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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 65.1914-1915

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Steinlein, Stephan: Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.8768#0157

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Studie zur Treppenvorhalle Bieber & Hollweck

Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft

von Stephan Steinlein, München


er nn Frühjahr ^3 von den Architekten
Oswald Ed. Bieber und Wilhelm pollweck
an die Münchener Rückversicherungs-Gesell-
schaft schon nach dreizehn Arbeitsmonaten über-
gebene Bau war aus einem Wettbewerb von
K,56 Entwürfen mit dem ersten Preis hervorgegangen
und begonnen worden. Unter den Juroren

waren von Fachleuten die perren vr. Grässel, Pro-
fessor Or. Bestelmeyer und Professor vr. Fischer.
Mit Recht wurde nach seiner Vollendung über dieses
monumentale Bauwerk—von dem in diesenBlättern
hauptsächlich die Innenarchitektur abgebildet wurde
— geurteilt: daß es in seiner soliden Schlichtheit im
besten Sinne modern sei, in seiner strengen Sach-
lichkeit und der überlegtesten Vermeidung alles logisch
unbegründeten Schmnckwerkes; modern auch in der
Durchführung des Prinzips, daß dafür auch jedes
notwendig gewordene Schmuckmotiv, auch das ein-
fachste von Künstlerhand ausgearbeitet wurde.
„Luxus bedeutet in diesem Bau immer organische
Schönheit und Kostbarkeit ist darin nie anspruchs-
voll betont". . . . Besonders ward hervorgehoben:
„daß nirgend Dinge zum Schmuck verwendet wur-
den, die aus der Massenindustrie stammen."

Den Architekten stand an der stillen Kaulbachstraße
in der unmittelbaren Nähe einer Brückenüberfüh-
rung zum Englischen Garten ein mächtiger, nach
allen Seiten frei gelegener Komplex von *3,280 qm
zur Verfügung, wovon 50H0 qm zu überbauen
waren. Es galt für einen großgearteten, im Grunde

indes seiner Art nach stillen Betrieb, ohne großen
Publikumsverkehr, wie etwa bei Bankinstituten, eine
nicht geringe Zahl von Arbeitsstätten zu schaffen
und auch mit genügenden Erweiterungen, ohne
baldigen Neu- oder Anbau zu rechnen. So sind
denn auch in allen Stockwerken Reserveräume ge-
schaffen. Massivdecken zwischen den einzelnen
Stockwerken erlauben Zwischenmauern ohne nach-
träglich von Fall zu Fall notwendig werdende
Stützkonstruktionen einzubauen. Dies wurde kurz
nach Kriegsausbruch nötig, als man Räume des
ersten Obergeschosses als Lazarett einrichtete, das
von den Beamten des pauses zu trennen war.
Einhundertachtundneunzig Räume birgt die große
Anlage des Bauwerkes; darunter sind vier Burean-
räume für etwa je einhundert Beamte bei voller
Besetzung. Liner dieser kolossalen Räume des
zweiten Stockwerkes hat allein ein Ausmaß von
73 m Länge. Die englische Arbeitszeit von y29 bis
nachmittags erfordert insgesamt eine Pause
von einer Stunde für die Frühsttickszeit zwischen
\2 und \ Uhr. Zu dieser Zeit speisen in zwei
Abteilungen dreihundertfünfzig Beamte in einem
von vier rechteckigen Pfeilern getragenen Speise-
saal; Glastüren führen nach dem Garten, dessen
Gelände von der Gebäudefront in Stufen an-
steigt.

In den pöhendimensionen wurde der Bau in vier
Stockwerke geteilt, ohne indes bei großen Lichtöff-
nungen die herkömmliche Mietkasernenhöhe zu er-

\^

Kun)l und Handwerk. 65. Iahrg. Heft 8.
 
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