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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Heilmeyer, Alexander: Georg Schreyögg, ein Münchener Steinbildhauer
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Heilmeyer, Alexander: Ein Brunnenwettbewerb
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0069

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(Ein Brunnenwettbewerb — Josephsplatz.

{^2. Grabmal;

Modellskizze von Georg Schreyögg, München,
(siehe Abb. ;<*3).

Die einzelnen Teile gliedern den Aufbau, geben ihm
gefällige Verhältnisse und schöne Maße. Die plastischen
Teile sind wiederum aufs innigste mit den tektonischen
Gliedern verbunden, gleichsam Glieder eines or-
ganischen Ganzen, denn sie sind unmittelbar aus
dem Stein herausgemeißelt. Der Kenner schätzt
daran die Reife der bildnerischen Arbeit, er be-
wundert die Kunst der plastischen Behandlung dieser
fischköpfigen Masken. Man kann dieses Quallige,
Glatte, Weiche des Fischkörpers, dieses stumpfsinnige,
behagliche, animalische Leben nicht besser charakteri-
sieren. Der Künstler hat diese Masken mit sichtlichem
Behagen und pumor geschaffen.

In eine ganz andere Welt führt uns das schöne
Grabmal, welches jetzt in Brüssel aufgestellt ist.
Auch hier ist wiederum die bildnerische Idee aufs
innigste mit der Materie verknüpft. Der schwarze,
feinkörnige, durch die Politur verschönte Stein, ge-
währt in seiner dunklen Farbe und im Spiel der
Reflexe des darüber hinhuschenden Lichts einen die
Stimmung des Ganzen belebenden Reiz und Zauber.

Die in Hochrelief ausgeführte Szene, ein Vater, der
von seinen beiden Töchtern Abschied nimmt, erscheint
wie ein Bild in geschlossenem Rahmen. Der Stein ver-
leiht diesem Bilde Dauer und Festigkeit, es steht un-
mittelbar vor unseren Augen in voller Realität da,
es greift dem Beschauer ans Herz, aber es beengt
und bedrückt ihn nicht wie die unmittelbare Gegen-
wart des Todes, sondern versetzt ihn in einen traum-
haften Zustand, daß er von der Schönheit ergriffen
und hingerissen das Leiden leidlos schaute.

A. H.

Sin (Krunnenwektkewerß.

mmer wieder von neuem erlebt man das
Schauspiel eines künstlerischen Wett-
kampfes. Die Arena bleibt zwar immer
dieselbe und es bleibt dabei auch die-
selbe Merkwürdigkeit bestehen, daß die
Akteurs Schauspieler und zugleich Zuschauer sind.
Denn für die Ausstellung von Wettbewerbsarbeiten
legt doch der beteiligte Künstlerstand das stärkste In-
teresse an den Tag. Die Preisrichter, die als Re-
gisseure bei diesem Schauspiel wirken und deren
Namen sonst vor Beginn der Vorstellung öffentlich
bekannt gegeben werden, walteten diesmal unsichtbar
ihres Amtes. Alan findet bereits eifrige Anhänger
dieses neuen Systems. (Offenbar hat es seinen Reiz,
das Spiel von einem unsichtbaren Dirigenten geleitet
zu sehen, und mancher mag vielleicht freier und unge-
zwungener spielen, wenn er nicht merkt, wer über
seine Leistungen zu Gericht sitzt; andere ziehen es
wieder vor, dem Beurteiler ins Gesicht zu sehen.
Ganz unbildlich gesprochen: handelt es sich um Wett-
bewerbe, so sollte man doch auch einmal daran
denken, für Wettbewerbe feste Normen zu finden und
gewisse Leitsätze aufzustellen, wie sie z. B. für Archi-
tekturkonkurrenzen längst ausgearbeitet worden sind.

Einer der letzten Wettbewerbe, jener um den
Brunnen auf dem Iofephsplatz, brachte eine neue
Überraschung insofern, als bei der Auswahl zunächst
darin das Laienelement vorherrschend war oder eigent-
lich ein Ausschuß von Mitgliedern jener Stiftung,
welche den Brunnen zu vergeben hatten, und erst nach
Einlieferung der Skizzen Sachverständige zur Auswahl
von fünf Entwürfen ernannten, für deren Ausführung
jedoch keinerlei Garantie gegeben wurde. Der Aus-
schuß behielt sich vor, darüber später zu entscheiden,
welcher der ausgewählten Entwürfe ausgeführt werden
sollte. Von den prämiierten erhielt jeder eine Prämie
von (jOO Mk.; ein Betrag, der nicht gerade ver-
lockend wirkte bei so schwankender Aussicht auf Aus-
führung.

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