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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0168

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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

Llstonil k§ VsPrisVen Kunflgmkrökvkreins.

Mschenversaminkuirgen.

Sechster Abend — den ,5. Dezember — Vortrag von
Major Baumann über „Land und Leute im Bismarck-
Archipel (Neuguinea)". Wie oft auch schon der beliebte Redner
die vereinsgenossen mittels seiner Vorträge in weite Fernen
geführt hat, noch nie hatten sie im (Seifte mit ihm ein Gebiet
betreten, das uns so ferne liegt wie das in Rede stehende —
ferne in jeder Hinsicht, nicht nur räumlich (,6 ooo km), sondern
namentlich in allen Lebensäußerungen, mit einem Wort kulturell.
Redner beschrieb zunächst an Hand einiger Karten den deutschen
Kolonialbesitz in der Südsee, speziell Neupommern, dessen
„Gazellenhalbinsel" mit dem Regierungssitz Herbertshöhe der
eigentliche Herd der kulturellen Erschließung des Landes ist. Diese
Erschließung, welche die Kenntnis und Erforschung von Land
und Leuten voraussetzt, geht nur sehr langsam vor sich. Redner
gab davon eine lebendige Schilderung. Die größeren Pflanzungen
sind zwar hinreichend ertragsreich um für die Weiterentwicklung
das Beste hoffen zu lassen; aber die Arbcitsunlust der einge-
borenen Bevölkerung, welche Verlogenheit mit Gutmütigkeit,
die Grausamkeit eines Raubtieres mit der Harmlosigkeit eines
Rindes verbindet, steht einer rascheren Entwicklung im Wege.
Der Vortragende gedachte mit Dank und Anerkennung der
freundlichen Aufnahme, die er im Hause des Gouverneurs
Hal (eines Bayern) gefunden; und was er weiterhin schilderte,
Tropenlandschaft und Kolonialleben, völkertyxen und volks-
sitten, Frauenkanf und Menschenfresserei, Kriegerrelgen und
Trommelmusik, Geheimtänze und eine Art Haberfeldtreiben,
Schiele und Missionstätigkeit usw. — das war eine solche Fülle
von Stoff, daß jeder Zuhörer ein gerüttelt volles Maß neuen
Wissens mit davon genommen haben wird, zumal die zahl-
reichen, durch Rechnungsrat Übelacker in verdienstvoller
weise vorgeführten Lichtbilder für die lebendige Anschauung
sorgten. __

Siebenter Abend — den 5. Januar — Vortrag von
Konservator vr. Birkn er über „Primitive Kunst". Redner,
der als Konservator am prähistorischen Museum reiche Ge-
legenheit hat, den Spuren der Kunstansänge nachzugehen, hat
sich gleichwohl den freien Blick für andere Gebiete primitiven
Kunstschaffens bewahrt, und er verstand es trefflich, die vor
Jahrtausenden entstandenen vorgeschichtlichen Kunstobjekte mit
solchen von gegenwärtig noch lebenden unkultivierten Völker-
schaften in Parallele zu stellen. Er ging davon aus, wie man
anfänglich Steine, Muscheln, Zähne — und von den Metallen
Kupfer, Bronze, Gold, Silber der Reihe nach kennen und be-
nutzen lernte, — wie dann Bernstein, Glas, Email als Schmuck-
elemente in Ausnahme kamen. Mit dem Beginne der Töpferei
fangen auch die Verzierungsweisen an, sich weiter zu entwickeln
bis zu figürlichen und geometrischen; man kann dabei physio-
plastische von ideoplastischen Darstellungen unterscheiden. Auf
dem Gebiet der ersteren arbeiteten z. B. die Völker der Eiszeit,
die Buschmänner, einige arische Völker, Jäger- und Nomaden-
völker; die ideoplastischen Darstellungen zeigen in der mykeuischen
Kultur ihre Hauxtvertreter. Perspektivische Darstellungen fehlen
gänzlich; die geometrischen Figuren kann man vielfach von
figürlichen Darstellungen ableiten, was u. a. der in der my-
kenischen Urkunst häufig vorkommende Tintenfisch bezeugt. Daß

sich die primitive Kunstübung aber bis zu großen Darstellungen
von Menschen und Tieren ■— Mammut, Bison re. — verstiegen
hat, beweisen die Höhlensunde, die in den letzten Jahrzehnten
in Frankreich und Spanien gemacht worden sind. — Der von
zahlreichen Lichtbildern begleitete Vortrag fand reichen Beifall.

Achter Abend — den ,2. Januar— Vortrag von Prof.
Rich. Berndl über die Ausstellung „Kunstschau" in Wien
(Sommer ,90g). Der Vortrag fand so starke Anerkennung und
gab mit seinem reichen Bildmaterial so vielseitige Anregung,
daß wir ihn in das vorliegende Heft ausgenommen haben
(S. ,58 ff.) _

(Dorkäufiges Programm für die (Monate Hekruar
und (Marz.

Die Zusammenkünfte finden jeden Dienstag (ausgenommen
Feiertage) abends 8 Uhr im Vereinslokale statt und bieten bald
Vorträge, bald Ausstellungen und Lichtbilder-Vorführungen,
bald gesellige Unterhaltung. Da unvorhergesehene Hindernisse
leicht das Programm umstoßen können, ist auf dessen genaue
Einhaltung njchr mit unbedingter Sicherheit zu rechnen.

,6. Februar: Architekt Ludwig F. Fuchs über: „Künstlerische
Gartenanlagen".

2. März: Stefan Stein lein über ein buchgewerbliches

Thema.

9. März: Prof. Vr. Doehlemann über: „Die Malereien
der Gebrüder Asam".

,6. März: Vr. w. Schmid, Konservator am Kgl. National-
museum über: „Der Bamberger Domschatz".

25. März: Architekt H. E., v. Berlepsch-valendas (Thema
noch unbestimmt).

Für die weiteren Abende sind Vorträge zugesagt von
Vr. Weigmann über: „Sion Wenban", ein verschollener
Münchener Radierer; — Vr. Philipp Lederer über: „Antike
Münzen".

llebrlingspreisbewerbung. Unserem letzten Heft lag der
Anmeldebogen für die zum ,. Februar anzumeldenden Lehrlinge
bei; da die Redaktion erst nach Fertigdruck des Heftes von
dieser Beilage Kenntnis erhielt, konnte nicht mehr darauf hin-
gewiesen werden.

I Vereinszeitschrift. An die Schriftleitung der Ver- 1
einszeitschrift gelangen auf Umwegen hin und wieder ?
Wünsche nach Berücksichtigung von Arbeiten der ver- \
einsmitglieder. Die Schriftleitung ist gern bereit, solche >
Wünsche im Einvernehmen mit der Redaktionskommission )
in Betracht zu ziehen; sie ist für jegliche Anregung in )
diesem Sinne dankbar und bittet deshalb die Vereins- i
Mitglieder um direkte Mitteilungen. Von besonderem \
vorteil ist es, wenn Gesuche um Publikation von neuen r
Arbeiten gleich von Photographien begleitet sind. Bei ?
größeren Gegenständen, die nur kurz oder gar nicht öffent- ?
lich ausgestellt werden können, empfiehlt es sich, die Schrift- f
leitung rechtzeitig von der Fertigstellung derselben zu ver- >
ständigen, damit nötigenfalls Vorkehrungen zur xhoto- )
graphischen Aufnahme getroffen werden können. C

verantw. Red.: Prof. L. Gmelin. — herausgegeben vom Baser. Aunstgewerbeverein. — Druck und Verlag von R. Vldenbourg, München.
 
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