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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Habich, Georg: Neuere Entwickelung der Medaillenkunst, insbesondere in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0204

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^06. Bcirthelemy-St. bsilaire; von I. L. L h a p l a i n.

Neuere Snkwictlekung
der MedaE'enkunst, mekesondere
in München.

(Von Dr. Eeorg Ha6ich.

s sind bald zehn Jahre her, daß
der Verfasser Gelegenheit hatte,
in dieser Zeitschrift die Rede auf
Medaillen und Medaillenkunst
zu bringen. Damals gehörte
noch ein gewisser Magemut dazu,
die besonders von Lichtwark
glücklich formulierten Ideen über eine Miederbelebung
der deutschen Schaumünze vor der Öffentlichkeit zu ver-
treten. Die Ewig-Gestrigen in den Dreisen der alten
Medailleure sowohl, wie auch namentlich der Durch-
fchnittssammler, faßten solche Neuerungen, wie sie
damals vorgeschlagen wurden, als persönliche Be-
leidigung auf. Man witterte so
etwas wie Revolution und Sezession
und wehrte sich mit fänden und
Füßen. Man sah seine eigenen
Schätze, die Früchte emsigen Sam-
melffeißes, die schönsten Raritäten
und Duriositäten durch die Betonung
des rein künstlerischen Standpunktes
arg in ihrem Merte bedroht, und
spie Feuer. Man wollte nicht mer-
ken, wie weit man hinter dem Mond
zurück war: man stand in Deutsch-
land damals auf demselben Stand-

punkt wie Frankreich im Jahre s870, als in Paris
Ponse arme die Vorurteile des klassizistischen Me-
daillenstils zertrümmerte. Auf die neue französische
Riedaille, die anfangs der neunziger Jahre ihre schön-
sten Blüten getrieben hatte, wies damals Lichtwark
in seinem anregenden Büchlein hin. Rat der ihm
eigenen pädagogischen Begabung führte er die deutschen
Medaillenkünstler in die sinnreichen und verwickelten
Praktiken der Franzosen ein, nicht ohne jedoch vor
den Gefahren einer mechanischen Imitation nach-
drücklichst zu warnen.

Mie nötig diese Marnung war, zeigte sich
bald und zeigt sich noch heute täglich. Die Be-
rufsmedailleure und solche, die es werden wollten,
hatten nichts Eiligeres zu tun, als ihr Bündel
zu schnüren, um an der (Quelle selbst der neuen
Lehre teilhaftig zu werden. In Paris lernten
die meisten, was eben lern- und lehrbar ist: mancherlei
Dunstgriffe, Manieren und Erics, und als sie dann
wieder über den Rhein kamen, sahen
ihre Arbeiten den französischen äußer-
lich so ähnlich, wie das bei einer
rationellen Verwendung des famosen
Sandgebläses, das die feine Ver-
blasenheit, den vielberühmten „Duft"
ergibt, und mit pilfe einer leckeren
Patinierung irgend möglich ist. Es
fehlte nur eine Dleinigkeit: Dönnen
und Dultur. Es ist nicht zu leug-
nen, daß das Vorbild der franzö-
sischen Medaille an der deutschen
Medaillistik inzwischen mehr ver-

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Uunfl und pmidiverk. 56. 3aI?r9- Heft 7.

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