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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0209
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Chronik des Bayer. Aunstgewerbevereins.

Interessantheit des figürlichen Aussehens," und
vorher: „ITCan suche die penibelste Ähnlichkeit der
Person zu erreichen und das Aostüm richtig zu
behandeln." An derartigen Widersprüchen ist das
Buch so reich, daß es jedenfalls sehr lustig zu lesen

366. Entwurf zu einem elektrischen Lüster; von Vtto Rlühe,
München. (*/io d. wirkl. Größe.)

ist. — Und die vielen Engherzigkeiten und Selbst-
verständlichkeiten haben das Buch mit Recht zu einer
Fundgrube unfreiwilligen Humors gemacht. Ich
gebe nur ganz weniges davon hier wieder. Z. B.
„Eine durchwegs verschiedene Gestaltung hat der
Schwanz bei den Tieren, der viel zur Eharakteristik j

beiträgt" — „Der Mann ist mehr geistig, die Frau
mehr dekorativ aufzufassen."

Der kategorische Imperativ zur Auffassung —
ist doch etwas Merkwürdiges, in einem Buche, das
so ganz was anderes sagen möchte als Akademien.
— Sehr probat ist auch die Anleitung: „die richtige
Farbe auf den richtigen Fleck setzen."

Recht, sehr recht hat dann freilich Torinth, wenn
er sagt: „Es ist leichter alles niedergeschrieben als
getan." — Aber wenn er doch nur in dem Buche
eines mehr berücksichtigt hätte, was er selbst gesagt:
er wolle nicht in die Fehler der Akademien verfallen,
Regeln gefrieren zu lassen." — Meines Erachtens
ist das ganze Buch eine „gefrorene Regel" — und
wer sich gern mal aufs Eis locken läßt, der nehme
sich wenigstens in acht. B.

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Lgronik des Bayer. Äunstgeweröeverems.

-Akkgemeine (Jereinsnachrichten.

Die Ausstellungshalle ist zurzeit in einem Umbau be-
griffen, der die Zugangsverhältnisse wesentlich modernisiert und
verbessert; es wird einer der Fensterxfeiler herausgenommen
und so ein breiter, einladender Eingang geschaffen, während
die bisherige Ladentüre zum Schaufenster umgestaltet und —
wie die letzte Dffnung erweitert wird.

Am 23. Februar d. I. verstarb nach längerem
schwerem Leiden des Aunstgewerbevereins langjähriger
lsausverwalter

Georg Mitteldorf.

Geboren am 26. Mai >850, erlernte er die Buch-
binderei und trat >878 in die Dienste des Vereins, wo
er mit nimmerrastendem Eifer seinen Pflichten oblag.
Seine handwerklichen Erfahrungen, sein praktischer Blick,
seine Anpassungsfähigkeit machten ihn für den Verein
zu einem unentbehrlichen Faktotum, das sich bald beim
Ausschmücken des Vereinslokals, bald bei Ausstellungs-
arbeiten, bald in der Verkaufshalle des Vereins, bald
bei der Ausarbeitung des Vereinsadreßbuchs oder bei
der Führung der Mitgliederlisten oder in der Vereins-
bibliothek bewährte. Am meisten kam seine unbedingte
Zuverlässigkeit bei der Weltausstellung in Ehigago zur
Geltung, wo er fast ein ganzes Jahr verweilte und monate-
langen Nachtwächterdienst leistete; seinem allezeit beson-
nenen und korrekten Verhalten verdankte er es auch, daß
er — von kleineren Veranstaltungen abgesehen — auch in
Paris (>9oo) und Turin (i902) die Ausstellungsarbeiten
des Vereins übertragen erhielt. In Mitteldorf verlor der
Verein einen allezeit und überall brauchbaren, treuen kjelfer
bei allen Vereinsbestrebungen. Sein Andenken wird stets
in Ehren gehalten werden; der Lorbeer, den der dankbare
Verein an seinem Grabe niederlegte, war wohlverdient.
 
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