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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 66.1915-1916

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Der Bayerische Kunstgewerbeverein und das Deutsche Warenbuch
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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.7140#0196
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Der Bayerische Runstgewerbe-Verein hält die Be-
zeichnung „Deutsches" Warenbuch für unzulässig
und irreführend, weil einerseits keinerlei Mandat
der berufenen deutschen Verbände zu der An-
nahme eines derartigen Titels vorliegt und ander-
seits nur ein ganz geringer Bruchteil der in Deutsch-
land erzeugten derartigen waren in dem Buche
Aufnahme gefunden hat.

Die Einführung einer halb geschäftlichen und halb
künstlerischen Wertmarke muß als ungeeignetes

und unzulässiges Mittel der geschmacklichen Er-
ziehung des Publikums betrachtet werden.

Der Bayerische Runstgewerbe-Verein glaubt, daß
sowohl unserer Aunstindustrie, wie unserem Runst-
handwerk stille, fleißige Werkstättenarbeit mehr not-
tut, als jene maßlose literarische Propaganda, welche
in letzter Zeit als eine krankhafte Begleiterscheinung
aller modernen Aunstbestrebungen zutage ge-
treten ist.

Chronik -es öaperischen Runstgewerbevereins

Neu aufgenommene Mitglieder:

s. Rurreck Martin, Maler, München.

2. Oberdörfer Eduard, Schreinermeister, München.

3. Roßmüller Georg, Schreinermeister, fpez. für Bauern-
möbel, München.

4. Walter Max, Rgl. Gberstabssekretär, Schloß Nymphen-
burg.

5. Pomberger-Wagner, Frau Elisabeth, Runstgewerblerin,
München.

6. Rubel Otto, Maler und Illustrator, Fürstenfeldbruck bei
München.

7. Förster A., R. R. pofkammlieferant, Wien I.

8. Mastaglio Luise, Runstgewerblerin, Landshut.

Vorträge:

Am Dienstag den 9. Dezember sprach perr Dr. Georg Jakob
Wolf über Adolf v. Menzels Friedrichsbilder. Der Vor-
tragende nahm den wo. Geburtstag Menzels (8. Dezbr. s8s6)
Zum Ausgangspunkt seiner Betrachtungen, um eben jetzt in
diesen Tagen vaterländischer Begeisterung an diesen Maler
echt deutschen Wesens zu erinnern. „Denn er besitzt recht
eigentlich die Eigenschaften, welche man deutschvölkisch nennen
kann: Sachlichkeit, Großzügigkeit in allem wesentlichen, Mut
und doch auch jene keusche llberlegsamkeit, die nichts blindlings
erregt nur um des Wagnisses willen."

Der Redner führte an der pand prächtiger Lichtbilder in Men-
zels Schaffen ein. voran ging eine Reihe von Zeichnungen,
Studien und Illustrationen zu Ruglers Geschichte Friedrich des
Großen. Dabei erläuterte Or. Wolf auch ein Stück Geschichte
des deutschen Holzschnittes im sg. Iahrhundert.

Wolf charakterisierte Menzels I^ustrationsweife folgender-
maßen: „Sie schließt sich nicht nur der Buchform an, son-
dern sie schließt den Buchinhalt auf. Menzel gibt der Phan-
tasie des Lesers selbständige Anregungen; auf einer nur wenige
Ouadratzentimeter großen Zeichnung weiß er eine zu einem
geistreichen Aphorismus zusammengefaßte Lharakteristik Frie-
drichs zu geben. Seine Illustrationen sind malerischer gezeich-
net als die meisten Rünstler zu Menzels Zeit gemalt hätten."
Der Vortragende zeigte dann Proben aus Menzels „Armee-
werk" und aus den Illustrationen zur großen Ausgabe von
Friedrich des Großen Werke.

Auf Menzels Tätigkeit als Maler eingehend, betonte Wolf
gerade im Gegensatz zu anderen auch die Bedeutsamkeit des
Stofflichen in Menzels Bildern, das immer im vollen Einklang

mit der malerischen Lösung der Bilder stehe. Seine interessanten
Ausführungen begleiteten Bilder der „Tafelrunde", das „Flöten-
konzert in Sanssouci"; „Friedrich und die Tänzerin Barbarin«";
„Der Rönig auf Reisen"; „Friedrich und die Seinen bei poch-
kirch"; die „Schlacht bei Leuthen"; „Rrönung Raiser Wilhelm
des Ersten"; „Eifenwalzwerk"; „Gastein" u. a. m. Die von
Liebe und eingehendem Verständnis zu Menzels Art und Wesen
getragenen, feinsinnigen Ausführungen des Vortragenden wur-
den mit Interesse und Beifall hingenommen.

Am ss. und tö. Ianuar sprach Herr Oberstleutnant I- Bau-
mann über seine Erinnerungen aus dem großen
Rriege.

Der beliebte Vortragskünstler, dessen fesselnde Lrzählungskunst
immer eine starke Anziehungskraft ausübt, gliederte seinen
Vortrag in zwei Teile.

Der erste Teil berichtete von dem Elend, das der Rrieg für
ein vom Feinde besetztes Land bringt; er schildert gewissermaßen
des Rrieges Häßlichkeit.

Der zweite Teil seines Vortrages galt dann der Schönheit dös
Rrieges: dem erhebenden Schauspiel der Begeisterung bei
der Mobilmachung, den vielen Beispielen herrlichen Opfer-
mutes, treuer Pflichterfüllung und Heldentums auf den
Schlachtfeldern, worin die ethischen und religiösen Seiten der
Menschennatur so schön und bedeutsam hervortreten.

Diese beiden Punkte bildeten gewissermaßen die Richtungs-
linien für die Romposttion des farbenreichen und erschüttern-
den Bildes, das der Vortragende vom Rriege entwarf. Das
Bild selbst bot dann im Detail eine Fülle interessanter Berichte
und Schilderungen von Ereignissen und Erlebnissen des Vor-
tragenden während der Schlachten in Lothringen, Gefechte
bei Luneville und Rümpfe vor Arras. Der Vortragende schil-
derte ferner die Rümpfe im- Artois, bei Lambrai, auf der
Lorettohöhe und bei Souchez, bezeichnete und erläuterte das
Wesen des Stellungskampfes im Schützengraben und die Ab-
wehr der großen vom Gegner wohl vorbereiteten Durchbruch-
versuche am 9. Mai t9w.

Zahlreiche prächtige Lichtbilder unterstützten seine in Form
und Inhalt gleich ausgezeichneten Schilderungen. Es gelang
dem Vortragenden, wie unser s. Vorsitzender Prof, Honig in
seinem Schlußwort hervorhob, ein ungemein fesselndes Bild
der Ereignisse , an der Westfront zu entwickeln, ein Bild, wie
es nur ein militärischer Sachverständiger zu geben vermag,
der zugleich ein berufener Berichterstatter und Vortragskünstler
ist. Dem nicht endenwollenden Beifall der Versammlung fügte
 
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