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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

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Heilmeyer, Alexander: Neuere Münchener Eisenarbeiten
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Buchner, Georg: Geschichte der Metallfärbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0351

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Neuere Münchener Eisenarbeiten.

häufen, Schmuckbehältern, geschmiedeten Aassetten,
Türklopfern, Grabkreuzen die unmittelbaren Wir-
kungen des Materials zu fühlen, eisern sind sie, eisen-
mäßig gefühlt, geformt und gestaltet. Wie sie in ihrer
Erfindung aus dem Geiste des Materials heraus ge-
boren sind, so ist auch ihre Form und all ihr schmücken-
des Bildwerk aus dem Eisen heraus erwachsen. Und
dieser rasseechte Geist der Erfindung äußert sich auch
in der merkwürdigen, oft an altnordische Ornamentik
gemahnenden phantasievollen Schmuck- und Zier-
formen. Dieser eisenmäßige Charakter prägt sich
auch glücklich in den Formen der Feuerböcke aus,
die aus Airschs und Eichheims Werkstätten hervor-
gangen (Abb. 670—72 und 675).

Zu einer seltenen Reise und Schönheit der Form
gelangt die kunstgewerbliche Metallarbeit in dem
prächtigen Glockenstuhl, den Zoseph Frohnsbeck in
Duranametall geschmiedet hat. Mit seinen geschmie-
deten Ehorschrankengittern für die Airche zu Ober-
ammergau rückt er in die unmittelbare Nähe der
guten Werke der alten Zeit (Abb. 695—697).

Eisenarbeiten, wie man sie nicht selten im Salon
als Gebrauchsgegenstände: als Ständer für Blumen-
töpfe, für Feuergeräte, findet, zeigt uns Rob.S chmid s
Nachfolger (Abb. 698—70s).

Ähnlich wie die moderne Beleuchtungstechnik
vielfache Anregungen zur Erfindung und Ausführung
von kunstgewerblichen Metallarbeiten gegeben hat, so
gingen auch starke Anregungen von der modernen k)eiz-
technik aus. Die im modernen krause gebräuchlichen
Heizanlagen, Niederdruckdampfheizung, Warmluft-
heizung usw. erfordern für die bewohnten Räume die
Anlage von Heizkästen, welche die technische Anlage
verborgen halten, ohne deren Zweck — Wärme-
abgabe und Wärmeausstrahlung — zu behindern.
Wie solche Aaminverkleidungen und Heizanlagen
verschiedenartig ausgestaltet werden können, ersieht
man aus den ausgeführten Arbeiten von Gans
Lincke?) Das Bedürfnis, dem Heizmantel eine reiche
dekorative Ausstattung zu geben, führt dann zu den
in Messing oder Aupfer getriebenen Einsätzen und
Füllungen, wie sie Franz Bernasek ausgeführt hat.

9 Zu diesen Kamiumäuteln sei hier bemerkt, daß ihre
Bearbeitung teils nur durch Maschinen (Abb. 703, 70%, 705,
7(0, teils nur von lfand (Abb. 702, 7;o, 7:2), teils in ge-
mischter Weise erfolgt ist (Abb. 70(5—709). Diejenige der ersten
Gruppe ist nur ans der Maschine gelocht (gestanzt), wozu ein-
mal ein dreieckiger Stempel (Abb. 70D, ein ander Mal ein
quadratischer (Abb. 703) bzw. dopxeltquadratischer (Abb. 705),
oder sonstwie geformter bzw. gruppierter Stempel benutzt wurde.
Bei der zweiten Gruppe läuft die Handarbeit neben der Ma-
schinenlochung her, während in der dritten Gruppe nicht nur
die plastische Bewegung der Fläche, sondern auch die Durch-
brechungen der Handarbeit anoertraut war. (Die Schriftleitung.)

Überblickt mau die hier abgebildeten neueren
kunstgewerblichen Eisen- und Metallarbeiten aus
Münchener Werkstätten, so erhält man schon einen
ziemlich starken Eindruck von dem hohen Stand unserer
kunstgewerblichen Eiseutechuik, von ihrem starken
handwerklichen Können, ihrer reichen Erfindungs-
gabe und ihrem hochentwickelten Formensinn, lauter
künstlerische Qualitäten, die fast alle Arbeiten der
Münchener Werkstätten auszeichnen.

Diese glückliche Fähigkeit, dem uns in die Hand
gegebenen Materiale nicht nur alle feine Nutzwerte
für die Technik, den Verkehr und den Handel abzu-
gewinnen, sondern es in vollkommener Material-
verwertung in der kunstgewerblichen Eiseuarbeit, wie
wir sie hier vor Augen führen, zur Höhe künstlerischer
Formvollendung auszuprägen, bildet nicht nur ein
starkes ideales, sondern auch ein großes wirtschaft-
liches Gut!

(Beschichte der MctakkfarKunH/)

(Von Georg lKuchner, München.

e Auust, Metalle zu färben, kann
mau bis in die ältesten Aultur-
zeiten verfolgen, wenn sich auch
die ersten Anfänge dieser Technik
im Dunkel der Vergangenheit ver-
lieren. Zu: Altertum verstand man
unter Färben der Metalle vor allem die Herstellung
von Metallmischungen (Legierungen), die bestimmt
waren, das Gold nachzuahmen und zu fälsche». Zn
den meisten Fällen handelte es sich einfach darum,
Gold geringeren Gehaltes herzustellen z. B. durch
Verwendung einer Legierung von Gold und Silber,
die mit Aupfer gefärbt ist. Das alchimistische Gold
bestand aus goldähnlichen Legierungen z. B. einer
solchen aus Aupfer und Antimon usw. Oft begnügte
man sich mit einer äußerlichen Einwirkung, wodurch
Ulan die Oberfläche des Silbers golden oder die des
Aupfers silbern färbte, ohne diese Metalle durch die
ganze Masse zu verändern. Das war die älteste
Metallfärbung; dieselbe wird von unseren Gold-
schmieden heute noch ausgeübt unter dem Namen
„farbegeben", wobei die Farbe der Goldlegierungen
erhöht wird, Hierbei spielten, wie aus den Vor-
schriften der griechischen Alchimisten ersichtlich (Schlüssel
der Malerei), das Quecksilber und das Schwefelarsen
(Auripigment) eine große Rolle. — Metalle, die auf
ihrer Oberfläche gefärbt waren durch Einwirkung
des Quecksilbers oder Schwefelarsens, selbst solche,

9 Abdruck aus des Verfassers „Metallfärbimg", welche
in Kürze in vierter Auflage bei M. Krayn, Berlin, erscheint.

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