Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

DOI Artikel:
Wolff, H.: Die Volkskunst und die Volkskunst-Ausstellung in Berlin 1909
DOI Artikel:
G.: Älteste Germanische Kunst
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0107

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Älteste Germanische Kunst.

188. Tassilos Kelch.

(Aus „A. Haupt, Die älteste Kunst der Germanen.")

Wenn wir uns auf eine andere Warte stellen,
so können wir sagen, daß die Berliner Volkskunst-
Ausstellung wieder die Landarbeit zu Ehren gebracht
hat, nicht als Feind der Maschinenarbeit, aber als
Feind der durch Maschinen imitierten Landarbeit.

War uns die Volkskunst in ihren ästhetischen
Werten bereits durch die Volkskunstmuseen zugäng-
lich geworden, so hat die Volkskunst-Ausstellung sie
uns auch wirtschaftlich erreichbar gemacht.

H. Wolfs.

lIkieste Germanische (KunffJ

^M^Mismarck hat einmal im Reichstag gesagt, er
begreife eigentlich nicht, warum wir Deutsche
UNS für bescheiden halten, da doch die
Besserwisserei des Laien gegenüber den Fachleuten
eine so große Rolle spiele; mag diese hier nur in *)

*) Albrecht Haupt, Die älteste Kunst, insbesondere die
Baukunst der Germanen von der Völkerwanderung bis zu
Karl dem Großen. 290 Seiten mit gegen 200 Abbildungen.
Leipzig. H. A. Ludwig Degener. ,909. Preis: Ganzleinen
20 N. Dem Werke sind die Abbildungen Z88—19; entlehnt.

ihrem allgemeinen Gedankengang angeführte Äuße-
rung auf die parlameutsverhältniffe zutreffen — das
Eine ist sicher: in bezug auf die einheimische Aunst
und deren Bedeutung in fernen Zeiten und Ländern
waren wir lange genug bescheiden. Dafür ist ein treff-
licher Beleg das Buch von Albrecht Haupt über die
älteste Aunst der Germanen, insbesondere über ihre
Baukunst. Wir können dem Verfasser nicht dank-
bar genug sein, daß er in mühseliger Forscherarbeit
die Wege frühgermanischer Aunst ausgesucht, sie von
ihrer Überwucherung befreit und bloßgelegt hat.
Mit Recht beklagt sich Haupt darüber, daß die
Aunstsorschung bisher den alten Deutschen überhaupt
nichts Aünstlerisches zugeiraut, daß sie alle bessere
Arbeit a priori Fremden zugewiesen habe, — daß
sie nur allzu bereit gewesen sei, gegenteilige Mei-
nungen tot zu schweigen. Haupt selbst nennt sein
Buch einen Versuch, einen ersten, noch unsicheren
Zchritt. Aber er glaubt nicht nur, daß dieser Achritt
„einmal, sondern sogar, daß er gerade jetzt gewagt
werden mußte, da die Zeit dazu gekommen scheint,
da sich in allen germanischen Völkern der Wunsch
nach solchem Rückblick regt. Wenigstens deutet dar-
auf die sich häufende Vorarbeit über so viele Einzel-
heiten." Die warmherzige Begeisterung, mit der
Haupt an die Arbeit ging, hat ihn gleichwohl in
der gewissenhaften Erfüllung seiner Forscherpflicht
nicht beirrt; es scheint ihm in der Tat gelungen zu
sein, „einen Zusammenhang, einen Faden auszufin-
den, an den sich das scheinbar so weit auseinander-
liegende Einzelne jetzt doch aufreihen ließ."

Um für seine Forschungen und Ausführungen
eine sichere Grundlage zu schaffen, schickt er eine
flüchtige Darlegung der germanischen Völkergeschichte
voraus, durch die man eindringlich an die Tatsache
erinnert wird, daß vom 6. Zahrhundert an „ganz
Europa (mit Ausnahme von Rußland) und die
Nordküste Afrikas von Germanen bevölkert oder
ihnen untertan war." Die reichen Funde aus den
Gräbern dieses Gebietes zeigen eine unerwartete
Einheit in der Aunst, und diese Gebilde werden
von Haupt — unseres Erachtens mit vollem Recht —
als die ältesten spezifischen Aunstäußerungen der ger-
manischen Rasse angesprochen. Leider sind es im
Vergleich mit den Aunstwerken andrer Völker und
mit dem, was einst von Germanen geschaffen wor-
den war, nur kümmerliche Reste; man muß sich
vergegenwärtigeu, in wie übermächtigem Ansehen
die griechisch römische Aunst und Aultur heute, wie
seit Jahrhunderten steht, um zu begreifen, wie un-
endlich viel an germanischer Urkunst dem Unver-
stand und der Rassenseindschaft zum Gpfer ge-
fallen ist.

92
 
Annotationen