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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 55.1904-1905

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Gmelin, L.: Leonhard Romeis
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Jaumann, Anton: Ausstellungskunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7198#0349

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Ausstellungskunst.

frieden war. Es sollten eben gar keine Schlaken
hängen bleiben; völlige Abgeklärtheit war immer
das Ziel. Aber es läßt sich freilich nicht bestreiten,
daß darunter manchmal das Unmittelbare des künst-
lerischen Gedankens zu leiden hatte. Überdies brauchen
solche Rlärungsprozesse Zeit, und es war darum be-
greiflich, daß manche Auftraggeber ungeduldig wur-
den ; aber die Versöhnung blieb nie aus, da das,
was lange währte, dann auch wirklich gut ward.

* *

*

Romeis gehörte als Architekt und Kunstgewerbler
zu den Strenggläubigen. An der Formensprache der
Alten ließ er nicht rütteln; sie galt ihnr als unan-
tastbares Evangelium, wenn er auch sehr wohl zwi-
schen den Werten zu unterscheiden wußte. Zwar
war er kein Fanatiker, der Andersgläubige verfolgt
und verfemt; aber er beobachtete mit mißtrauischen
Blicken die Vorgänge auf dem Gebiet der dekorativen
Runst; und wenn ihn auch sein unerschütterlicher
Glaube nicht hinderte, sinngemäße moderne Arbeiten
anzuerkennen, so war und blieb er doch seiner Über-
zeugung treu, daß wir auch bei allen Neuschöpsungen
immer den Anschluß an die bodenwüchsigen Ar-
beiten unserer Altvordern suchen sollten. Er sah in
der alten Runst noch mehr Keimkraft als andere in
ihr zu erkennen vermögen, und er wollte die schlum-
mernden Reime zu frischem Leben erknospen lassen.

626. Hängelampe (elektrisches Glühlicht) aus Schmiedeisen, in
Gold und Farben gefaßt; nach Entwurf von Leouh. Rom eis
ausgeführt von Alois Birner, München. (1/8 ber mir?!, ©r.)

<Vb er damit einem Phantom nachjagte; wer
wollte das heute schon endgültig entscheiden? Das
eine aber steht fest: daß er seiner Runst mit ehren-
fester Rechtschaffenheit und in Treuen gedient hat.
Darin war er Vorbild für alle. L. G.

(AuestekkungMunsk.

: Ausstellung, insonderheit die Runst-
ausstellung, hat sich dem modernen
Leben unentbehrlich gemacht. Auch wer
für die bedenklichen Folgeerscheinungen
ihres Überwucherns nicht blind ist,
wer ihr vielleicht ein heilsames Weniger wünscht,
wird sich tatsächlich gegenüber den wirtschaftlichen,
kulturellen, kunstpolitischen Notwendigkeiten machtlos
finden. Die moderne Runstproduktion, die uferlose,
sintflutliche, ist ganz daraus angelegt, sich die Nach-
frage erst zu schaffen. Sie sucht Gelegenheit, sich
dem Publikum zu präsentieren und es zum Rauf
zu verlocken. Diese Gelegenheit gibt ihr nur die
Ausstellung. Die Tausende von Runstwerken, die
jährlich über den Bedarf erzeugt werde::, versänken
ohne sie ungesehen in den Mrkus. Wo wurden die
Rümpfe un: das Neue, Fortschrittliche ausgesochten,
wo vollzog sich der internationale Austausch techni-
scher Errungenschaften und künstlerischer Erfahrungen?
Auf dem allgenreinen Rendez-vous der Rünstler,
wo sie sich gegenseitig messen, wo von Rritik und

625. Grabmal Fahrmbacher in Burghausen; von f L. Romeis.
 
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