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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Schermann, Leo: Die Japanische Batik-Technik und ihre vorderindischen Parallelen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0308

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589. 2chultertuch von gelber Seide, Batikarbeit; Muster braun und blauschwarz, Fransenbesatz grün. Altes Familienstück.
Eigentum der Frau lvidnmann, München. (Vio d. wirk!. Größe.)

(DLe)avamsche(KatLK^echmK und
ißre vordermdrschen Parakkeken.

(Von L. Scherman.

Aie indische Webkunst geht in graue
Vorzeit zurück. Schon die ältesten
Veda Texte bedienen sich webe-
technischer Ausdrücke zu sym-
bolischen Vergleichen, und in den
Erzählungen von seiner luxuriösen
Jugenderziehung spricht Buddha mit eindrucksvollen
Worten von den echten Benaresstoffen seiner Gewan-
dung. Der Grieche Megasthenes, um 300 v. Ehr. Ge-
sandter des Seleukos Nikator am indischen Rönigshof,
rühmt die Pracht der in Gold gearbeiteten Rleider und
erwähnt geblümte Gewänder aus feinstem Musselin;
Arrian, ein griechischer Schriftsteller des f. bis 2.
nachchristlichen Jahrhunderts, berichtet von dem
Export indischer Gewebe nach den päfen der ara-
bischen und nordafrikanischen Rüste, und was die
Griechen selbst betrifft, so leitet ihre Bekanntschaft
mit der Baumwollpflanze auf den Alexanderzug und
damit auf Indien bezw. Baktrien zurück.

Noch heute erinnern viele Benennungen unserer
Textilindustrie an alte hervorragende Werkstätten:
die Namen für Baumwollgewebe wie Pers, Indienne,
Ralikut, Madapolam gehen auf Persien und Indien,

auf die Städte Ralikut und Madapollam an der
Malabar- und Roromandelküste zurück — Grte, wo
sie entweder hergestellt wurden oder, wie in Ralikut,
ihren Hauptausfuhrort hatten. Aber während wir
jetzt mit Hilfe unseres so glänzend entwickelten Ma-
schinenbetriebes eine Vollendung der Technik erreicht
haben, die uns befähigt, sowohl Massengebrauchs-
ware in lächerlicher Billigkeit, als auch zahllose Arten
wirkungsvoller Prunkgewebe zu verhältnismäßig
niedrigen Preisen herzustellen, sehen wir in Indien
noch die Arbeitsgewohnheiten der frühesten Jahr-
hunderte und die primitivsten HandWerksgeräte dicht
neben der immer mehr vordringenden europäischen
Zivilisation. Überall sind noch die alten einfachen
Webstühle aus Holz und Bambus in Gebrauch, auf
denen sich nur Stücke bis zu einen: bestimmten
Maße Herstellen lassen in einer Technik, die so viel
Zeit und Sorgfalt erfordert, wie man sie auf ge-
wöhnliche Gebrauchsware nur verwenden kann in
einem Lande, wo die Arbeitskraft überaus gering
bewertet wird. Die Handweberei ist jetzt allerdings
— trotz ihrer noch sehr großen Produktion —■ im
Abnehmen begriffen; sie wird ihr Dasein neben dem
europäischen Fabrikbetrieb wohl nur so lange be-
haupten können, als der indische Arbeiter zufrieden
ist, wenn er unter Mithilfe von Weib, Sohn und
Tochter ^0 Pfennig pro Tag verdient! Jedoch er-
zeugen die Eingebornen auf ihren Bandwebstühlen

Uunst und Handwerk. 60. Iabrg. Heft 10.

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