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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Blössner, August: Der Erweiterungsbau der Ludwig-Maximilians-Universität in München
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Pudor, Heinrich: Hausgestühl und Heimkultur
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0028

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Hausgestühl und Heimkultur.

Auch der Altbau selbst soll Änderungen erfahren.
Die Vorhalle an der Ludwigstraße hat bereits far-
bigen Schmuck von Aunstmaler G. Ale mm er-
halten; auch zwei Marmorbrunnen mit von Aunst-
maler Aöppen gezeichneten Mosaikeinlagen (Abb. ^5
u. H6) wurden ausgestellt; zwei große Windfänge
wurden eingebaut. Die bedeutendste Änderung wird

25. Mandbruuuen und Uhr in der inneren Vorhalle;
Entwurf von German Beste! meyer.
Ularmorarbeit von H o l z m a n n & i£ o., Mosaik nach Entwurf
von wilh. Uöppen ausgeführt von Th. Rau eck er, Solln.

die Vergrößerung und Antgestaltuug der Aula fein;
es sollen hierbei Galerien und eine große 'Nische für
Festaufführungen geschaffen werden; ein großes
Wandgemälde ist als Schmuck gedacht. Über alle
diese Umbauten und Neueinrichtungen, die sich be-
sonders auch auf die Repräsentation^ und Verwal-
tungsräume erstrecken, kann erst nach der endgültigen
Fertigstellung der Arbeiten berichtet werden.

A. Blößner.

Hauezeskühk und HeimÜukiur.

(Vsn Dr. Heinrich (pudor.

s ist alles das höchste, wenn es voll-
endet schön ist, ob es nun ein schönes
Möbel oder ein Raffael ist", sagte
Prof. v. Lenbach auf einent Mün-
chener Aongreß. Dieses Wort klingt,
als ob es von Ruskin herrühre, als ob es präraffae-
litischeu Ursprunges sei; denn dieser Bewegung erst
haben wir es zu verdanken, daß wir die Einrich-
tungsgegenstände, mit denen wir Zusammenleben und
die alles mit durchmachen, was wir täglich emp-
finden an Freudigem und Ernstem und Traurigem,
mit anderen Augen ansehen, sie als unsere lieben
Freunde betrachten, ja unter Umständen als unsere
ältesten und treuesten Freunde — denn was kann
uns nicht alles so ein alter Großvaterstuhl erzählen,
in dem schon unsere Voreltern ihre Ruhestunden
verlebt haben, oder eine alte große Standuhr, die
uns schon an der Wiege die Stunden gezählt hat,
oder ein schwerer Empireschrank, dem schon unsere
Mutter täglich „beiging"! paben sie nicht etwa
gar eine Seele, diese alten Möbel — „pausgestühle",
wie sie Friedrich Naumann, dein als früheren Pfarrer
das Gestühl der Airche bekannt ist, nennt? Tr hat
uns da vor kurzem eine hübsche, trefflich ausgestattete
Schrift „Der Geist im pausgestühl" geschenkt, die
aus jenen Ruskinschen Anschauungen heraus ge-
schrieben ist und sehr wohl dazu angetan ist, unsere
Zeitgenossen, deren Aultur immer oberflächlicher zu
werden droht, und bei denen die Gemütswerte des
Lebens hinter den äußerlichen Werten mehr und
mehr verschwinden, zur Einkehr zu mahnen. „Ein
Hausgerät hat entweder eine Seele, oder es hat keine
Seele. Wenn es ohne Seele ist, dann bleibt es
lebenslänglich tot, wird nicht geliebt und nicht be-
trauert und ist im Grunde genommen nichts als
anlackiertes Brennholz, das man zu Aästen zusammen-
gesteckt hat." So predigt uns Naumann und fragt
uns, ob wir den tiefen Zusammenhang zwischen
dem Charakter des pausgestühls und dem Charakter
des Menschen begriffen haben. Ja, man denke
darüber nach, welchen verschiedenen Charakter ein
gotisches Möbel, ein Rokokomöbel und ein Bieder-
meiermöbel aussprechen. Nicht nur die Seele des
schaffenden Aünstlers, sondern vor allem die Seele
des Zeitalters, in dem er schafft, kommt in einem
solchen Möbel zum Ausdruck. Wir können Geschichte
aus einen: Möbel lesen, und wir können ein Stück
Aulturgeschichte mit einem Blick daraus lesen, wozu

(Fortsetzung Seite 2\.)
 
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