Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 66.1915-1916

DOI Artikel:
Karlinger, Hans: Altes Kupfer
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7140#0187
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
wer etwas von der Geschichte des alten Rupfer-
hausrates wissen will, der muß bei zweien an-
fragen, dem Kupferschmied und dem Roch. Der
eine, der Hersteller, führt bis ins Mittelalter hin-
auf, der andere läßt sich direkt nicht viel weiter
verfolgen, wie bis zur Zeit der Renaissance,
voraus liegt die Rupferschmiedekunst von den
bronzezeitlichen Schichten des homerischen Ilion
bis zur antiken Rultur. Die vorgeschichtlichen
Stufen der Lfallstadtzeit förderten in ganz Mittel-
europa Erzeugnisse eines hochentwickelten Schmiede-
handwerks zutage, dem das Treiben und Nieten
der Bleche längst geläufig war. In Italien hat die
klassische römische Runst den Boden gelegt für die
spätere Blüte. Die Anfänge der Kupferschmiede im
Mittelalter sind dieselben wie die aller Gewerbe.
Klöster pflanzen zuerst die Tradition fort. Den
antiken Formenschatz erweitert ein neuer Zustrom
von Osten. Namentlich Werke des vorderasiati-
schen Rulturkreises aus dem Taurusgebiet — eines
der ältesten Schmiedeländer der Erde — gewinnen
starken Einfluß auf den Bau der mittelalterlichen
Geräte. Die gotische Schnabelkanne des *5. Jahr-
hunderts mit ihrem kugeligen Bauch, ihrem engen
Hals und dem langen, gebogenen Ausgußrohr ist

noch eine Erinnerung an alte Formen, die Persien
in den ersten Jahrhunderten christlicher Zeitrech-
nung besaß. Die gedrehten Bossen und pfeifen —
„Agle^buckel" nach den Körnern der Ackeleiblume
nennt sie das s6. Jahrhundert — sind dort früh
zu finden. Bis tief in die Renaissancezeit hat
dieser östliche Formenschatz einer sog. Völkerwan-
derungskunst auf unseren Hausrat und seine Ge-
stalt eingewirkt.

Rogerus von Helmershausen, der Verfasser der
Schedula des Theophilus, erzählt zu Beginn des
\2. Jahrhunderts zuerst ausführlicher von dem Um-
fang der technischen Arbeit, dem Gießen, Hämmern,
Kaltschlagen, Treiben und Schmieden. Die Sche-
dula entstammt bezeichnenderweise dem Rhein-
gebiet, einer der ältesten Arbeitszentralen der „Rot-
schmiede".

Das Rohmaterial ist Handelsware seit frühester
Zeit. In Böhmen wurde in karolingischer Zeit
auf Rupfer gemutet, am Harz — namentlich am
Rammelsberge bei Goslar — seit dem Ende des
\. Jahrtausends. Im Erzgebirge, in Tirol und
Ungarn kennt das hohe Mittelalter Bergbau auf
Rupfer, der teilweise zu großer Blüte gedieh, wie
etwa die Fuggerschen Minen in Ungarn, von dem

\78
 
Annotationen