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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 65.1914-1915

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Steinlein, Stephan: Über neuere Dekorationsmalerei Georg Fuchs und Otto Rückert
DOI Artikel:
Buchner, Georg: Was soll der Künstler, der Maler, von der Chemie wissen?, [2]: eine Einleitung zur Materialkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.8768#0140

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nach der Skizze einer Dielendecke irn Pause Leitner
in Lichtenfels. Pier wirkt der schwarzstnrnpfe
Grund wohl weniger entschieden als sonst, aber die
Ornamentik samt dem Figurenwerk läßt gleichfalls
nichts von der schönen tonigen Wirkung der stumpf-
goldigen Gckerstimmung, die mit olivgrünem Ton
in Zeichnung und Schatten, weich trotz des Kon-
trasts zusammengeht, beurteilen. Die Balken stehen
grau zum Ganzen; die rechteckigen Füllungen in
dunklerem Blaugrau. Reiche Wirkung nrit wenigen,
aber überlegten Mitteln hat der
Entwurf für das Spielzimmer
eines Offizierskasinos. Auch hier
silhouettiert der schwarze Grund
im Druck, allerdings stellenweise
nur, zu entschieden. Die Tro-
phäen und das Figurenwerk
stehen Grün in Grün mit hell-
warmgrauen Lichtern gehöht;
der innere Grund steht in hel-
lerer, mit dem Ton der Lichter
verwandten Farbe Ton in Ton,
das Rahmenwerk außen und
innen bringt in starkem Blau
die einzige entschiedene Farbe

mit den Ornamentteilen der vier quadratischen
Innenfüllungen in die ruhige Gesamtwirkung der
ganzen Komposition.

Bürgt Georg Fuchs durch seine dauernde Arbeit
für die Praxis auf seine weise dafür, daß aus
seiner Werkstätte für das pandwerk taugliche
Kräfte hervorgehen, um nach ihrem vermögen
abermals weiterzuwirken, so darf man von der
ausschließlichen Lehrtätigkeit eines Mannes wie
Otto Rückert hoffen und erwarten, daß ihm dies
in größerem Maße für eine
Stadt wie Würzburg gelingen
wird, in der ein Tiepolo im
Schloß die schönen Zeugnisse
einer reifen Kunst hinterließ,
wir sind heute trotz allem
wieder auf dem Wege zu
Traditionen und zu einem
Können, das die letztver-
gangenen Generationen wohl
anstrebten, aber nicht besaßen.
Es bedarf nur der Ermunte-
rung durch Aufträge, um es
auch weiter zu entfalten und
höher zu führen.

Vas soll -er Künstler, -er Maler, von -er Chemie wissen!

Eine Einleitung zur Malmaterialkun-e von Georg öuchner, chemisch-technisches Untersuchungs-
laboratorium München

Die Reaktionsgeschwindigkeit ist abhängig von äuße-
ren Bedingungen. Dieselbe wird in erster Linie be-
stimmt von derKonzentration der reagierenden Stoffe
und einem Faktor K, der „Affinitätskoeffizient"
genannt wird, während die Änderung der Reak-
tionsgeschwindigkeit durch eine Variation der Kon-
zentration nur innerhalb gewisser Grenzen möglich
ist, ist die Möglichkeit der Variation des Faktors K
viel mannigfaltiger; dieser Faktor ist abhängig von
äußeren Einflüssen, wie Temperatur, strahlen-
der Energie, Druck, Lösungsmittel und der
Gegenwart von Fremdstoffen (katalytische
Beeinflussung), von allen Dingen, die sich mit
der Temperatur ändern, zeigt die chemische Re-
aktionsgeschwindigkeit die größte Veränderlichkeit,
denn in runder Zahl verdoppelt sich ihr wert bei
einer Temperatursteigerung, um to" C; dabei er-
fährt bei weiterer Temperaturzunahme die Re-
aktionsgeschwindigkeit eine Steigerung nach Art
einer Exponentialfunktion, so daß 20° den vier-
fachen, 30° den achtfachen wert usw. bedingen, so

daß also eine mäßige Temperaturerhöhung von
JOO0 die Reaktionsgeschwindigkeit auf ihren mehr
als tausendfachen wert steigert. Umgekehrt können
Vorgänge, welche bei höheren Temperaturen in
meßbarer Zeit sich abspielen, bei tieferen Tempera-
turen Jahrtausende zu ihrem verlaufe brauchen.
Da der Trockenprozeß der trocknenden fetten Gle,
wie z. B. Leinöl oder Mohnöl, nicht durch ver-
dunsten eines flüchtigen Stoffes, sondern durch die
chemische Reaktion einer Sauerstoffaufnahme be-
dingt ist, so war man früher der Ansicht (und ver-
lachte die gegenteiligen Äußerungen der Praktiker),
daß Leinöl gleiche Zeit in der Kälte als in der
Wärme zum Trocknen brauche. Die Erkenntnis von
dem Einfluß der Temperatur auf die Reaktions-
geschwindigkeit aller chemischen Prozesse ergab die
Richtigkeit der seinerzeit als unwissenschaftlich ver-
spotteten Beobachtung der Praktiker. Einen ganz
hervorragenden Platz nimmt die Einwirkung frem-
der Stoffe hinsichtlich der Reaktionsgeschwindig-
keit ein.

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