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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62.1911-1912

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Halm, M.: Heinrich Düll und Georg Petzold
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https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0266

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5^7 — 5^9* Schlußsteine am Hause der Aunsthandlung von A. S. Drey; von Düll und Georg Petz old
(Savonuiere-Aalkstein); Aufnahmen nach den Gipsmodellen.

Heinrich (DüK und ScorH Pczokd.

(Vsn Or. Phikipp W. Hakm.

ollte man ganz exakt sein, so müßte
der Titel dieser Zeilen kurz und
bündig Düll-pezold heißen. Wissen
wir doch, daß sich in den Namen
der beiden Aünstler eine einzige
in sich abgeschlossene künstlerische
Persönlichkeit repräsentiert, mit deren ersten größe-
rem Werk, der hochragenden Münchner Friedens-
säule, sogar noch ein dritter Name nicht weniger eng
verknüpft ist, der Max Ljeilmaiers. Wenn ich ge-
legentlich (s. unsere Zeitschrift Iahrg. sßsO) behaup-
ten durste, daß bei diesem Denkmal keine strenge
Arbeitsteilung unter den drei Brüdern in artibus
herrschte, sondern daß alle an allem tätig waren
und jeder in bewundernswerter Selbstzucht sich dem
einmal fixierten Plane der Anlage und all ihren
Einzelheiten ein- und unterzuordnen wußte, so mochte
das bei einem Werke von der plastischen Reichhaltig-
keit der Hriedenssäule noch begreiflich erscheinen.
Schier rätselhaft aber dünkt das Ineinanderaufgehen
der beiden hier zu betrachtenden Künstlernaturen.
Tng befreundet feit den Tagen gemeinsamen Studiums
auf der Münchener Akademie, scheint in beiden die
künstlerische Anschauung so absolut die gleiche Ge-
stalt gewonnen zu haben, daß jede Grenze selb-
ständiger Persönlichkeit innerhalb der Konzeption
eines Werkes und seiner Ausführung verschwimmt
und jede Schöpfung der beiden als künstlerische

Willensmeinung einer einzigen Individualität zutage
tritt. Dabei muß es vor dkm wundernehmen,
daß all die Werke, die uns die gemeinsamen Hände
Dülls und pezolds schenkten, nichts von dem Wesen
I dürftiger Kompromisse und gegenseitiger Nachgiebig-
keit an sich tragen, sondern sich durchaus als abge-
rundete, aus einem schlackenlosen Guß gewordene
Schöpfungen erweisen, hinter deren Autor — wüßten
wir es nicht anders — kaum jemand zwei Aünstler
vermuten dürfte. Es sind starke, kraftvolle Werke
von künstlerischem Selbstbewußtsein, die hier einer ge-
schlossenen Betrachtung um so mehr würdig sind, als
wir bisher nur wenige unseren Lesern zu bieten in
der Lage waren.

Hür das Erstlingswerk, das in den Jahren
s8si6—^899 entstandene Friedensdenkmal, den präch-
tigen Abschluß der Prinzregentenstraße, verweise ich
auf Jahrgang sßOO unserer Zeitschrift, Seite 289 ff-
Wenn es den: brüderlichen Verein auch nicht mehr
vergönnt war, eine ähnlich räumlich bedeutende Auf-
gabe in München zu lösen, so erzählt dafür eine
stattliche Reihe weniger umfangreicher Einzelschöpfun-
gen von ihrem regen Schaffen innerhalb des letzten
Jahrzehntes.

In der Aonkurrenzskizze wenigstens wurde unse-
ren Lesern der zierliche Wolfsbrunnen bekannt (Iahrg.

I903j s. 9^), der in seiner endgültigen Durch-
führung freilich eine erhebliche Ambildung erfahren
hat. Im allgemeinen an die alten, namentlich
für die Schweiz charakteristischen Säulenbrunnen sich
anlehnend, wirkt er doch durchaus als ciue Schöpfung
unserer Tage, die freilich, und nicht zu ihrem Schaden,

Runst und Handwerk. 62. Iahrg. Heft 9.

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