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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 56.1905-1906

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Gmelin, Leopold: Das Kunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10293#0379

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Das Aunstgewerbe auf der Nürnberger Ausstellung.

776. Schmucksachen; von Aarl Rothinüller, München, Halskette: Gold, rote Turmaline und perlen; — Brosche
links: innen Gold, außen Bilder; Vpal, Smaragde; — Brosche rechts: Silberfassung mit grünem Email und kleinen
Almandinen, in der Mitte ein fleischfarbener Achat mit blaugrauer Zeichnung. (Mirkl. Größe.)

Lwderarbeicen und die in der Gegenwart be-
sonders begünstigte Buchbinderei haben, wenn mau
von dem schon aus den Schaufenstern Bekannten
absieht, nur eine schwache Vertretung gefunden. Wenn
die Debschitzschule, aus deren Gruppe wir ein Bei-
spiel abbilden (Abb. 8(6), nicht eine ganz hübsche
Anzahl feiner Einbände vorgelegt hätte, hätte man
meinen können, es gäbe keine moderne Buchbinde-
kunst. Die sehr tüchtigen, größtenteils allerdings
schon von früher bekannten, gebeizten und gemalten
Ledersachen — Mappen, Etuis re. — von Zucke r
& Eo. vermögen diesen Mangel nicht zu ersetzen
und was an Lederschnittarbeiten von F. T.
Weinzierl, München-Pasing und Paul Atten-
kofer, München, eingesandt, ist bei aller Güte doch
nicht hervorragend genug, um die Aufmerksamkeit
mehr als nur flüchtig zu fesseln. Es reicht gerade
hin, die schöne Technik nicht in Vergessenheit geraten
zu lassen. Nach Lederarbeiten von der paltung des
Ebenholzkästchens von Zos. Stöttuer, Nürnberg
(Abb. 8(7), das (nicht nur im Bild, sondern auch
Wirklichkeit) mit alten geschnittenen Lederarbeiten
Ähnlichkeit hat, sucht man vergeblich. Dagegen ge-
winnt bei solchen Sächelchen die Bemalung mit
Lackfarben wieder Oberwasser, wie das bunte Aäst-
chen von A. Schaefer, Nürnberg (Abb. 8(8) zeigt;
auch der Tafelschmuck von Z. v. checkel (Abb. 8(9
bis 822) ist Zeuge für diese Neigung des Geschmacks.

Über den Znhalt der dem Aunstgewerbehaus
angeschlossenen Friedhofs, dessen Anlage hauptsäch-
lich Max Pfeiffers Verdienst ist, hoffen wir bei
späterer Gelegenheit einen Nachtrag bringen zu
können.

* *

Versuchen wir es zum Schluß, Antwort auf die
Frage zu geben: Welche Stellung wird die
Nürnberger Ausstellung in der Entwick-
lungsgeschichte des deutschen A u n st g e -
werbes voraussichtlich einnehmen? Denkt
man sich alles, was innerhalb dieser Ausstellung
auf Einreihung ins Aunstgewerbe Anspruch hat,
losgelöst vom übrigen und zu einer kleinen baye-
rischen Aunstgewerbeausstellung vereinigt, so könnte
man die ganze Veranstaltung immerhin als eine
Etappe, als eine Gelegenheit zur Selbstprüfung an-
sehen und ihr — trotzdem vieles von: allerbesten
Münchener Aunstgewerbe es vorgezogen hat, dem
aus Dresden ergangenen Auf zu folgen — eine be-
scheidene Stellung in der Geschichte der kunstgewerb-
lichen Ausstellungen anweisen. Eine epochemachende
Pauptstation wäre sie nicht; dazu fehlen ihr neue
große Gedanken, kühne Versuche, die weite Ausblicke
in unbekannte Fernen eröffnen, aufleuchtende Offen-
barungen mit ihren tröstlichen Anweisungen auf die
Zukunft — ja auch die herausfordernden Aus-
schreitungen, die zuiu Widerspruch und zum Besser-

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