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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Lüthgen, Eugen: Bauplastik von G. Grasegger, Köln
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Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0215

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Bauplastik von G. Grasegger, Köln.

395. Kapitell aus dem Kunstgewerbemusenin der Stadt Köln
(Schnütgenkaxelle); von Architekt Franz Brantsky und Bild-
hauer Georg Grasegger. (Säulendicke 0,5 m.)

für die Wesenszüge eines Objektes, für den Stimmungs-
gehalt einer Darstellung charakteristischen Merkmale
eine starke Monumentalität der Wirkung verbürgt.
Vornehmlich bei harten Gesteinsarten erzielt Gras-
egger durch Vereinfachung der Formgebung, durch
Reduzierung des Details auf die notwendigsten Zu-
fanimenhänge eine der Architektur entsprechende
monumentale Geschlossenheit. Die auf einfache, groß-
zügige Massenwirkung berechneten Architekturen Franz
Brantzkys bieten den geeigneten Rahmen für solche auf
das Monumentale gerichtete Gesinnung. Das Dach-
gesims am Kreuzgang des Kunstgewerbe-Museums
in Adln (Abb. 389 u. 390), die Kapitale in der
Sammlung Schnütgen (Abb. 39 f—397) lassen der
Wertform in ihrer Offenbarung architektonischer,
konstruktiver Ideen durchaus ihr Recht. Und doch
sind sie von vielerlei Ornament übersponnen. In
der Freude an sinnvoller Gliederung, an über-
quellendem Reichtum der formen erinnern sie an
altgermanische Kunstübung. In der Art, wie in den
Einzelgliedern die Funktion des Tragens und Lastens
zum Ausdruck kommt, wie die formen großzügig
vereinfacht, klar und fest in sich geschloffen sind, stehen
sie völlig auf dem Boden der modernen Kunstbe-
wegung. Reizvoll mischen sich in das abstrakte
Ornament kleine Puttenköpfe, die Massigkeit der

formen belebend und gliedernd. Tine stärkere Be-
vorzugung figürlicher Motive findet sich an zwei von
Architekt W. Bungarten entworfenen Geschäftshäusern
in Bonn (Abb. 3ß8—(j02). Mächtige männliche Ge-
stalten, in breitstächige, durch senkrechte Faltenzüge
gegliederte Gewänder gehüllt, fügen sich zwanglos der
Architektur ein, in der Zierlichkeit oder Derbheit der
Umrißlinien, in der geringeren oder tieferen Schalten-
wirkung aufs feinste auf den Standpunkt des Be-
schauers bezogen.

Eine Abweichung von dieser aus dem Wesen
architektonischer Gestaltung herauswachsenden Auf-
fassung zeigt das Relief an dem Gebäude für sozial-
politische Zwecke in Köln (Abb. ^03 u. qo^). Schon die
Mahl des Materials, roter Sandstein, ist charakteristisch.
Das summarische Verfahren der Formvereinfachung
war nicht möglich. Tine der reinen Plastik ange-
näherte Auffassung mit einer Neigung zu natur-
wahren Bildungen, zu bildnisgleicher Darstellung
bestimmt Komposition wie Formgebung. Nur daß
die Belebtheit des Ausdrucks gemildert, daß die Be-
wegungsmöglichkeiten alle auf eine Linie, in eine
Richtungsachse gezwungen werden. Die symmetrische
Gliederung, die Aufteilung in gleichwertige kompo-
sitionelle Massen bewirkt einzig die Verbindung mit
der Architektur.

Dieses Relief zeigt in etwa die Ausdrucksmöglich-
keiten, die Grasegger in den freien Schöpfungen der
reinen Plastik besitzt. Denn trotz des monumentalen
Grundtones ist eine impressionistische Auffassung
unverkennbar. Vornehmlich dort, wo es gilt das
charakteristische Leben, die reizvollen Wirkungen des
Materials, der Oberfläche zu offenbaren. Zarteste
Oberflächenbehandlung in verschwimmendem Äber-
gleiten der Formen, Schönheit des Linienflusses und
modulationsreiche Verschlingung der Konturen treten
in Erscheinung, sobald die Monumentalität der
Wirkung nicht mehr einziges ästhetisches Erfordernis
ist. Diese Wandlungsfähigkeit in den Mitteln der
Darstellung wie in der künstlerischen Auffassung ist
das Entscheidende. Denn sie ermöglicht allein, die
Darstellungsweise jeder Aufgabe anzupassen, das Maß
der Wirkung stets zu erreichen, nie zu überschreiten.

(Xkeme Nachrichten.

(Vereine, (Museen, Schuten, -Äuostekfungen,
Mettkewerke <re.

\1 ei der IX. Internat. Runstausstellung im Glas-
palast zu München P9l3) gelten in bezug auf
Zulassung ähnliche Bestimmungen wie bisher; danach
sind zugelassen „Kunstwerke aus den Gebieten der

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