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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 65.1914-1915

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Bernhart, Max: Alte und neue Kriegsmedaillen
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Heilmeyer, Alexander: Unzeitgemäßes
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https://doi.org/10.11588/diglit.8768#0062

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düngen griechischer Münzen, die in der Nachahmung
des Technischen sehr nahe an die griechischen Vor-
bilder kamen.

Karl Ott, der erst seit einigen Jahren der Me-
daillenkunst nähergetreten ist und sich schon einen
guten Namen gesichert hat, überließ in dankens-
werter weise eine Reihe von Medaillenentwürfen
zur Veröffentlichung, was wir an Karl Gtt be-
sonders schätzen müssen, ist seine überaus reiche
Phantasie, die er in seinen plastischen Arbeiten
in künstlerisch wertvoller weise zu verwenden ver-

Unzeitgemäßes

von Mexanüer tzeilmeper!

Der Krieg, so folgert man aus Stimmungsberichtei:
der Blätter, drängt jede ruhige Bildung und Ent-
wicklung zurück. „In diesem ,Lhaos' der Welt
habe die Stimme der Musen zu schweigen, denn
Mars regiere jetzt die Stunde! Das gewaltige
Erlebnis des Krieges habe uns gezwungen, alle
Dinge umzudenken — unser Weltbild völlig neu
zu orientieren." Solche Bekenntnisse mögen zum
Teil persönlich echt und wahr empfunden sein,
zum anderen Teil enthalten sie aber nichts anderes
als das Eingeständnis eigener Schwäche. Soweit
moderne Kunstblätter und moderne Kunst in
Frage kommen, ist diese Ratlosigkeit auch begreif-
lich. Denn dieser moderne Kunstbetrieb, wie er
sich auch in unsererer verfahrenen Kunstpolitik
enthüllt, war in der Strömung internationalen
Kunsthandels jedem wind der Mode und jeder
Konjunktur des Marktes, jedem Manöver geris-
sener Kunstjobber und Makler preisgegeben. Das
„Lhaos" war also schon vor dem Kriege da. Der
impotente Futurismus und der von pinselvirtuosen
und technischen Raffineuren zu Tode gemalte
Impressionismus beweisen es. Daß diese natur-
und kunstlosen Gesellen gänzlich abgewirtschaftet
haben, bezeugen ihre jämmerlichen Produkte vater-
ländischer graphischer Kunstblätter. )ct, hätte es
noch irgendeines Beweises für diese im Innersten
leere und ausgeklügelte Kunst bedurft, so würde
sie durch diese jämmerlich armseligen Kriegs-
blätter erbracht. — Ästhetische Kaffeehauskriegs-
phantasien kriegsuntauglicher Schwabinger! Das
also ist das Kriegsmanifest der „Sturmleute, die
künstlerische Umwertung der massiven Dynamik
des Lebens in die Konstruktion und in eine ab-
strakte Oberfläche". Das ist die Materie Kandinskys
und Genossen! Ein neuer Beweis, wie kindlich
ratlos diese „neue Kunst" vor den Aufgaben der
Kunst unserer Zeit steht. Ls fehlt ihr an allem.

steht. Seine Medaillen sind nicht lediglich aus der
Liebe zur Form oder aus technischen Neigungen
hervorgegangen, sie sind vielmehr dem Bedürfnis
nach einen: gefühlmäßigen Ausdruck, nach der Ver-
körperung eines poetischen Gedankens entsprungen.
Der Künstler versteht, wenn auch bisweilen auf
Kosten einer naturwahren Zeichnung, vorzüglich
in den ihm zur Verfügung stehenden Raum zu
komponieren. Proben aus der stattlichen Anzahl
von Entwürfen sind auf den Tafeln 55 bis 58
wiedergegeben.

Ist die Empfindung unwahr, ist es auch die Form,
was bedeutet da das Schlagwort vom „Linrücken
in die Linie". Aber da raunt und rauscht es schon
wieder lieblich durch den Blätterwald: Zurück
zur altdeutschen Kunst, zu Dürer und Lsolbein.
Merkantilanpassungsfähig und geschmeidig, wie
der deutsche Kunsthandel und die durch ihn genas-
führten Künstler sind, nehmen sie auch bereits
die Richtung auf unserer Väter Werke, wenn uns
diese Strömung wenigstens den Sinnn für die
innere Ertüchtigung und Vertiefung erschlösse und
an Stelle des so problematisch gewordenen greisen-
haften Kunstschaffens wiederum Anschluß an unsere
geschichtlich gewordene Form, eine einfache, volks-
tümliche deutsche Kunst, brächte, wären wir glück-
lich. Ob dies der so unendlich differenzierten,
problematisch gewordenen Malerei gelingt?

Doch uns obliegt nicht so sehr die Sorge um Malerei
und Graphik, wir wollten nur daran zeigen, wie
symptomatisch ihr Gebaren und wie unzuläng-
lich ihre Leistungen in dem Augenblick geworden
sind, wo auf allen anderen Lebensgebieten ein
entschiedenes Erstarken aller Kräfte wahrgenommen
werden kann. Dieser Augenblick verlangt auch viel
mehr als alle anderen Künste, die Plastik. I""uer
war sie die Kunst nach dem Kriege. Denn man
forderte von ihr das nächste: Denkmäler! wie steht
es daher um unsere Plastik? wenn sie nur einer
jener Vorwürfe träfe, die wir gegen Malerei und
Graphik erhoben, wäre auch sie der kommenden
Aufgabe nicht gewachsen. Aber gottlob ist es hier
anders, Hier vollzieht sich eine entschieden auf-
wärtsstrebende Entwicklung im ruhigen Gehaben
selbstsicherer Kraft. In dieser Kunst, die sich bereits
im Zusammenarbeiten mit der Architektur glän-
zend bewährt hat, wird keine der unsicheren, ner-
vösen Stimmungen fühlbar. Überall ein ruhiges,
stetes, zielbewußtes Arbeiten. Überall, in München,

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