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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Chronik des Bayer. Kunstgewerbevereins
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Lhronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

Lebensgewohnheiten, wie sie auch von „guten
freunden" vielfach in Umlauf gebracht werden, zu-
nichte machen. Sie haben mich jetzt acht Tage leben
sehen, so lebe ich seit Jahren. Möge Ihr Merk,
wenn ich einmal nicht mehr sein werde, für mich
eintreten . . . ."

major, Dr. E. Wie man vor bsohenküngspurg
gezogen ist. Verlag I. b). Td. peitz, Straß-
burg. Preis 2,50 M.

Der Buchtitel nimmt sich sehr altertümlich aus;
er ist aber bloß der Lockvogel, der das Interesse an

der „Wiederherstellung" der bsochkönigsbnrg wach-
pfeifen will. Der Verfasser, Aunsthistoriker in Basel,
hat in diesem Büchlein eine Reihe der für und wider
die Wiederherstellung der Burg erschienenen Artikel
zusammengestellt und konimt zu dem Fazit, daß Bodo
Tbhardts Restauration der Burg größtenteils ein
Phantasiegebilde des Architekten, aber keine, be-
scheidenen wissenschaftlichen Forderungen genügende
Wiederherstellung eines früheren Zustands ist. hof-
fentlich nehmen sich das diejenigen zu Herzen, die
immer das Heidelberger Schloß „wiederherstellen"
wollen.

Hromk vMlWm KunflgelMvemkins.

Mochenversainmkungen.

Sechzehnter Abend — den 45. März — Vortrag von
Architekt Th. A. kjansen über „modernen Städtebau". Der
Vortragende, der sich in letzter Zeit durch seine Mitarbeit an
dem Gartenstadtprojekt perlach — zusammen mit £?. E.
v. Berlepsch — in weiteren Kreisen bekannt gemacht hat, gab zu-
nächst einen geschichtlichen Rückblick, wobei er drei Perioden
unterschied. In der Zeit der mittelalterlichen Städtegründungen
finden wir meist unregelmäßige Anlagen, welche anfänglich als
ein Produkt der Willkür erscheinen, aber jedenfalls schon nach
gewissen Plänen gebaut wurden. Nach dem so jährigen Krieg
setzte eine laudessürstliche Bautätigkeit ein, deren kjauptmerk-
male die geraden Straßenzüge mit breiten Etagenhäusern und
§ene symmetrische, schachbrettförmige Aufteilung des Terrains
bilden. Schließlich kommt die jüngste Zeit nach dem franzö-
sischen Krieg; mit dein allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung
war ein Niedergang des künstlerischen Empfindens verbunden,
der besonders bei dem Ausbau der schnell wachsenden Städte
verhängnisvoll wurde. Eamillo Sitte hat zuerst darauf hin-
gewiesen, daß auch im Städtebau die Kunst wieder zur Geltung
gebracht werden müsse, und in der neuesten Zeit scheint sich
denn auch allmählich eine Besserung anznbahneu. Auf diesem
Gebiet müssen wir, trotz unserer technischen Fortschritte, einmal
wieder auf frühere Zeiten zurückgehen und gerade für die
künstlerische Gestaltung des Bebauungsplanes können wir an
alten Städten vieles lernen. Mas uns in den mittelalterlichen
Städten so anmutet, das ist die Einfachheit der kjäuser, die
glückliche Linienführung der Straßen und die Ruhe und Ge-
schlossenheit der Platzanlagen. In diesen gekrümmten Straßen
kommen die kjänser alle zur Geltung, der Beschauer findet
einen natürlichen Abschluß und sein Blick verliert sich nicht in
der Ferne, wie bei den endlosen Häuserzeilen der modernen
Städte. Die alten Plätze verdanken ihre Wirkung vornehmlich
ihrer Geschlossenheit; von keiner Straße durchschnitten, machen
sie oft den Eindruck eines gewaltigen Saales, dessen Decke der
Himmel bildet. So willkürlich die Straßenführung auch er-
scheint, es liegt diesen alten Anlagen doch ein Gedanke und
Plan zugrunde, der sich aus der Berücksichtigung der ge-
gebenen Verhältnisse ergab. Das ist es auch, was wir im
modernen Städtebau brauchen. Aus der vernünftigen Schonung
der Eigentumsgrenzen, der alten Verkehrswege, einzelner Ge-

bäude erwächst von selbst ein lebendiger plan; dann müssen
wir die natürlichen Höhenverschiedenheiten des Bodens er-
halten, um eine reichere Abwechslung zu erzielen und um be-
herrschende Bauten noch besonders hervorzuheben; endlich sollen
wir dem Fluß seinen Lauf lassen, denn seine geschwungene
Linie ist dem Baukünstler willkommen und unentbehrlich, um
eine Brücke zur vollen Wirkung zu bringen. — In einer Reihe
von Lichtbildern wurden dann hübsche alte Städtebilder gezeigt
und schließlich noch verschiedene Bebauungspläne, die Architekt
Hansen für die Stadterweiterung von Friedberg, Marktredwitz,
Schwabach und andere entworfen. Wie dabei die Lehren des
Städtebaues für die Gestaltung der Verkehrswege und beson-
ders der Plätze ihre Anwendung fanden, das erläuterte der
Vortragende noch besonders an Hand der einzelnen Pläne. —
Der Vortrag erfreute sich lebhaften Beifalls.

Siebzehnter Abend — den \2. April — Vortrag von
Postdirektor a. D. H. Eßlinger über: „Altfriesisches Kunst-
gewerbe". Redner, der einen großen Teil seiner Amtszeit in
Gstfriesland zugebracht, hat diesen Aufenthalt auch dazu be-
nutzt, Land und Leute kennen zu lernen und ganz besonders
deren Erzeugnisse auf dem Gebiet der Volkskunst aufzusuchen
und zu sammeln. Aus den reichen ostfriesischen Schätzen, die
er erworben, hatte er an diesem Abend eine große Anzahl der
verschiedenartigsten Dinge ausgestellt, von denen wir einige in
Abbildung vorsühren, während wir aus dem mit viel Bei-
fall aufgenommenen Vortrag an anderer Stelle bei „Unseren
Bildern" einige erklärende Worte beifügen (S. 254).

Achtzehnter Abend — den April — Vortrag von
Dr. Phil. Lederer über: „Sizilien als Land der schönsten
griechischen Münzen". In den letzten Jahren hat die Unzu-
friedenheit mit den deutschen Münzprägungen die künstlerisch-
empfindenden Menschen vielfach beschäftigt, so daß es nahe
lag, einmal einen Münzfachmann zu veranlassen, im Kreise
des Kunstgewerbevereius die besten Beispiele aus alter Zeit
in ihrer geschichtlichen und künstlerischen Entwicklung im Bilde
vorzuführeu. Redner entledigte sich dieser Aufgabe in so be-
belehrender, anschaulicher Weise, daß wir das Wesentlichste
seines Vortrags samt Abbildungen in unserer Zeitschrift zum
Abdruck bringen werden.

verantw. Red.: j)rof. £. Gmelin. — herausgegeben vom Bayer. Aunstgewerbeverein. — Druck und Verlag von R. tvldenbourg, München.
 
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