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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Kleine Nachrichten
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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0264

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Lhronik des Bayer. Kunstgewerbevereius.

der mittleren Eonnenzeit und der mitteleuropäischen
Einheitszeit.

An dem Türmchen rechts (oben) lassen sich die
Unterschiede zwischen wahrer und mittlerer 5onnen-
zeit („Zeittzleichung") ablesen.

Das Blatt an dem linken Türmchen läßt die
„Bternzeit" erkennen, die durch „die mit absoluter
Gleichförmigkeit sich vollziehende scheinbare Umdrehung
der Himmelskugel um die Weltachse" gegeben ist.

Das große Blatt rechts von der polytopischen
Uhr gibt die kalendermäßige Iahreseintcilung, nach
Wochentag, Datum, Ulonat; dabei ist der Mechanis-
mus so eingerichtet, daß er jeweils am 3(. Dezember
automatisch die Reihe der beweglichen Feste für
das anbrechende neue Jahr anzeigt. Auch die Schalt-
tage sind dabei berücksichtigt. Dieses Blatt enthält
ferner Vorrichtungen, durch die sich ermitteln läßt,
wie lange jeweils Sonne und Wond über dem
Horizont verweilen.

Das große Blatt zur Linken der polytopischen
Uhr — „Astrolabium" — hat die Bestimmung, „die
Sonnen- und Blond örter in ihrer gegenseitigen
aktuellen Verfassung zur Anschauung zu bringen, ■—
eine schwierige Aufgabe, die —auch nur annähernd —
keine der älteren Uhren in solcher Vollkommenheit
gelöst hat. Die verschiedenen Vorrichtungen gewähren
hier die Möglichkeit, Finsternisse selbst nach dem Grad
der Verfinsterung vorauszusagen.

Das wechselseitige Verhalten zwischen Erde und
Wond ist noch deutlicher aus dem „Luna-Terrarium"
zu ersehen, das an der rechten Seite der Uhr (unten
in einem Glaskasten) untergebracht ist.

Zur Veranschaulichung des Planetensystems in
seinem verwickelten Bewegungszustand ist unten auf
einem tischartigen, von einer Balustrade umgebenen
Vorbau, ein Planetarium vorgeführt. „Solche
Nachbildungen" — sagt Prof. Günthers Gutachten
— „gibt es ja für die verschiedenen kosmischen Sy-
steme in größerer Anzahl, allein niemals noch ward
eine so treue Nachbildung der Natur zuwege gebracht."

An der linken Seite des Gehäuses (s. Abb. 5^f)
ist die Fixsternwelt so veranschaulicht, daß daraus
mittels eines beweglichen Horizonts der Anblick des
Firmaments für jeden Abend eingestellt werden kann;
darüber ist der südliche Sternhimmel und die sicht-
bare Nkondseite dargestellt.

Ein Himmelsglobus und ein Erdglobus sind
an den Seiten des Planetariums ausgestellt. Zn dem
den Wittelbau krönenden Türmchen steht ein Hahn,
der durch seinen Ruf den Beginn des astronomischen
Tages (in München) anzeigt — (2 Uhr Minuten
nach mitteleuropäischer Zeit.

Auf Tafel 6 sind Proben von einigen der von
Gtto Hupp für Firma Weyer dc Seitz gezeichneten
und im Verlag von E. Z. Genzfch befindlichen
Vorsatzpapiers gegeben.


Lhromt rn vMWn RunflgWMlMkils.

Mochenversammkungen.

Zwölfter Abend — den \6. Februar — Vortrag von
Architekt Ludwig F. Fuchs über „Künstlerische Garten-
gestaltung". Der Vortragende ging von der Anschauung aus,
daß alle Kunst nichts anderes als der sormale Ausdruck unserer
Kultur ist. „Naturwissenschaft und Technik sind die Grund-
pfeiler unserer Zivilisation, die im Verein mit ästhetischer Ge-
staltungskunst die neue Kultur bedingen"; wir verlangen zur
Vollendung „äußerste Zweckmäßigkeit in der Anordnung und
präzisen Ausdruck derselben in der Form". Redner stellt sich
auch gegenüber der Gartenknnst auf den Standpunkt, daß hier
Zweckmäßigkeit das erste Gesetz ist; er verlangt für den Garten
in erster Linie bequeme Bewohnbarkeit, Brauchbarkeit und so
wenig eine Kopierung der Natur wie bei einer gemalten Land-
schaft, sondern „rhythmisches Gestalten, hervorgehend aus einer
schöpferischen Beherrschung der Natur." Soll aber der Garten
zu einer Erholungsstätte des Menschen, zu einer Stätte froher
Feste werden, dann muß er mit dem bsause in Harmonie stehen;
der das Haus beherrschende Rhythmus muß auch im Garten
zum Ausdruck komnre». Die geometrische Anlage, die sich hieraus
ergibt, ist zugleich ein Spiegelbild der ältesten Nutzgärten, aus

denen die ersten Kunstgärten hervorgegangen sein mögen.
Solche Gärten, die der Zweckmäßigkeit ihre Anordnung ver-
danken, gibt es, angefangen von den bäuerlichen Gärten, noch
zahlreiche und zwar in allen Abstufungen bis zum Kunstgarten
höchster Vollendung. Die primitivste Gartenkunst ist die von
einer Hecke umfriedete Viehweide; ihr folgt der Gemüsegarten
mit den Anfängen der Blumengärtnerei in der Nähe des Hauses,
die Wege hier mit Buchs eingefaßt, dort als Rebeugänge be-
handelt. Aus der das Ganze umfriedigenden Hecke gingen
einerseits hausähnliche Gartenlauben, anderseits jene die Garten-
siäche durchziehenden Hecken der Barock- und Rokokozeit hervor,
welche auch die vertikale Gliederung des Gartens mittels Ter-
rassen, wie sie sich bei Bauerngärten in steilem Gelände von
selbst ergeben, zur höchsten Entwicklung brachte. Über das un-
erfreuliche Aussehen unserer städtischen Vorgärten ist schon viel
geklagt worden, und der Redner hatte mit seinem Vor-
schlag ganz recht: die Häuser an die Straßen zu stellen und
die Gärten eines Blocks dahinter zu großen Gartencinheiten
zu vereinigen. Wo die Bürgergärtcn zwischen Mietskasernen
eingekeilt sind, sollten die versuche, ihm mittels Tufsteinen, exo>
tischen Koniferen usw. ein „interessantes" Aussehen zu geben,
unterbleiben. In einer großen Reihe von Lichtbildern führte

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