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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 57.1906-1907

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Habich, Georg: Julius Diez
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https://doi.org/10.11588/diglit.9336#0241

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435. Lhrenmitgiieder-Dixlom; von Julius Diezch, München (l?02). (Ungefähr ,/s d. wirft. Größe.)

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(Von Seorg HaKich.

Man muß von Natur aus
richtig fein, so daß die guten Ein-
fälle immer wie freie Kinder Gottes
vor uns dastehen und uns zurufen:
da find wirl Goethe.

ie moderne kunstgewerbliche Bewe-
gung, soweit sie sich auf Deutsch-
land erstreckt, hat ihren Ausgangs-
punkt in München. Münchener
Aünstler sind vorwiegend ihre
Träger auch auswärts. Und aus-
wärts, namentlich in: Nordwesten Deutschlands, in
den rheinischen Industriebezirken, in den Hansestädten
und neuerdings auch in der Reichshauptstadt ist die
neue Anschauung nicht nur Mode geworden, sondern
recht eigentlich durchgedrnngen, rascher als in München
selbst. Es ist ungemein billig, diese zunächst etwas
befremdliche Tatsache mit großen Sprüchen, wie
Rückständigkeit, Indolenz usw., abzutun. Wer genauer
zuschaut, wird die tieferen Gründe nicht verkennen,
und Erkennen heißt auch hier — begreifen — ent-
schuldigen.

So eng auch die Führer und Bahnbrecher der
neuen Art zum Teil mit München verwachsen sind
und sich heimisch daselbst fühlen, eine spezifisch süd¬ *)

deutsch e Bewegung, wie es beispielsweise die letzte
! große Erhebung der dekorativen Aunst zu Gedons
Zeit gewesen, war es nicht, die jene trug. Gerade
in den Anfängen trat vielmehr ein dem oberdeutschen
Nationalcharakter geradezu entgegengesetztes Element
stark in den Vordergrund: der angelsächsische Einschlag,
der namentlich in der Innenraumkunst eine Hauptrolle
spielte und erst in den letzten Jahren durch das Hervor-
treten des bürgerlichen Biedermeierstils in seinen Wir-
kungen paralysiert wurde. Jenes nordische Element,
das durch eine starke Beigabe von ostasiatischen Stil-
formen den: süddeutschen Gaumen nicht schmackhafter
gemacht wurde, war zweifellos für viele Eingesessene
— und nicht die schlechtesten Aulturträger — der
eigentliche Grund, das Neueste zwar originell „zum
Anfchauen", aber nicht genießbar, für den eigenen
Hausgebrauch nicht verwendbar zu finden. Eine
gewisse Askese in der Form, eine nicht zu leugnende
Anämie der Farbe, mancherlei gesucht primitive An-
wandlungen und eine auf alles sich gleichmäßig er-
streckende, oft hospitalmäßig anmutende Nüchternheit
und Salubrität „—■ das mochte gerade diejenigen
Münchener Areise abstoßen, die sich noch inr Besitz
einer altererbten, einheimischen bürgerlichen Aultur
fühlten. Alles Schummerige, Trauliche, mit einem
Wort „Gruebige" sollte mit einen: Male ebenso
verbannt sein, wie anderseits das fröhlich Bunt-
scheckige, das man draußen „am Land" so liebte

*) Sämtliche Abbildungen dieses Heftes (Tafel 5—8 und Textbilder 435—498) stellen Arbeiten von
Prof. Julius Diez, München, dar.

-i

Aunsi und hcindwerk. 57. Jahrg. Heft 8.
 
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