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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Lasser, Moritz Otto von: Moderne Münchener Korbarbeiten aus Julius Moslers Korbwarenfabrik
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0149

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Moderne Nüncbener Korbarbeiten ans Julius ITToflers KorbtuatenfabriF.

(Nodrrne (ITlim ebener (Korßarßeüen
aus 3«Rw6 Mofkere (Kovßwaren;:
faßriß.1)

an hat sich im Salon gut unterhalten.
Inzwischen wurde die Asche der Ziga-
rette lang, und nun streift man sie am
Rande eines kleinen Porzellanschäl-
chens ab. Dabei faßt man dieses
ein wenig ins Auge und bewundert flüchtig das
zierliche, elegante Geflecht, das die Schale von außen
montiert, umspinnt.

Solch ein kleines Kunstwerk ist jedoch nicht nur
flüchtigen Znteresses wert — wie denn überhaupt die
Korbflechterei eine ganz eigenartige Kunst ist, die
ihre Geschichte hat, ihre Literatur, ja sogar in neuerer
Zeit ihre Presse.

Daß die Korbflechterei ein sehr altes Handwerk,
bzw. eine sehr alte Kunst ist, beweist nicht nur das
in der Geschichte Moses eine recht große Rolle
spielende Binsenkörbchen"), sondern es zeigen dies
auch verschiedene Funde. So fand man auf einem
römischen Grabstein aus der Zeit des 5. Jahr-
hunderts n. Ehr. ein Relief eingehauen, das einen

') Die sämtlichen, diesen Aufsatz begleitenden Abbildungen (250—27s)
stellen Arbeiten aus der fgl. kofkorbwarenfabrik von )ul. Mofler, München
dar, zu denen verschiedene Künstler die Entwürfe gefertigt haben: Margar.
v. Brauch itsch, München .250 u. 25p, Hans Vollmer, Wien (252 und
erster Stuhl bei 255), Adelbert Niemeyer, München (25^— 256), Reinhold
m. Tichler, München (257), Archit. Blochwitz (259 u. 260), Mar Sänger
München (26^—27 0- “

3) Siehe Bibel, altes Testament. Danach wurde Moses in einem
Binsenkörbchen ausgesetzt.

römischen Korbstuhl abbildet?) Doch wir können
hier keine Chronik der Korbflechterei geben und auch
mit der Schilderung ihres heutigen Verbreitungs-
gebietes können wir uns nur flüchtig befassen.

Dagegen müssen wir uns etwas bei der Be-
trachtung des Materials und der Technik aufhalten.
Als lauterste Quelle dient dazu der Vortrag, den
seinerzeit Pos-Korbwarensabrikant Mosler sen. irrt
bayer. Kunstgewerbeverein gehalten hat?) Danach
erfährt man gleich, daß die blühende Korbflechterei
Bayerns in Michelau am Main ihren Ursprung
hat, eben deshalb, weil dort das Flußuser das Roh-
material in unerschöpflicher Menge lieferte. Bald
nahmen sich Kaufleute in dem nahen Lichtenfels
dieser durch weitgehende Arbeitsteilung ausgezeichneten
Bausindustrie an, und nachdem einzelne intelligentere
Arbeiter in Norddeutschland, Frankreich, England
sich in der Korbflechterei weiter umgesehen hatten,
nahm die Hausindustrie rasch einen großen Auf-
schwung, so daß die Lichtenselser Flechtwaren heute
nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt
anzutreffen sind.

Das Rohmaterial, weiden, wird jetzt haupt-
sächlich aus der Oder- und Weichselgegend bezogen,
auch aus Ungarn, Frankreich; dazu kommen Rohr,
Binsen, Strohborten, Bambus, Zuckerrohr, Pfeffer-
rohr ic. Es unterliegt übrigens keinem Zweifel,
daß zu dieser Reihe noch manches Material hinzu-
treten wird, und zwar je mehr sich die Korbindustrie
weitere Arbeitsgebiete erschließt. Natürlich wird in

^) Relief auf einem römischen Grabstein aus Aleumagen a. t>. Mofel,
Provinzial-Mnfenm in Trier. (Anfang des 3. Vrbrbundert; n. Lhr.) Abgel
bildet bei Prof. vr. Alf. Gottbold Meyer, Tafeln zur Geschickte der Möbel-
formen. Serie I, Tfl. IV 3.

4) Siebe Jahrg. (903, Heft -f, S. ((6.
 
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