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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 60.1909-1910

DOI Artikel:
Buchner, Georg: Über Wismutmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.9044#0385

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Diez-Vignetten. — Über Wismutmalerei.


(Ußer ^VismuimakereL. >

(Von SeorglKuchner, Chemiker in München.

i.

m s5. und \6, Jahrhundert wurde unter
den: Namen der Wismutmalerei ins-
besondere in Nürnberg und anderen
süddeutschen Atädten eine kunstgewerb-
liche Technik ausgeführt, von welcher
in Museen und in privatbesitz noch manche hübsche
Stücke erhalten sind. <£s sind das meistens kleinere
oder größere Kästchen oder Truhen aus hartem
polz, mit bunten Ornamenten und Blumen bemalt,
in deren Zwischenräumen metallisch glänzender, meist
bunt, bläulich-grau bis rötlich angelaufener Grund
durchscheiut und einen hübschen Farbeneffekt mit
der Malerei bildet. Ts handelt sich hier unr eine
verloren gegangene und feit oben angeführter Zeit
nicht inchr ausgeführte Techitik. Vr. Wibel hat
in seinen „Beiträgen zur Geschichte, Etymologie und
Technik des Wismuts und der Wismutmalerei"
(Hamburg (891, Verlag von Lucas Gräfe & StIIem)
eingehende Atudien über diese Technik und ihre Ge-
schichte ausgeführt. Nach ihm bestehen in der Tat,
öfteren Anzweiflungen gegenüber, die glänzenden
Stellen der Wismutmalereien in auf einem Leim-
kreidegrund aufgebrachtem Wismutmetall. Au dein
dem Verfasser (Wibel) zur chemischen Prüfung über-
gebenen, die Jahreszahl 1557 tragenden Aasten ist
der metallische Malgrund als reines und jedenfalls
unlegiertes Wismut nachgewiesen.

Bestätigt sich diese Tatsache für alle anderen
Fabrikate dieser sogenannten „Wismutmalerei", so

9 ITTit Erlaubnis des Autors abgedrurkt nach den „Mün-
chener Annsttechnischen Blättern", IV. Iahrg., Nr. 9. („Werk-
statt der Kunst", lseft >7, j908 und VI. Jahrg., S. 26.)

hat dieselbe allgemein das reine unlegierte Wismut
zur Grundierung benutzt. Man dürfte in der Weife
gearbeitet habeit, daß ein harter Areidegrund mit
Metallpulver überzogen und dieses mittels des Po-
lierstahles oder -steines geglättet wurde.

Wibel versuchte die Technik nachzubilden, was
ihm, da sich Wismutfolie infolge der 5prödigkeit
dieses Metalls nicht Herstellen läßt, dadurch gelang,
daß er einen Leimkreidegrund mit gepulvertem Wis-
mut bestreute und mit den: polierstahl bearbeitete.
Die Art, wie Wibel diese Technik nachahmte, ist
sehr mühevoll.

Auf Veranlassung von Fräulein Thea Witt-
mann, Lehrerin an der Aunstgewerbeschule in Mün-
chen, hat sich Verfasser mit dieser Technik eingehend
| befaßt, und es gelang demselben, ein Verfahren aus-
I findig zu machen, nach welchem es auf leichte Weife
gelingt, das Wismut vollständig homogen auf den
| Leimgrund aufzutragen.

Nach dem polieren wird auf den glänzenden
Grund entweder mit Deck- oder Lasurfarben (Tem-
pera) gemalt. Dieser Wismutgrund ist einer sehr
vielseitigen Verwendung im Aunstgewerbe fähig.

Als Ursprungsort und Heimatland dieser Technik
ist zweifellos Deutschland anzunehmen, da ja das
Wismut selbst seinem Vorkommen und seiner Ge-
schichte nach als ein spezifisch deutsches Metall gelten
darf. Natürlich schließt dies nicht aus, daß sie durch
Deutsche auch ins Ausland verpflanzt und dann
wieder von diesen: zurückimportiert sei. So bedarf es
z. B. der Prüfung, ob mit der von Mathesius er-
wähnten „Meilendischcn arbeit, welche man Tonter-
fey nennt", unsere „Wismutmalerei" gemeint ist, die
sehr wohl durch Agricola in Oberitalien eingeführt
sein könnte.

Der Name für diese Technik erklärt sich dann
von selbst durch die Verwendung des genannten

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