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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 59.1908-1909

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Bredt, E. W.: Franz Paul Glaß
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https://doi.org/10.11588/diglit.9042#0299

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6&{. Schautafel der vereinigten Konditoreien, Ausstellung „München *908"; nach Entwurf von Franz Paul Glaß, München,
zusammengestellt aus Konditoreiwaren — geröstete Haselnüsse, schwarz kandierte Welschnüsse, hellgelbe Krachmandeln; Konfekt
im Mittelkorb lila und hellgrün; Girlande aus Kunstblumen zitrongelb.

Lranz Pauk Gkasz.

ber einen erst dreiundzwanzig-
jährigen Aünstler etwas mehr
als eine kurze Notiz zu veröffent-
lichen, hat zweifellos etwas Be-
denkliches. Bedenklich, d. h. viel-
leicht nachteilig kann das für den
betreffenden Aünstler selbst sein. Also Rücksichtnahme
auf den Aünstler verbietet es uns zumeist, Werke
eines ganz jungen Menschen zu veröffentlichen und
die Werke in ihrer Gesamterscheinung zu charakte-
risieren.

Es fragt sich nur, ist Glaß gegenüber solche
Rücksichtnahme angezeigt?

Ich bin ganz gewiß, daß diese Veröffentlichung
der ersten Arbeiten des Glaß dem Aünstler nicht
schaden wird. Ich glaube Glaß in den letzten
Jahren so gut kennen gelernt zu haben, daß ich ver-
sichern darf: diese Zeilen werden ihn ganz und gar
nicht eingebildet machen, er wird sich ganz und gar
nicht fertiggebildct Vorkommen, sondern nach wie
vor wissen, daß er mitten drin ist, sich einen eigenen
festen weg zu bauen, dessen größere Steigung erst
vor ihm liegt. Und wenn er etwas wie leise be-
friedigende Anerkennung über diese Veröffentlichung
empfinden sollte, so soll das dem deutschen Aunst-
schriftsteller nicht verübelt werden, schon deshalb
nicht, weil es für die Jugend keinen besseren An-
sporn gibt, als daß wir ihr einen Aünstler, der noch
ganz zu ihr gehört, als Beispiel nennen und zeigen.
Überdies haben wir Deutschen schon so reichlich oft

versäumt, jungen Tüchtigen den Weg zu bahnen,
und wir sprechen auch gegenwärtig so viel vom
Anknüpfen an das Vorbild längst verstorbener Meister,
aber nicht der Meister, die — erst seit einigen
Jahren — uns, wie Mlbrich und pankok, Eckmann
und Paul u. a., neuen Weg gezeigt, daß es immer-
hin uns mehr Pflicht erscheint, von . diesem dreiund-
zwanzigjährigen Aünstler zu reden, als aus lauter
ängstlicher und untauglicher Pädagogik von ihm zu
schweigen.

Der bisherige Lebensgang Glaßens fei kurz
erzählt. Glaß ist geboren am f7. Mai f886. viel
Freude an der Volks- und Realschule hat er nicht
gehabt. Aber seine „Gehilfenprüfung", mit der
seine dreijährige, strenge Gewerbelehrzeit bei seinem
Vater, dem Aonditor, abschließt, besteht er mit Aus-
zeichnung. Dann ist er in Österreich, polland,
Brüssel, Baden-Baden im Berufe seines Vaters und
im potelfach tätig. In der praktischen Arbeit zeichnet
er sich aus, die fremden Bilder erweitern feine Auf-
nahmefähigkeit. Er wird „geweckt" und ergibt sich
ganz der neuesten Literatur. Er liest Gautier, puys-
man, Baudelaire. And von dieser Lektüre kommt
er zu Beardsley. von lß05 an genießt er in der
Gewerbeschule zu München seinen ersten Zeichen-
unterricht. Nur ein halbes Jahr lang. Dann wird
er „mit Mühe und Not" in der Annstgewerbeschule
ausgenommen. Seine ersten Lehrer waren hier
v. Langenmantel und Spieß. Die letzten zwei Jahre
ist er Schüler von Julius Diez.

Daß Glaß besonders Julius Diez viel verdankt,
daß er dessen Art, zu zeichnen, sehr nahe steht, lassen
die hier veröffentlichten Arbeiten leicht erkennen.

Kunst und Landwerk. 59. Iahrg. Heft HO.

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