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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Bredt, Ernst Wilhelm: Erfolgreiche und erfolglose Künstler: ein Vortrag
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0183

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Erfolgreiche und erfolglose Künstler.

Srfokgreiche und erfokzkose
Aünstker.

Sin (Vortrag von Or. S. M. Kredt?)

as heißt erfolgreich? Wer ant-
wortet uns am besten? Der
Aünstler? Nein. Der Gelehrte
auch nicht. Die beste Antwort
gibt uns hier der Handwerker,
der Aaufmann, der Fabrikant,

der Industrielle.

Ist der Fabrikant zufrieden in der Gewißheit,
die beste Ware fabriziert, das Beste gezeigt und an-
geboten zu haben?

Nein, damit ist der nicht zufrieden.

Wenn er's wäre hätte er seinen Berus ver-
fehlt, wir dürften ihn auslachen. Es stünde schlimm
mit Handel und Wandel, wenn wir viele solch zu-
friedene Fabrikanten hätten.

Zum erfolgreichen Schaffen gehört für ihn, daß
er auf dem Markte den Absatz, die Bezahlung findet,
die Anerkennung im allgemeinen, die im bestmög-
lichen Verhältnis steht zu allen geistigen, körperlichen
und finanziellen Aufwendungen, die dafür gemacht
wurden.

Der Fabrikant ist also erst dann zufrieden mit
seinen Erfolgen, wenn ihm die seinem Wirken best-
möglich entsprechende soziale Stellung zukommt.

Ich denke, kein praktisch und billig denkender
Mensch wird solcher Anschauung entgegentreten
wollen.

Aber nun?

Soll der Aünstler geradeso denken?? Oder
sollen wir Laien dem Aünstler entgegentreten, den
Aünstler eines besseren, eines idealeren Standpunktes
belehren, der auch so denkt, wie der Fabrikant?

Die Beantwortung dieser Frage, lasse ich offen
der ganze Vortrag wird uns der Beantwortung
näher bringen.

') Gehalten im Bayer. Kunstgewerbe-verein.

3J9 u. 320. Geschnitzte Füllungen an einem Iagdschrank;
von Heinrich 5chiestl, lvürzburg. (78 d. wirkt. Größe.)

öt8. Kreuzwegstation aus leicht getöntem Zirbenholz,
bei 5t. Adalbero zu lvürzburg;
von Heinrich 5chiestl, lvürzburg. (1/10 d. wirkt. Größe.)

Und der Vortrag als Ganzes soll uns vor allen
Dingen einmal über den rein wirtschaftlichen Erfolg
oder Mißerfolg einiger Aünstler Ausschluß geben.

Den idealen Erfolg nennen wir Ruhm — über
den sind wir Nachlebende ja orientiert.

Uber den wirtschaftlichen Mißerfolg der Aünstler
sind wir uns dagegen meist nicht klar, obwohl das
j Material zu solcher Beurteilung, wenigstens in den
Biographien der Großen, deutlich zutage liegt.

Für die Aünstler der Gegenwart wie für die
Aunstfreunde unserer Zeit wäre es aber gerade
j nützlicher, nützlicher wenigstens als so manche rein
ästhetische Betrachtung — über den wirtschaftlichen
Erfolg oder Mißerfolg der großen oder kleinen
Aünstler der Vorzeit wenigstens einiges zu wissen.

Daß das Urteil der Menge, selbst der „historisch-
[ Gebildeten", in diesen Dingen falsch oder doch
sehr vag und unzutreffend ist, sagt eine jede Um-
frage.

Erfolgreich auch im wirtschaftlichen und sozialen
' Sinne sind für die Menge der Aünstler und Laien
immer diejenigen Aünstler gewesen, die jetzt berühmt
I und anerkannt, kurz gesagt, die Großen. Erfolglos,

| so wird die fast allgemeine Antwort lauten, das

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