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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Destouches, Ernst von: Münchens Stadtwappen und das Münchner Kindl
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Riedl.,: Prof. Dr. Alois Riegl in Wien gest.
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0288

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Prof. T)r. Alois Riegl in Wien 1°.

und Schriftsteller (es seien hier nur peigel, Zettel,
Lingg, possart, Auzinger, Roth, Rauchenegger, partl-
Rlitius :c. erwähnt) und Komponisten, (wie Pager,
Zieher, Komzak, Andre, Ebner rc.), ja sogar Ballett-
meister das Münchner Kindl in den Kreis ihres
Schaffens und ihrer Schöpfungen einbezogen. Un-
gezählte Riale ist es darum in leibhaftiger Gestalt
in sämtlichen Theatern und bei den großen Stadt-
festen, wie bei den bescheidensten Vereinsfestlichkeiten
erschienen, und hat sich immer und überall die Perzen
im Sturme erobert. Aber auch in satirischer Weise
hat es sich viele, viele Riale verwenden und dabei
einmal, ini Revolutionsjahre {8^8, auf einem poli-
tischen Bilderbogen sogar „Ungezogener Bube"
schimpfen lassen müssen.

Nicht bloß durch die „Münchener fliegenden
Blätter" ist es mit deren Säkularband und der
3000 sten Nummer in alle Welt hinausgegangen; da-
durch daß die Tagesblätter, wie Bayer. Kurier,
Münchener Volkszeitung, Neueste Nachrichten rc. sich
mit demselben als Vignette geschmückt, kommt es tag-
täglich in ein paar punderttausenden von Exemplaren
als lieber Gast und freund nicht bloß in München,
sondern in tausend Orten auf dem weiten Erdenrund
ins paus.

Indem es auch in dieser Zeitschrift mit dem
Buche seiner eigenen Lebensgeschichte in der pand
an Tausenden von Pforten klopft, darf es wohl im
voraus gewiß fein, daß allüberall nicht bloß die
Pforten, sondern auch die Perzen in Freuden sich
auftun werden, ihm, den: trauten Schutzgeist unserer
lieben Stadt München, unserem herzigen

„Münchner Kindl!"

Prof. Di*. Akois Megk tnT3?unf.

nter außerordentlich zahlreicher Beteiligung
von Vertretern der wissenschaftlichen Welt
wurde die Leiche des am jst. Juni nach
längerem schweren Leiden verstorbenen
Professors der Kunstgeschichte an der
k. k. Universität und Mitgliedes der k. k. Akademie
der Wissenschaften zu Wien, Vr. Alois Riegls, zu
Grabe getragen.

Der Verstorbene, ein geborener Linzer, welcher
leider nur ein Alter von ^8 Zähren erreichte, wid-
mete sich zuerst als Mitglied des Instituts für öster-
reichische Geschichtsforschung dem Studium der Ge-
schichte, später als Schüler Thauffings und Eitelbergers
den: Studium der Kunstgeschichte. Seine erste Arbeit
auf diesem Gebiete war eine Untersuchung über die
Kalender-Illustration des frühen Mittelalters, in der

L2Y. Umschlagseite des „Münchener Aalender" vom Jahre (go-;.
Nach Zeichnung von Gtto ffuxx, Schleißheim. (Ungefähr
2/3 der wirkl. Gr.) Mit Erlaubnis der Verlagsanstalt vorm.
I. G. Manz, München.

er zum erstenmal den Beweis führte, daß die Ge-
schichte der antiken Kunst nicht mit dem Zusammen-
bruche des römischen Reiches abgeschlossen werden
darf, sondern bis tief in das Mittelalter hinein weiter
verfolgt werden kann. Seine nächste große Arbeit
war eine Untersuchung über altorientalische Teppiche.

Was die Forschungen Riegls vor allem aus-
zeichnete, war die Gabe, durch methodische Durch-
arbeitung bis dahin vernachlässigter Materialien große
weltgeschichtliche Zusammenhänge zu entdecken, und
man kann mit fug und Recht sagen, daß er darin
in jeder Richtung bahnbrechend wirkte. So war es

Kunst und Handwerk. 55. Iahrg. Heft HO.

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