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so erstreckt sich der fruchtbare Einfluß der Schule
auch auf das ganze gewerbliche Gebiet des wer-
denfelser Landes. Lin solcher Einfluß ist gerade
in unserer Zeit ausgesprochener Bedürfnisse nach
sozialer Betätigung besonders wertvoll. Gelingt es
der Schule auch fernerhin, die begabten Söhne
des Landes, von der leider schon stark bemerkbar
gewordenen Oberflächenkultur des Fremdenver-
kehrs zu emanzipieren, und in ihnen wieder das
Bewußtsein für den wert und den Adel der Arbeit
zu wecken, so erfüllt sie auch jetzt wieder dieselbe
Aufgabe und dient in selbem Sinne wieder den
Bedürfnissen, die sie einstmals ins Leben gerufen
haben.

Zn folgendem Gelegenheitsgedicht im Ton
Hans Sachs, hat Fachlehrer Otto Blümel die
umfassende Tätigkeit der Schule anmutig und an-
schaulich geschildert, darum soll es auch als ein
Blumensträußchen zum Zubiläum hier einer: Platz
finden.

Zu Werdenfels im Baierland
Im Markte Partenkirch benannt,

Da man zählt achtzehn hundert jar
Und neun und sechzig im Februar
Hat man nach vielem Vorbedacht
Die Schnitzerschule aufgemacht.

An dieser Schuel wird viels gelehrt
was Kunst und Handwerk ehrt und mehrt:
Zuvörderst wie man schnitzt von Hand
Laub und Maßwerk, Spruch und Band,

Schnörklen, Bluomen und Getier
Rankenwerk, Vögel und darmit zier
Allerlei Hausrats: Rahmen, Schränk,
pfeiffen, Uhren, Stühl und Bank;

Zletzt aber, wie man ein Konterfei
Gder ein Statua außhaut
Aus ei'm Stück Holtz, daß, wer sie schaut
Vermeint, daß sie lebendig sei,

Darmit zu schmücken die Altär
Zu Gottes und der Künstner Ehr.

So wie Gott Vater im Paradeis
Den Adam bildte mit vielem Fleiß
Lehrt man allhin aus Leimen machen
Künstlich und wohlformierte Sachen,
Modell geheißen, die man nützt
Als Vorlag, daß man darnach schnitzt.
Darzue lernt er dann zum Beschluß
wie man abformt und macht den Guß.
Tisch, Bänk und Kästen, Stühl und Truhen
Aus Eichen, Achten, Nuß, Kirsch, Buchen
Von Holtz und Machwerks aller Gstalt
Mit Einlegarbeit oder auch gmalt
Schlicht einfach, oder mit Schnitzwerk viel
Gebeizt, poliert, wie's einer will,

Türn, Fenster, Täfer für die Stuben
Macht hie der Meister mit den Buben.

Der Schüler muß sich ferners fleißen
Mit Blei und Kohlen sauber reißen,

Daß er jeds Ding könn stellen für
Hin auf ein eben Blatt Papier,

Sodaß getreu und recht erscheint
wie ers dann auszumachen meint.

Auch lernt er sich mit Nutz bedienen
Der Winkel, Zirkels und der Schienen,
wie er mit Dusch die Feder führt
Zuletzt mit Färb illuminiert.

So lernt er viele schöne Ding
Die nützlich sind und nit gering.

Denn jede wahre Kunst bedeut
Daß sie uns bildet und erfreut,

Macht uns das Leben schön und reich,

Das sonst wär notig, arm und gleich.

Wettbewerb für ein neues Titelblatt „Run|t und Handwerk".

Das Preisausschreiben des Bayerischen Kunstge-
werbevereins vorn 6. Zuni *9*9 hatte eine rege
Beteiligung zur Folge. Eingelaufen waren gegen
*30 Entwürfe.

Das Preisgericht trat anr *5. Zuli zusarnrnen.
Anwesend waren Professor Fritz Schmid an Stelle
des verreisten Direktors Dr. Halm, Gberregierungs-
rat Maximilian Dasio, Professor Julius Diez,
Professor F. Ehmke, Kunstmaler Paul Renner
und Dr. Hans Karlinger. Kommerzienrat Martin
Rosental war durch Krankheit am Erscheinen ge-
hindert.

von den Entwürfen konnte eine größere Anzahl
von vornherein nicht in Frage kommen, da sie
in verschiedenen Farben hergestellt waren und
deshalb eine Vervielfältigung technisch mit zu
hohen Kosten verbunden wäre. Es war deshalb
nicht nur auf das notwendig plakatmäßige des
Umschlages, sondern auf einen technisch möglichst
einfach hergestellten Entwurf wert zu legen.
Die Zahl der rein graphischen Lösungen war
leider auffallend gering, namentlich lagen nur
wenige Entwürfe vor, die den Nachdruck auf die
Darstellung des Schriftkünstlerischen legten.

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