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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 66.1915-1916

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Massengräber
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Berndl, Richard: Krieger-Gedächtnistafeln in Terrakotta
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https://doi.org/10.11588/diglit.7140#0085
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Massengräber

Die kleinen Grabmäler, welche in Reihen nebeneinander zu stehen kommen und ein Massengrab bilden,
sollen in der Regel eine höhe von 80— 100 cm nicht überschreiten und eine mittlere Entfernung von
80 cm erhalten, slls Material ist Gußeisen, Stein oder Getön, oder aber eine Kombination beider
das beste, die gußeisernen Male sind durch Mfarben-slnstrich gegen witterungseinflüffe zu schützen
und können daher farbig gehalten werden, die Schriften werden aufgemalt. Gei Steinmälern werden
die Schriften in den Stein eingemeißelt und mit einfacher Zarbe herausgefaßt,
die Anordnung solcher Massengräber ist eine außerordentlich mannigfaltige. In ebenen Terrains ist
eine Einordnung in allen geometrischen Formen möglich, wobei in deren Mitte oder an besonderen
Punkten größere Gedenksteine errichtet werden können, sluf hügeligem Terrain ist die Abteilung in
kleine Terrassen und kleine Treppenaufgänge vorzunehmen, die ein ausgezeichnetes stimmungsvolles
Sild ergeben, durch Umfriedung mit Hecken und entsprechende Sepstanzung mit Säumen kann die
intime und ernste Wirkung dieser Anlage außerordentlich gesteigert werden, Auf etwa vorhandene
Saumbestände ist größte Rücksicht zu nehmen. Sie sollen wie irgend möglich in die ganze Anlage mit
einbezogen werden. In jedem Zolle ist aber bei der Durchführung einer solchen Aufgabe unbedingt
der Rat eines Architekten einzuholen.

Rrieger-Heöächtnistafeln in Terrakotta

Zur Ausfübrung von Gedächtnistafeln für gefallene Krieger ist Terrakotta ein ausgezeichnetes und
billiges Material. Sie können sowohl im Äußern wie im Innern von Rirchen und öffentlichen Gebäuden
angebracht werden. Für das Außere ist der warme rotbraune oder graue Ton der Terrakotta mit
einfacher leichter Vergoldung vorzuziehen, die Tafeln sind dann in die geputzte wandstäche einzulaffen
und können durch hübsche Pflanzung zu sehr reizvollen Wirkungen gebracht werden. Im Innern können
die Tafeln farbig gehalten oder auch glasiert werden, so daß sie mit der einfachen oder reicheren Aus-
gestaltung des Raumes in Einklang gebracht werden können.

die Tafeln können für sich als Einzeltafeln mit bewegter Umrißlinie eingemauert werden, wobei die
einfache Aneinanderreihung in entsprechenden Abständen am schönsten wirkt. Oie Namen der Gefallenen
und die Daten ihrer Geburt und des Todes werden in die noch weichen Tontafeln mit einfachen
Suchstabenstempeln negativ eingedrückt. Die Einfaffungen können ornamentiert oder glatt gehalten
sein. Einfache Verdachungen zum Schutze gegen die Witterung sind zu empfehlen.

Erhalten die Tafeln eine rechteckige - quadratische - oder Rautenform, so können sie zu größeren
Tafeln zusammengesetzt werden. Dabei können sie mit Profilierung und ohne solche ausgeführt fein,
wenn fle Profile tragen, so entsteht durch einfaches Nebeneinandersetzen eine größere Tafel, wobei
die Profilierung der Einzeltafeln die Teilungsleisten bilden, werden dazwischen noch besondere Zier-
leisten oder Zierstäbe eingesetzt, welche in Rollentechnik hergestellt werden können, so werden reichere
Wirkungen damit erzielt. Sei solchen eingesetzten Aierstäben können die Namenstafeln auch ohne jede
Profilierung fein.

die reichste Ausgestaltung aber ermöglicht sich durch Hereinbeziehung der in Sapern heimischen Sack-
steinverzierungen, indem dieselben zu Sedachungen, Teilungen und Sekrönungen verwendet werden.
Die Möglichkeit dieser Anordnung ist eine unbegrenzte und kann bis zur reichsten Ausgestaltung ge-
steigert werden durch Zusammensetzung mit Aierstäben und Schmucktafeln, welche letztere mit den
Namenstafeln gleiche Größe haben oder aber auch kleiner gehalten werden können.

Sei den meisten unserer bayerischen dorfkirchen und kleinen Rathäusern der Marktgemeinden kann
durch eine entsprechende Kombination in der Anordnung der Gedächtnistafeln dem Eharakter der
Gebäude vollkommen Rechnung getragen werden, wobei stets eine würdige und ernste Stimmung
erreicht werden wird. In jedem einzelnen Fall ist es aber notwendig, den Rat eines erfahrenen
Architekten einzuholen, um die wichtige Auswahl des Platzes, die Größe der Tafel und deren günstigste
Silhouette zu bestimmen.

Richard Serndl.

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