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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 65.1914-1915

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Bernhart, Max: Die Entwicklung der Münztechnik
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Bernhart, Max: Alois Börsch
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https://doi.org/10.11588/diglit.8768#0209

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Abguß in Eisen gefertigt. Mittels einer sinnvollen
Reduziermaschine, eine Art Pantograph, von dem
Franzosen pontamin erfunden, wird von diesen:
Lisenabguß ein kleineres, der Münzsorte entspre-
chendes Relief auf einen Stahlstempel abgenom-
men und vom Modelleur mit größter Sorgfalt
vollendet. Mit diesem Urftempel findet nun ein
Übertragen des Gepräges in weiche Stahlpfropfen
durch starke Stöße eines Senkwerkes oder durch
hydraulischen Druck statt. Bei dem bedeutenden
Druck, dem die Prägestempel (Matrizen) ausgesetzt
sind, ist es erforderlich, denselben durch vorsich-
tiges Härten die nötige Haltbarkeit zu geben. Die
Haltbarkeit ist sehr verschieden, 7000 bis so 000 Prä-
gungen. Mit der Stempelfabrikation verwandt ist
die Herstellung der Prägeringe, die aus gutem
Stempelstahl oder auch aus verbrauchten und aus-
geglühten Stempeln geschmiedet, ausgedreht und
gehärtet werden. Das prägen der Münzplatten
geschieht in der weise, daß man sie auf den Unter-
stempel legt und den Gberstempel mit großer Ge-
walt darauf preßt, so daß sich die Zeichnungen
genannter Stempel auf den Flächen der Platte
abdrücken. Zur Prägung dienen Prägemaschinen
verschiedenster Konstruktion. Zurzeit ist fast in
sämtlichen Münzstätten Deutschlands und auch im
Auslande vorwiegend die rotierende Kniehebel-
presse, die J8\7 von D. Uhlhorn in Grevenbroich

/Uois Sörsth

Zm Anschluß an diese Ausführungen über Münz-
technik möchten wir noch des Medailleurs des Kgl.
Hauptmünzamts München mit einigen Worten ge-
denken. Seit mehr als vierzig Zähren wirkt Alois
Börsch in seinem Amte. Wohl kaum ein Rind wird
es im weiten Deutschen Reiche geben, dem nicht
schon ein Geldstück, das aus einem von ihm ge-
schnittenen Stempel stammt, durch die Hand ging.
Abgesehen von dieser Tätigkeit als Münzstempel-
schneider, bei der er seiner Hand und seiner Kunst
nicht freien Lauf lassen kann, bei der er an eng-
begrenzte Gesetze gebunden ist, schätzen wir Börsch
auch als Medaillenkünstler. Eine Reihe vorzüg-
licher Arbeiten ist in seiner Werkstätte entstanden.
Teilweise schneidet der Künstler auch diese Me-
daillen wie die Münzen negativ in den Stahl-
stempel, ein Verfahren, wodurch uns das Zndi-
viduelle des Künstlers am getreuesten — ohne
die Vermittelung der reduzierenden Maschine —
wiedergegeben wird. Zum anderen Teil mo-
delliert Börsch seine Medaillen, läßt sich dann
von diesen Modellen in wachs oder Plastilin

am Rhein erfunden und seidem vielfach verbessert
wurde, in Gebrauch gekommen. Diese Maschine
hat den Vorzug, wenig Raum einzunehmen, dauer-
haft zu sein und keine Erschütterung der Umgebung
zu verursachen. Das Wesen einer solchen Maschine
besteht darin, daß die Münzplatten durch ein den
Prägering enthaltendes Ringstück (Köcher) auto-
matisch einzeln zwischen die Stempel der Maschine
festgehalten werden. Der Oberstempelträger kann
gehoben und gesenkt werden. Durch ihn wird der
Prägedruck ausgeübt. Der Unterstempel führt keine
Druckbewegung ans, sondern wird in dem Augen-
blick, wo der Druck des Gberftempels kräftig zu
wirken anfängt, automatisch horizontal um 3 Grad
gedreht, wodurch die Ausprägung nicht nur be-
deutend erleichtert (Kraftersparnis ca. 20 °/0),
sondern auch an Deutlichkeit und Schärfe ge-
winnt. Mittels sinnreicher Vorrichtungen werden
die Münzplatten zwischen die Stempel eingeführt
und nach der Prägung entfernt. Ze nach der
Größe der Münzen können in der Stunde 2^00
bis 4200 Stück geprägt werden. Nach der Prä-
gung werden die Münzen nach Fehlern durch-
gesehen, Gewicht, Gehalt und Durchmesser noch-
mals geprüft. Das fertige Geld wird in abge-
zählten kleineren Summen in Rollen, Beutel usw.
verpackt und gelangt durch die Kassen in den
Verkehr.

Eisengüsse unfertigen, die als Modelle zur Re-
duktion verwendet werden. Diese Modelle werden
durch eine Maschine, die nach dem Storch-
schnabelsystem arbeitet — in derselben Art, wie
oben bei der Reduzierung der Münzmodelle
geschildert ist — verkleinert. Die so erhaltenen
positiven Stempel werden durch Glühen er-
härtet und in einen Weichstahlblock eingelassen,
der dann wiederum erhärtet, als Matrize zur Aus-
prägung der reduzierten Medaillen verwendet wird.
Eine dritte Art, deren sich Börsch zur Herstellung
seiner Medaillen bedient, ist der Guß, ein Ver-
fahren, das heute bei einem großen Teil von
Künstlern wieder Aufnahme findet. Für die
Gußmedaille wird das Modell in wachs, Pla-
stilin oder in Gips in der Größe der späteren Me-
daille ausgeführt. Dieses Modell wird in Sand
oder Masse eingedrückt, und das so erzielte Negativ
dient dann als Form für den Medaillenguß. Be-
greiflicherweise ist dieses Verfahren bedeutend kom-
plizierter und kostspieliger als die Prägung, schon
aus dem einen Grunde, weil für jeden Medaillen-

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