens fern, während bedeutende Neu-
erwerbungen immer Kunstfreunde des Landes und
des Auslandes anlocken. Die Epoche Ludwigs I. fei
hierfür Beweis. Dagegen könnte der Zufluß studie-
render Künstler Nachlassen, wenn einmal diese gerade
in solchen Merken „ihre alten Meister" sehen, die
hier fehlen.

Mie schwer es ist, für größere Ankäufe von
Bildern und plastischen Merken die nötigen Summen
aufzubringen, haben leider bayerische Landtagsver-
handlungen bewiesen. Münchens Kunstsammlungen,

Aunst und Handwerk.

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