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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 58.1907-1908

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Gmelin, Ludwig: Die Ausstellung "München 1908", [1]: Vorgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.9043#0306

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(Aussiebung ^München 1906".

Vorgeschichte.

o einst auf einsamer ^öhe, auf der
Kante des alten Isar-Hochufers,
König Ludwig das eherne Riesen-
weib aufstellte, dahin locken jetzt
Mahnen und Wimpel das schau-
frohe Volk zur Feier des drei-
vierteltaufendjährigen Bestehens der Stadt. Kaum
zwei Generationen haben zu den Lüsten der Bavaria
und unter ihrem Schutz das Oktoberfest gefeiert, und
schon längst wäre das früher in entlegener Ferne
errichtete Bildwerk von den Polypenarmen der Groß-
stadt erdrosselt worden, wenn nicht König Ludwigs
weise Fürsorge und ein gütiges Geschick verhindert
hätten, daß das Alltagsgetriebe ihm zu nahe tritt;
ein Park aus hochwüchsigem Holz gab ihm Rücken-
und Seitendeckung, die sturmfreie Unnahbarkeit ver-
bürgten und pöbelhaftes Herandrängen des Ka-
pitalismus hintanhielten, während tatkräftiger Bür-
gersinn durch Erwerbung eines breiten Landgürtcls
zur Schaffung eines Ausstellungsplatzes die Schutz-
grenze dieses schonungsbedürftigen Hains so weit
hinausschob, daß dem seinen Kern bildenden National-
heiligtum für alle Zeiten die Wirkung gesichert bleibt.

Zwanzig Jahre sind cs, seit München seine
letzte große Kunstgewerbeschau abgehalten; tiefgrei-
fende Wandelungen haben sich inzwischen vollzogen.
Da war es wohl an der Zeit, einmal ein Inventar
aufzunehmen und öffentlich darüber Rechnung zu
legen, wie seither gewirtschastet, was gewonnen worden
ist. Diesem Zwecke sollte die Mobilmachung aller
in der Stadt und für die Stadt schaffenden und er-
werbenden Kräfte dienen.

Will man die Wurzeln der Ausstellung „Mün-
chen (ß08" aufdecken, so muß man aus den Anfang
der neunziger Jahre des abgelaufenen Jahrhunderts
zurückgreifen. Nach dein finanziellen Mißerfolg der
(II.) deutfch-nationalenKunstgewerbe-Ausstellung (888
am Isarstrande hatte eine gewisse Niedergeschlagen-
heit in den Kreisen des Münchener Kunstgewerbes
Platz gegriffen; aber es gab doch Leute genug, die
den Blut nicht sinken ließen, und die in Erkenntnis
der wahren Ursachen des Fehlschlags auch die Wege
ahnten, die in künftigen Fällen einzuschlagen waren.
Die provisorischen Bauten der damaligen Ausstellung
hatten eine Summe von nahezu 800000 M. ver-
schlungen — eine ungeheuere Zahl gegenüber dem
tatsächlichen Defizit des ganzen Unternehmens von
nicht ganz 250000 M.! Gegen solche Vorkomm-
nisse konnte nur der Besitz dauernder Ausstellungs-
bauten schützen. Die Schaffung eines paffenden Aus-
stellungsplatzes mit weiträumigen, allen möglichen

Aunst und Handwerk. 58. Iabrg. Heft JO.

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