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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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A. H.: Nida-Rümelin
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0148

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2<*8. Gedenktafel für einen Naturforscher; unter Leitung von wilh. Nida-Rümelin entworfen und modelliert von

Alwin Rosenb erg, Essen-Ruhr.

stik und Architektur sind ver-
vandte Künste, und zwischen bei-
>eii bestehen innige Beziehungeit.
Zeide formen ihre Gebilde aus
esten Materialien und beide müssen
>er Natur ihres Materials Rech-
nung tragen. Non Anfang an herrscht in diesen
Künsten das Bestreben, die starre Gebundenheit an
die Materie, die so sichtbar zum Ausdruck kommende
physikalische schwere und Starrheit des Körpers bis
zu einem gewissen Grade in der Form zu über-
winden. Dem Plastiker, der nicht mit so großen
Massen arbeitet, gelingt dies natürlich viel leichter
als dern Architekten. „Doch wenn auch die Archi-
tektur strenger wie jede andere Kunst die festen Züge
der gesetzlichen Normen, an die sie gebunden ist, in
ihrer Gestalt ausprägt, so ist ihr deshalb die freiere
Schönheit organischer Gebilde nicht versagt. Sie
überwindet die tote Schwere des Stoffs und die
Starrheit der statischen Gesetze, indem sie durch die
feine Zusainmenstimmung der Verhältnisse, die maß-
volle Spannung und Lösung der 'Konflikte von Last

und Stütze und die rhythmische Gliederung der
Massen, zu welcher sie die bloße Teilung ausbildet,
den Bau wie aus eigener Kraft sich erheben läßt
und so das Gesetz wohl ausspricht, nicht aber als
eine Nötigung, sondern mit dem freien Schein der
inneren Belebung. Gr st wo sie das Gesetz der Ma-
terie überwunden hat, führt sie es zu freierer leben-
diger Erscheinung in die künstlerische Form zurück."
Die Plastik, welche ihre Vorbilder der Natur ent-
nimmt und das organische Leben darzustellen ver-
mag, verbindet sich mit der Architektur, um ihr zum
symbolischen Ausdruck ihrer Kräfte zu verhelfen.
Diesem Zwecke dienen z. B. Karyatiden, Formen, in
denen die Plastik das Wirken bestimmter Kräfte als
Träger, Lasten, Stützen zum Ausdruck bringt. Zn
dieser Form ordnet sich die Plastik als organisches
Glied der Architektur unter. Freilich hat auch dieses
Zusammenarbeiten seine Grenzen, und häufig sieht
man, daß in solchen Formen zu viel gewagt und die
architektonische Logik dein Spiel der Formen geopfert
wird. Bei der nahen Verwandtschaft der beiden
Künste ergeben sich noch viele Berührungspunkte,
vor allem bei dem Problem der Raumgestaltung. So-
bald nämlich die Plastik nur als eine optische Er-
scheinung im Raume aufgefaßt wird, hat sie auch

rinnst und Handwerk. 60. Zabrg. Heft 5.

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